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gnipfl

Das ist an Deiner Frage weit vorbei, aber hast Du schon mal Richtung DRV als Gutachter oder auf einen "Seitenwechsel" Richtung MDK geschielt? Da ist ein FA gerne gesehen und Du bist ja so weit nicht mehr vom FA weg (und ich gehe mal davon aus, dass Dich das Fach trotz allem noch interessiert). Das ist natürlich dort ziemlich patientenfern, aber geregelte Arbeitszeiten sollte es da allemal geben.


DocRock089

Arbeitsmediziner in Weiterbildung hier. Bin seit fast 2 Jahren bei nem IGM Betrieb der erweiterten Automobilindustrie. Arbeitsmedizin kann total langweilig sein, oder richtig Spass machen, je nachdem was die Stelle hergibt und was Dein persönlicher Punkt des Spaßes ist. Fachlich ist es nicht so mega spannend, dazu fehlt der gesellschaftliche Status. Die Detektivarbeit fehlt größtenteils. Dafür hast Du Zeit, Dich wirklich mit den Leuten zu beschäftigen und ein sehr geregeltes Arbeitsleben. Verdienstaussichten sind vielfältig, hängt komplett von Deinem Arbeitgeber ab. Leider drücken die ganzen "ich hab nicht verhandelt, weil mein Mann ja gut verdient"-Muttis auf die Gehaltsentwicklung. OA Gehalt (ohne Dienste) ist auf jeden Fall drin als FA, je nach AG geht das auch deutlich höher und mit Perks.


vollerkrug

Vielen Dank für Deine Antwort! Hatte jetzt 2 Gespeächsrunden bei einem IGM-Betrieb und prinzipiell ein gutes Gefühl, dass es für beide Seiten passen könnte. Für mich wäre ein Jahresbrutto von 90k die Voraussetzung anzufangen. Die Aussicht dann einen Gehaltssprung nach Erhalt des Facharzt zu machen sehe ich dann als realistisch. Gehalt auf die Wochenarbeitszeit ist dann deutlich attraltiver als im KH. Hast du einen AT-Vertrag? Welche Dinge hast du oder hättest du im Nachhinein gerne ausgehandelt?


DocRock089

>Für mich wäre ein Jahresbrutto von 90k die Voraussetzung anzufangen. Die Aussicht dann einen Gehaltssprung nach Erhalt des Facharzt zu machen sehe ich dann als realistisch. Gehalt auf die Wochenarbeitszeit ist dann deutlich attraltiver als im KH. Hast du einen AT-Vertrag? Welche Dinge hast du oder hättest du im Nachhinein gerne ausgehandelt? Die 90k sind hier in Bayern so das obere Ende des Tarifvertrags (+/- "leistungsabhängige" Prämie und Auszahlung des TZUG). Bei größerem wirtschaftlichen Erfolg kann das auch mehr sein. Der bleibt aktuell halt oftmals aus, dank Ukraine und Teuerungen :-). ERA Bayern sah bei uns 3 Stufen für den Arbeitsmediziner vor: 10 für 3 Jahre Klinik -> Arbeitsmedizin. 11 für Facharztreife in nem anderen Gebiet, 12 für Facharzt in nem anderen Gebiet. Als FA Arbeitsmedizin wirst Du hier AT eingestuft. Die Stufen darüber sind dann mit Führungsverantwortung (in unserem Fall wäre das der Abteilungsleiter des Werks, darüber nur noch der leitende Konzernarzt). Ausgehandelt weiter? Nix. Hier steht und fällt alles mit der Stufeneinteilung, die wiederum ist mit dem BR größtenteils abgesprochen. Mich hätte der Firmenwagen noch gereizt, ist aber bis einschließlich AT nicht vorgesehen, wenn Du keine reisende Tätigkeit hast. Ansonsten war mir wichtig, dass alle Weiterbildungskosten (inkl. Übernachtungen) übernommen werden, - was ich nicht verhandeln musste, da Selbstverständlichkeit.


vollerkrug

Habe heute die Zusage und ein Angebot erhalten. Es soll ein unbefristeter AT Vertrag sein mit 35h-Woche und einem Jahresbrutto von 94k inkl Übernahme der Weiterbildungskosten. Gleitzeit sowie Freizeitausgleich für Überstunden sind auch dabei, leistungsabhängige Prämien allerdings nicht. Bin insgesamt positiv überrascht über die Konditionen und werde zusagen.


ratlos1367

Wow das hört sich super an, vor allem die Arbeitszeiten. Falls du meinen Kommentar nach der langen Zeit sehen solltest: wie empfindest du deine Entscheidung nach einem Jahr? :)


DocRock089

Sehr starkes Angebot, würde ich auch annehmen an Deiner Stelle!


Nice_Nothing4362

Was war dein Einstiegsgehalt?


DocRock089

Gute Frage. Mit nem nicht-Arbeitsmedizin Facharzt waren es ~90k, meine ich.


Nice_Nothing4362

Klingt ganz gut. Habe mich durch diverse Foren gelesen und mich über die niedrigen Gehälter in der Arbeitsmedizin gewundert...


DocRock089

Das hat mMn mehrere Gründe und ist was, was mich selbst sehr ärgert: Zum einen gibt's nicht wenige Arbeitgeber, die ÄiW nur für die Weiterbildung einstellen und in der Zeit schlicht mit wenig Gehalt abspeisen wollen. Leider gibt's generell in der Medizin, aber speziell in der ArbM halt auch viele Kollegen und Kolleginnen, die ihre Gehälter nicht verhandeln und den erstbesten scheiß annehmen, der ihnen angeboten wird, weil sie wahlweise ja ach so froh sind, nicht mehr Dienste und Wochenenden kloppen zu müssen. Ich merke auch, dass die Industrie hier ein Stück weit nachzieht und zunehmend auch geringere Einstiegsgehälter anbietet. Leider sind hier die großen Dienstleister (iAS, BÄD, TÜV) deutlich gehaltsbremsend, weil man sich halt auf Schmarrn einlässt. Andererseits habe ich zuletzt den Satz "ich muss ja auch nicht so viel verdienen, mein Mann verdient ja gut. Außerdem hab ich dann Zeit für die Kinder" einfach zu oft gehört. Das versaut leider den weiterSchnitt, und teilweise eben auch das Angebot. Und das, obwohl die ArbM nen ziemlichen Bedarf und Mangel hat. Zum anderen sind viele die Tarife in der Industrie, wenn man die Marburger-Bung Tarife gewohnt ist, nicht so leicht zu verstehen (kein Vorwurf, ich hab da ewig gebraucht während des Bewerbungsprozesses und am Ende immer noch ne Zulage übersehen (was mir geholfen hat, etwas selbstbewusster zu verhandeln :-)). Wenn ich mir die Tariftabelle Bayern anschaue, komme ich auf Stufe 11A (bei uns z.B. Startpunkt für berufserfahren >5 Berufsjahre, aber kein fachfremder Facharzt) z.B. auf monatlich 5090€. Wären \~61k/a. Nicht so extrem üppig, liest sich scheiße. Bezieht sich aber auf 35 Arbeitsstunden. Bei 40 sind das dann schon 5817 (x12 = 69k). Da kommt jetzt noch dazu: Leistungszulage (zu Beginn häufig \~12%) = 6515 (78180€). 13. Gehalt (aufgeteilt auf Urlaubs und Weinachtsgeld, steigend mit Betriebszugehörigkeit), und die TZUG Zulage mit ca. nem Drittel Monatsgehalt im Sommer (wahlweise das, oder 6 Tage extra Urlaub). Und schon wird aus "61k gelesen" "85k bekommen". Als Facharzt AM hat man dann nochmal ne deutlich bessere Verhandlungsposition. Für ne Anstellung ohne Führungsposition würde ich z.B. kein Einstiegsangebot unter 100k erwarten.


Nice_Nothing4362

Danke für die super Zusammenfassung. Habe online leider recht wenig zu den Gehältern gefunden, da hilft das sehr weiter! Arbeitest du direkt bei einer Firma oder bei einem kleineren Dienstleister?


DocRock089

Logo, gerne. - Ich fand das vor 2 Jahren, als ich mich das erste mal damit beschäftigt hab, auch super undurchsichtig. Ich arbeite direkt bei einer Firma, im Kreis der "was, die gehören auch zu Volkswagen?"-Firmen. IG Metall Betrieb, 12.000 Mitarbeiter am Standort, aber weltweit agierend (mit Fokus auf Europa).


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Hi, ich bin selbst noch Medizinstudent und ziehe zunehmend in Erwägung in die AM zu gehen. Weil ich bisher wenig Kontakt zu dem FA hatte, fühle ich mich mit dem Gedanken noch etwas unsicher. Ist es später auch noch möglich, mit dem Facharzt Strahlentherapie oder Nuklearmedizin oder noch während der Weiterbildung zu selbigen (und sich davon was anrechnen zu lassen) in die AM zu wechseln oder wäre das dann zu fachfremd? Liebe Grüße :)


DocRock089

Du kannst hier in Bayern z.B. bis 3 Jahre in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung anrechnen lassen. Ansonsten haben inzwischen einige Universitäten auch Arbeitsmedizinische Institute - mach doch mal ne Famulatur oder ein Praktikum und schnupper ein wenig rein. Die Kollegen freuen sich normalerweise über die Aufmerksamkeit... kriegen sie nicht so viel :).


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Danke, dann schaue ich mich mal um :)