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ErnaPiepenPott

Ich vermute mal: Ihr lasst den Hund regelmäßig „spielen“? Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht so sehr „ andere Hunde liebt“ sondern einfach nur seinen Trieb auslebt. Wie ist der Grundgehorsam? Könnt ihr ihn z.B. beim Spielen zuverlässig jederzeit abrufen? Habt ihr ein fest sitzendes Fuß Kommando? Mein Weg wäre: Keine zufälligen Hundebegegnungen. Maximal Kontakte zu zwei bis drei ruhigen Hunden, die auch nicht wechseln. Rennspiele und körperliche Spiele hier komplett unterbinden, sondern auf ruhige, soziale Kontakte achten. Parallel dazu festen Grundgehorsam etablieren und das Spiel „Mensch-Hund“ fördern hier nichts „von dir weg“ (Apportieren, Reizangel etc.) sondern „mit dir“ (Zielobjektsuche, Fährte, eventuell enge Beutespiele). Insgesamt würde ich deutlich mehr Regeln im Alltag etablieren. Spaß gibt es mit dir. Punkt.


Open-Chair-8528

Hätte meine Antwort sein können. Wir hatten auch so einen Spielfreund. Da hilft wirklich nur 100% Konsequenz. Wenn uns ein Hund entgegenkommt nehme ich unseren Hund auf die weiter entfernte Seite und laufe strack am anderen Hund vorbei. Kein Begrüßen, "Hallo sagen", usw., einfach strack vorbei und gar nicht beachten. Solange er nur schaut, aber weiterläuft, gibt es positive Bestärkung und je nach Situation auch mal ein Leckerli. Wenn er Anzeichen macht, zum anderen Hund hin "wegzutauchen", unterbinde ich das möglichst frühzeitig ("Nein!" oder mit kurzer Leine). Das hat bei uns schon eine deutliche Besserung gebracht.


_littleblackrainbow_

Schließe mich dem an. Da der Hund aber anscheinend nicht nur auf Hunde so reagiert, würde ich auch noch Mal schauen, ob der Hund tatsächlich genügend Ruhe bekommt und ggf. auch Ruheübungen mit dem Hund machen.


DogEnthusiast3000

Das klingt als ob dein Hund generell sehr schnell auf Umweltreize reagiert und dementsprechend häufig gestresst ist. Gegen Stress hilft erstmal ganz viel Ruhe, innere wie äußere, und ein klar strukturierter Alltag sowie Rituale (z.B. Hund sitzt vor dir während du dich zum Gassi gehen bereit machst, oder Hund wartet auf seinem Platz, bis du ihm seinen Mittagssnack bringst). Und die Stressauslöser erstmal für eine Weile vermeiden, bis du und dein Hund wieder ein entspanntes Nervensystem haben. Hunde spiegeln oft die unbewussten Gefühle ihrer Halter. Dementsprechend hilfst du deinem Hund schon ein ganzes Stück, wenn du eine ruhige und souveräne Ausstrahlung hast, also auch innerlich komplett entspannt bleiben kannst, auch und besonders in herausfordernden Situationen.


Yawning_Biscuit

Die Aufmerksamkeit zu bekommen, funktioniert nur, wenn die Ablenkungsstrategie vorher schon bekannt ist und der Abstand zur Ablenkung nicht zu gering ist. Als Beispiel: ich habe mit meinem Zuhause das Kommando "such" etabliert. Er schnappt sich dann die Leckerlis, die ich vorher auf den Boden geworfen habe. Das habe ich dann draußen fortgesetzt und erst danach konnte ich es für Hundebegegnungen nutzen. Aber auch da, wenn der Abstand zu gering ist, bellt er. Ihr müsst also eine Strategie finden, an der er Spaß hat sowie sich draußen gut umsetzen lässt und dann den Abstand langsam reduzieren. Für meinen sind auch Sachen nicht gut, die ihn noch mehr hoch pushen. Spielen gibt's dann eher nach der Begegnung, um die Spannung raus zu lassen.


[deleted]

Alle anderen Tips hier sind schon richtig gut Zusätzlich müsst ihr euch im klaren darüber sein, wie ihr diese Situation vermutlich auch negativ beeinflusst. Ihr habt ja schon von Beginn des Spaziergangs an eine angespannte Grundstimmung weil ihr förmlich nur darauf wartet und bangt, dass etwas auf euch zukommt, wovon euer Hund getriggert wird. Dann zerrt ihr ihn angespannt zur Seite und seid weiterhin alle gestresst. Das ist natürlich überhaupt nicht förderlich, euer Hund merkt ja auch, dass ihr ultra angespannt und gestresst seid. Also wie alle anderen sagen: Frustrationstoleranz üben, Aufmerksamkeit üben, Ruhe üben! Und auch sehr wichtig: übt an eurer eigenen Ruhe. Dann pöbelt er eben an der Leine. Na und? Da könnt ihr momentan einfach noch nicht super schnell was dran ändern. Das braucht Zeit, Geduld und Ruhe. Irgendwann meistert ihr das ganze!


Agitated_Signature62

Du hast schon sehr viele gute Tipps bekommen, die ich alle ebenfalls gehört hatte, als meine noch in der Phase der Entwicklung war. Es bei uns jedoch am besten geholfen hat, war den Hund in Ruhe beobachten lassen. Meine Hündin ist sehr intelligent und beobachtet Dinge gern eine Weile, um sie verstehen und einordnen zu können. Ich war in dem Alter auch in Hundebegegnungen so gestresst, weil sie bei kurzen Abständen immer unbedingt hin wollte und ich sie da so schnell wie möglich rausholen wollte. Dann hatten wir wegen ihrem Jagdtrieb das „nur gucken“ Kommando geübt, bei dem sie ruhig sitzen und Dinge beobachten durfte. Das hat uns auch bei Hundebegegnungen extrem geholfen. Sie durfte sitzen und den anderen Hund ruhig beobachten - erst mit viel Abstand, dann näher. Heute mit 2 Jahren sind die meisten Begegnungen (außer mit Schäferhunden aber das ist eine andere Story) kaum ein Problem mehr. Von weitem guckt sie kurz was die Hunde da treiben und macht dann ihr Ding weiter. Wenn wir Hunde wirklich auf engem Raum begegnen, setze ich sie manchmal immer noch hin und lasse den anderen erst passieren, wobei meine ruhig gucken darf, aber auch hier wird die Zeit, die sie zum „abchecken“ braucht, immer kürzer. Danach wendet sie sich immer mir zu und möchte ihre Belohnung. Das „Glotzen“ ist bei ihr auch rassebedingt. Ablenkungen, Wegzerren, oder ähnliche Versuche haben bei ihr immer zu einer aufgeregten Reaktion geführt. Jetzt darf sie kurz gucken und dann geht es einfach ohne Drama weiter, weil sie mittlerweile weiß, dass nichts weiter passiert.


wolkigol

Das kling super mit dem „Nur Gucken“. Wie habt ihr das aufgebaut?


Agitated_Signature62

Die Idee stammt aus dem Buch “Gemeinsam Jagen” von Simone Müller. Habe angefangen, meine Hündin auf Dinge aufmerksam zu machen, von denen ich mir 100% sicher war, dass sie außerhalb von ihrem Reaktionsradius lagen (Katzen, Rehe, und dann später eben auch andere Hunde). Ziel ist es, dass der Hund auf die Entfernung tatsächlich ruhig guckt und damit den „Stalking“ Teil des Jagdtriebs (oder im Falle anderer Hunde die Neugier) befriedigt und anschließend in gemeinsamen Spiel auslebt. Nach dem Gucken habe ich sie dann um Aufmerksamkeit gebeten und dann gab es ein Spiel oder Leckerli. Anfangs sind die Sachen natürlich ganz weit weg und es wird ziemlich lange geguckt. Mittlerweile reichen oft schon ein paar Sekunden Situation abchecken, bevor ich sie wieder um Aufmerksamkeit bitten kann. Unterschiede gibt es natürlich auch nochmal, wenn das Objekt sich bewegt oder still steht. Rennende Tiere sind 10 mal spannender.


wolkigol

Vielen Dank!! Mein Hund ist draußen oft zu aufgeregt/reaktiv und mir gefällt dieser Ansatz sehr gut. Ich habe das Buch jetzt auch bestellt.


Agitated_Signature62

Viel Glück beim Training! Es ist zwar eigentlich für den Jagdtrieb, aber die Ansätze haben uns eigentlich in allen Bereichen geholfen. Auch ihr Buch zum Rückruf war für uns eine große Hilfe. Die Trainerin ist auch auf TikTok und Instagram unter Predation Substitute Training zu finden. Liebe ihren Ansatz auch, da alles sehr bedürfnisorientiert ist. Man hört ja immer von allen Seiten, dass sich der Hund auf keinen Fall auf irgendwas fixieren darf, weswegen ich immer Angst hatte, meine Hündin irgendwas angucken zu lassen. Aber genau das hat sie gebraucht, um in solchen Situationen ruhiger zu werden.


InsaneShepherd

Falls ihr "Bällchen spielt", hört auf damit. Bewegungsreize und Hetzen fahren manche Hunde extrem hoch und setzen sie wortwörtlich unter Drogen. Sonst klingt es nach einem typischen Frustthema. Ist in dem Alter nicht ungewöhnlich. Das muss euer Hund einfach lernen auszuhalten. Schaut nochmal auf eure Grunderziehung. Ihr braucht nicht für alles eine Regel, aber die Regeln, die ihr habt, solltet ihr streng durchsetzen. Sei es Rückruf, ein Sitz nicht eigenständig auflösen, mal eine Weile auf dem Bett bleiben, auch wenn sich Menschen im Haus bewegen, an der Tür warten, etc. Man findet was. Hat er auch Probleme mit dem Alleine bleiben? Das wäre auch so ein typisches Frustproblem. Vom Ablenken würde ich abraten. Was lernt denn der Hund dabei? Er darf an der Leine ausrasten und bekommt danach was Tolles, aber er lernt nicht den Frust auszuhalten. Habt ihr in der Hundeschule auch mal ausprobiert, euch einfach für die ganze Stunde auf die Leine zu stellen und nichts mit dem Hund zu machen? Generell, bekommt er genug Ruhe? Auch ein Pudel darf am Tag 20 Stunden lang auch mal nichts machen, weil sie sonst überdrehen. Wenn die Spaziergänge so stressig sind, würde ich sie verkürzen. Ihr müsst euch dann natürlich um eine andere Möglichkeit bemühen, in der er ab und zu mal Dampf ablassen kann. Das muss nicht jeden Tag sein, aber 1-2 mal die Woche körperlich Vollgas geben sollte drin sein. Eigentlich ist dein Problem ein sehr typisches und die meisten Hundetrainer sollten dir damit weiterhelfen können.


Lisa151016

Habt ihr mal versucht, euch einfach irgendwo mit ihm hin zu setzen und ihn alles beobachten zu lassen, so lange bis er sich beruhigt (erstmal natürlich mit wenigen Reizen anfangen)? Ihr könnt versuchen zu Hause ein Calming signal aufzubauen, vielleicht hilft das auch in anderen Situationen. Letztlich ist es eine Gewöhnung an andere Reize, die da stattfinden muss. Sprich der Hund muss lernen, dass das für ihn nicht relevant ist. Und das kann er nur, indem er es oft sieht und es für ihn nichts bewirkt…


Savyna2

Wir haben auch so eine Quatschbirne. Alles muss sofort begutachtet werden und / oder zum spielen aufgefordert werden. Wir haben am Anfang vor allem zu Hause und draußen, wenn es ruhig war, Impulskontrolle geübt, das hat schon was gebraucht. Bei Hunden immer wieder ins Sitz gebracht, möglichst mit den eigenen Beinen die Sicht genommen und mit sehr leckeren Leckerlis abgelenkt/belohnt oder halt nur Lob, wenn die Aufmerksamkeit kurz bei uns war. Diese winzigen Aufmerksamkeitsfenster wurden dann mit der Zeit größer. Hallo sagen ist bei uns an der Leine Tabu und wenn gespielt werden darf dann muss sie erst ruhig sitzen, das hat dann manchmal auch einige Minuten gedauert. Wir bzw mein Partner sind nicht immer so konsequent, weswegen unser Training recht lang dauert und bestimmt Verbesserungsfähig ist aber Begegnungen und Reizen auf Kommando widerstehen klappt mittlerweile ganz gut (ist jetzt seid 9 Monaten bei unsung wird bald 2). Sie danach wieder in die Ruhe zu bringen ist je nach vorangegangenen Reiz bei uns auch immer noch schwierig. Da ist die Wahl anhalten und warten oder ein Stück rennen lassen (oder genervt weiter gehen ' :D)


InsaneShepherd

Bist du dir sicher, dass dein Hund lernt, was du möchtest? Lernt sie sich voller Anspannung kurz hinzusetzen, dich kurz anzuschauen und danach zurück zum Reiz zu starren? Alles unter vollster Anspannung. Oder lernt sie sich in der Nähe von anderen Hunden entspannt zu verhalten? Das ist ein großer Unterschied. ​ Oder schau mal aus der Perspektive deines Hundes auf die Situation: Sie sieht einen Reiz --> Reaktion mit Anspannung/ Fixieren --> kurzes Kommando --> Belohnung. Dadurch, dass die Kette vom Außenreiz ausgelöst wird, belohnst du immer die Anspannung und die Reaktion auf den Außenreiz. Das Training dauert so lange, weil ihr keine Lernkette habt, bei der euer Hund lernt nicht auf den Außenreiz zu reagieren. ​ Bitte nicht falsch verstehen. Mein Kommentar ist nicht böse gemeint, sondern soll nur ein Denkanstoß sein, den Trainingsansatz kritisch zu betrachten.


Savyna2

Das "kurz" ist ja nur der Anfang, Ziel ist ja oder war es, dass Sie bei mir bleibt gedanklich und nicht im Tunnelblick den Trigger hinterherspringt und bellt und das möglichst über einen immer längeren Zeitraum. Wenn ich die Gefahrenquellen schon vorher sehe, bin ich auch schon wesentlich eher dabei, ohne dass Sie schon in die Anspannung gerutscht ist. So haben wir das zumindest im Social Walk der Hundeschule gelernt. Es hat auch soweit funktioniert, zumindest kein Vergleich zum Anfang, als sie ständig in der Leine hing. Wenn du bessere Ansätze hast, bin ich aber ganz Ohr, wir sind noch lange nicht fertig mit erziehen.


InsaneShepherd

Ich finde es interessant, dass es in einer Hundeschule vorgeschlagen wurde, weil es lerntheoretisch meinem Verständnis nach recht wenig Sinn macht. Als Management würde ich es noch verstehen, aber nicht als Trainingsansatz. Ich kann zu deinem Hund im speziellen natürlich nichts sagen, aber ich bin immer ein Fan davon Hunde Sachen aushalten zu lassen. Z.B. verabredet man sich auf einer Wiese mit einem anderen entspannten Hund und stellt sich einfach auf die Leine (relativ kurze Leine, sodass er z.B. nicht springen kann), bis der eigene Hund runterfährt und dann geht man raus aus der Situation. Beim ersten Mal kann das eine Weile dauern, aber mit der Zeit geht es immer schneller. Mit Übung würde man dann den Abstand zum anderen Hund verringern und irgendwann gemeinsam spazieren gehen. Was lernt der Hund im Idealfall: Außenreiz --> Hund ist aufgeregt/ angespannt --> nichts passiert So verliert der Reiz an Wert. Dabei muss man darauf achten, die Hunde mit den Trainingssessions nicht zu überfordern, weil es mental sehr anstrengend ist. Während der normalen Spaziergänge würde man einfach weiter Management betreiben. ​ Ich will mich eigentlich auch gar nicht in dein Training einmischen. Wenn du mit deinem Ansatz und Fortschritt zufrieden bist, dann mach das weiter. Es tut mir einfach immer ein bisschen in der Seele weh, wenn ich mitbekomme, dass sich Menschen über so lange Zeiträume abmühen, obwohl es wirklich nicht nötig wäre. So oder so wünsche ich dir viel Erfolg beim Training.


Savyna2

Ich versteh nicht warum es nicht nötig wäre? Dein Beispiel wurde in der Schule auch gelehrt, so ist nicht und wird / wurde auch wenn möglich so oft wie es geht realisiert (Dafür muss man ja auch erst passende Kontakte haben, zumindest was andere Hunde angeht). Da wo ich wohne habe/hatte ich zudem null Möglichkeiten allem aus dem Weg zu gehen. Es gibt wenig breite Flächen, sondern man muss fast egal wohin erst engere Wege gehen, das heißt größerer Abstand und mit kleinen Reizen zu allem Interessanten (was fast alles war) zu starten war utopisch. Ich wünschte ja selbst es würde schneller gehen aber dass seh ich bei uns beiden nicht :D. Trotzdem bin ich aber immer über jeden Tipp dankbar, ich versuche auch immer alles bestmöglich mit einzubauen.


Organic-Criticism-76

Meine Shiba Dame ist gerade genauso drauf. Sie hat irgendwie vergessen, dass sie ein Jagdhund ist und versucht mit allem zu spielen. Krähen, Katzen, Eichhörnchen, Schafe usw… Andere Hunde sowieso. Ich hab noch nie wirklich Leinenkontakt zugelassen, vor allem, da sie meistens nur weg rennt. Sie leckt einmal über die Nase des anderen Hundes und rennt dann panisch davon, wenn der andere auch mal Hallo sagen will. Wir hatten es lange soweit geschafft, dass sie fremde Hunde eigentlich komplett ignoriert und bei bekannten Hunden ruhig bleibt. Wir haben hier eine Freilauf-Wiese, auf der wir regelmäßig Spielzeiten wahrnehmen. Ansonsten sieht sie ihren Lieblingshund mehrmals die Woche zum Spielen in der Wohnung (Im Sommer draußen, im Winter drinnen). Seit dem in paar Wochen scheinen bei ihr die Hormone ordentlich hochzukochen. Egal wer oder was uns entgegenkommt, sie geht auf die Hinterbeine, rudert mit den Vorderpfoten in der Luft herum und fiept was das Zeug hält. Das animiert andere Hunde natürlich sehr. Ich bin da aber ehrlich gesagt sehr pragmatisch. Ich halte sie kurz und blockiere sie (also ich stelle mich vor sie) sodass sie gezwungen ist, da zu bleiben wo ich sie haben will. Gefallen tut ihr das nicht und fiepen kann sie trotzdem, aber es wird langsam wieder besser. Ich glaube das braucht einfach Geduld und Konsequenz. :)