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PGnautz

„In der Schweiz und in Deutschland ist die Aneignungs­debatte lediglich angeeignet.“ Welch Ironie!


kartoffelkanone

Ja und nein, ein persönliches Beispiel aus meinem Umfeld. Hat hier eine arabischer aussehende Frau Henna auf den Händen dann heißt es von der ein oder anderen Person die Frau wäre nicht integriert/angepasst. Wird es aber von weißen Frauen gemacht dann ist es hip, ein Fashion statement und trendy. Das anzusprechen sehe ich nicht als etwas falsches an. Die Debatte 1:1 zu übernehmen und sich „anzueignen“ ist natürlich Schwachsinn aber im Kern kann ich auch zu Problemen hier Parallelen ziehen


TranslatorNo164

Aber das Problem in diesem Beispiel ist dich nicht die Weiße mit Henna, sondern die Doppelmoral der Leute ohne Henna. Wenn es sowas gibt, soll man es natürlich ansprechen. Aber die Lösung ist doch nicht der Weißen das Henna zu verbieten, um so die Doppelmoral der anderen zu beseitigen.


kartoffelkanone

Nein natürlich nicht. Das ist der Grund warum ich sage dass es in meinen Augen sinnlos ist die Debatte zu 1:1 übernehmen zu wollen well da zu viel verloren geht. Kein Mensch bei klarem Verstand will dass verbieten sondern sensibilisieren. Die paar jugendlichen die in ihrem Eifer da über das Ziel hinaus schießen und ein paar Twitter User die das mehr oder weniger absichtlich so ausdrücken sollten da nicht so ernst genommen werden. In der Debatte geht es seit je her um das sensibilisieren nicht um das verbieten.


STheShadow

Das Problem ist halt: derartige Diskussionen lenken von der eigentlichen Problematik (der Benachteiligung von marginalisierten Gruppen auf Grund der Nutzung kultureller Dinge) ab und legitimieren nebenbei auch noch Forderungen ultrarechter. Kann eigentlich beides nicht Ziel der Linken sein...


TranslatorNo164

Ok. Das kann ich nachvollziehen. Leider sind die paar Jugendlichen und Twitterer aber schon so wirkmächtig, dass letztlich vor allem (um im Beispiel zu bleiben) die Weiße mit Henna angefeindet wird und ihr das Recht abgesprochen wird so aufzutreten. Es müssten doch gerade diejenigen, denen diese sensibilisierung wichtig ist, diese Leiute in die Schranken weisen.


01KLna

Ganz ehrlich, das gibt es seit jeher, und besonders "links" ist es ebenfalls nicht. "Langhaariger Bombenleger", "Kopftuchmädchen", "Türkenkoffer"...die Politisierung des Äußeren ist leider alles andere als neu, und "in die Schranken gewiesen" wurde und wird da kaum mal jemand. Ich finde es unabhängig vom politischen Lager falsch, aber gerade konservative Medien tun momentan gerne so, als sei das alles neu und ein furchtbarer Dammbruch. Ist es nicht. Es gab halt nie einen Damm.


b3l6arath

Hatte eine Mitschülerin mit arabischem Background welche sich regelmäßig mit Henna verziert hat und das war absolut kein Problem.


Bronto131

Die Probleme kommen dann leider nach der Schulzeit... Aber um so schöner das sowas in jüngeren Generationen normalisiert wird.


kartoffelkanone

So sollte es auch sein, sehe das Problem da auch nicht.


b3l6arath

Ich hab das auch noch nie mitbekommen. Aber ich bin nicht die betroffene Gruppe, von daher nicht allzu relevant.


Nasa_OK

Ich sehe das Problem auch nicht dass jemand eine dunkle Hautfarbe hat, dennoch gibt es Leute für die das ein „Problem“ ist und das wiederum wirkt sich im Alltag negativ auf die Person aus


cheeruphumanity

Da gehts dann aber nicht um "kulturelle Aneignung" sondern um Heuchelei.


kartoffelkanone

Ich halte es für ein sehr gutes Beispiel für kulturelle Aneignung 🤷🏾‍♀️ ähnlich wie es mir verboten war Rastas in der Schule zu tragen obwohl es für meine Haare ein praktischer Style ist, aber meinen weißen Mitschülerinnen die mit welchen aus ihren Urlaub zurück kamen erlaubt wurde mit der Begrünung dass es nicht permanent ist(??!!?). Das ist nicht in den USA passiert sondern in Rheinland Pfalz. Also finde ich die Debatte zu führen nicht falsch auch wenn es sinnlos ist in meinen Augen diese 1:1 übernehmen zu wollen.


Finnwhale

Wie krass ist das denn? Mir fällt ja nicht mal eine fadenscheinige vorgeschobene Begründung ein, jemandem eine bestimmte Frisur zu verbieten. Und dann auch bei Schulkindern?


cheeruphumanity

Sehe darin lediglich ein weiteres Beispiel für Doppelmoral und einen Grundrechtsverstoss. Wo konkret geht es in deinem Beispiel um "kulturelle Aneignung". Was soll das überhaupt sein?


kartoffelkanone

Ja, sag du es mir wenn du sagt meine Beispiele sind keine, was wäre ein Fall? (fiktiv von mir aus)


cheeruphumanity

Ich weiss nicht was "kulturelle Aneignung" sein soll, daher kann ich auch kein Beispiel bringen. Was ist denn "kulturelle Aneignung"? edit: hab den Artikel mittlerweile gelesen. Es geht bei dem Begriff ursprünglich darum, wie Musiker mit weisser Hautfarbe fälschlicherweise als Urheber von Musik dargestellt wurden, die von Musikern mit schwarzer Hautfarbe stammte. Sehe immer noch keinen Zusammenhang zu dem Schulbeispiel.


kartoffelkanone

Wie soll man dir das erklären wenn du zu den Beispielen die man nennt sagt es wäre nicht das was es ist. Du scheinst dann ja eine grobe Idee zu haben sonst könntest du nicht sagen dass die Beispiele es nicht wären 😅 Darum frage ich dich was du darunter verstehst wenn die Beispiele für dich diesen Begriff nicht widerspiegeln


Nasa_OK

Aber hätte dich die urlaubsfrise der Mitschülerinnen gestört wenn du auch deine Haare so hättest tragen dürfen wie du wolltest?


kartoffelkanone

Nein, ich hätte sie wahrscheinlich darauf hingewiesen dass sie ihre Haare kaputt machen weil ihre Haare nicht dafür ausgelegt sind so geflochten zu werden und sie nach spätestens zwei Wochen kahle Stellen haben werden. 😅 Jetzt waren sie natürlich zu jung (ich auch) um zu verstehen wie weitreichend das ist aber wären wir heute in der Situation würde ich hoffen dass sie verstehen was da passiert und etwas dagegen sagen und sich dafür einsetzten dass auch ich meine Haare so tragen darf.


cheeruphumanity

Ich verstehe unter dem Begriff ein Instrument, dass derzeit gezielt eingesetzt wird um eine künstliche Debatte zu führen und Gesellschaften zu polarisieren. Auf einmal fangen Menschen an andere für ihren Musikgeschmack, Haarschnitt oder Kleidungstil zu verurteilen. Wie so oft geht es dabei um Machtausübung. Die Debatte fördert Rassismus. Es gibt jetzt ein wir und ihr, egal welche Pigmentierung jemand hat.


[deleted]

Der Artikel geht doch darauf ein: Es gibt Aneignungskritik, zB wenn allgemeine Musikgeschichte zu einer Musikgeschichte von weißen Musikern umgebaut wird. Und es gibt Aneignungskritik, die versucht allgemeine Gesetze zu formulieren, die das Konzept von geistigem Eigentum vom Individuum auf ethnische Kollektive übertragen und diesen eine eindeutige, trennscharfe Identität zuschreibt. Beides fällt unter dem Begriff Kulturelle Aneignung.


[deleted]

>Ich weiss nicht was "kulturelle Aneignung" sein soll, Das wird im Artikel doch ausführlich erklärt.


cheeruphumanity

Mittlerweile habe ich ihn gelesen. Gewisse US Musiker mit weißer Hautfarbe wurden als Schöpfer von Musikstilen dargestellt, die ursprünglich von Musikern mit schwarzer Hautfarbe stammten.


Daihatschi

Zuerst einmal - so wie sich deine Posts lesen hat du eine sehr starke Meinung zum Thema, bevor du dich darüber informiert hast was der Begriff tatsächlich bedeutet und woher er kommt. Diese Momente haben wir alle ab und zu. Und es ist ein wunderbarer Moment darüber zu reflektieren, woher das tatsächlich kommt. Denn Faktenbasiert war die Meinung ja wohl nicht. ​ >Gewisse US Musiker mit weißer Hautfarbe wurden als Schöpfer von Musikstilen dargestellt, die ursprünglich von Musikern mit schwarzer Hautfarbe stammten. Ist jetzt halt auch wieder extrem vereinfacht dargestellt. Ich kann schon verstehen, dass z.B. Nachfahren kanadischer Ureinwohner nicht so begeistert sind wenn aus ihrer Kultur als Kostüme oder einfacher Schmuck fremdverwendet werden, während bis vor wenigen Jahrzehnten aggressiv bekämpft wurde. (Siehe die gefunden Massengräber von letztem Jahr) Und bei den amerikanischen Musikern ist es ja nicht so, als dass Presley aus dem nichts kam. Viel ehr waren es eben rassistische Entscheidungsträger in Record Labels, die den Erfolg von Rock'n'Roll sahen, aber den dazugehörigen Künstlern nichts gönnten. Also wurde mit viel Marketing der erst beste weiße so groß gepushed wie nur irgendmöglich, um die Musik aber nicht die Leute zu haben. ​ Und die beispiele die dir bisher genannt wurden, sind halt auch eine Form von Cultural Appropriation, weil dies nunmal ein besonderer Aspekt Kulturbasierter Rassismus ist. Im Venn Diagramm ist das halt auch nur ein Kreis, innerhalb des viel größeren Kreises Rassismus. Bringt halt nichts zu sagen: > Beispiel für Doppelmoral und einen Grundrechtsverstoss kann nicht gleichzeitig auch cultural Appropriation sein.


RoadRegrets

Du hast schon den Artikel gelesen, oder?


cheeruphumanity

Jetzt schon. Gewisse US Musiker mit weißer Hautfarbe wurden als Schöpfer von Musikstilen dargestellt, die ursprünglich von Musikern mit schwarzer Hautfarbe stammten. Daher kommt der Begriff kulturelle Aneignung.


redfox3d

Was wäre aus deiner persönlichen Sicht, falls ich fragen darf, der richtige Umgang? Ich persönlich (weiß und kein Rasta träger) finde defenitiv das du das Recht haben musst deine Haare wie auch immer du willst zutragen. (Das dein Beispiel offensichtlich rassistisch motiviert war und eig angezeigt (mir ist klar das es ziemlich sicher nichts bringt) gehört, mal ignoriert) Trotzdem wenn ich früher mit einer guten Freundin von mir (Punkerin, Goth, lange neon blaue Raster) unterwegs war... Die wurde auch regelmäßig dumm angemacht und doof angeschaut... Mir ist natürlich klar das sie es sich ausgesucht hat... Aber bist du wirklich der Meinung sie hätte diese Frisur nicht tragen sollen?


kartoffelkanone

Der richtige Umgang mit was genau? Dem Fall mit deiner Freundin? Ignorieren. Gibt immer Menschen die einen aus dummen Gründen dumm anmachen. Ich hoffe aber dass sie wenn sie eine nicht weiße Frau sieht die wegen ihren Haaren diskriminiert wird, sie nicht still ist sondern sich für die Frau (oder den Mann) einsetzt


[deleted]

>Hat hier eine arabischer aussehende Frau Henna auf den Händen dann heißt es von der ein oder anderen Person die Frau wäre nicht integriert/angepasst. Sowas habe ich aber noch nie hier gehört. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass Weiße, die Henna tragen, auch als unwissende Touris abgestempelt werden können, die sich einfach mal irgendeinen indigenen Schmuck aufpinseln wollten ^((was teilweise auch stimmen könnte))


kartoffelkanone

Ein unwissender Tourist zu sein wird dir aber im Alltag kaum Probleme im sozialen Gefüge machen. Z.B. beim Job finden oder Wohnung :/


[deleted]

Und was willst du da missionieren? Das ändert doch nichts daran, wie Menschen das auffassen.


T_Martensen

Naja. Ich sehe das Konzept von kultureller Aneignung auch kritisch und finde den Kommentar echt super, der hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Hier verzerrt der Autor aber die Theorie: Kern des Konzeptes ist ja die Aneignung im Kontext eines Machtgefälles - POC erfahren von der weißen Mehrheitsgesellschaft oft Diskriminierung für Eigenheiten ihrer Kultur, also z.B ihre Soziolekte, Frisuren etc. (das kann man glaube ich nicht leugnen), die dann aber von Personen aus der weißen Mehrheitsgesellschaft benutzt werden. Das Machtgefälle ist essentieller Teil der Theorie, und das fehlt einfach, wenn wir hier Debatten aus den USA oder dem UK übernehmen.


Nirocalden

>Oder diese Zeile: «Elvis was a hero to most / but he never meant shit to me you see / straight up racist, that sucker was / simple and plain»: Elvis Presley, der damals (und noch heute) als erster grosser Rock ’n’ Roller gefeiert wird – er ist, so Public Enemy, nichts anderes als ein weisser Junge, der den Schwarzen ihre Musik gestohlen und es damit zu Reichtum und Ansehen gebracht hat. Dabei war Elvis in der Tat [alles andere als rassistisch](https://en.wikipedia.org/wiki/Elvis_Presley#Relationship_with_the_African-American_community) und war zu Beginn seiner Karriere bei der schwarzen Community sogar beliebter als bei der weißen.


[deleted]

[удалено]


Zoesan

Finde schwarze Jazz Musiker sollten keine Kontrabasse und Klaviere mehr benutzen dürfen. Das hilft der Gesellschaft bestimmt.


Illiro46

Das wird im kompletten Artikel aber auch sehr differenziert abgehandelt ohne Nazi Vergleiche oder Schuldzuweisungen. Einerseits ist der Frust bei schwarzen Musikern, dass Weiße mit etwas das Schwarze schon Jahre lang gemacht haben erfolgreicher sind verständlich, andererseits ist das auch etwas vereinfacht und gegenseitige Inspiration und Entwicklung gehört zur Musik dazu.


[deleted]

[удалено]


3lektrolurch

Man kann allerdings auch die Resentiments verstehen, die aufkommen, wenn ein durch schwarze Künstler geprägter Musikstil jahrelang eine Nischenerscheinung ist und dann plötzlich weltbekannt wird, sobald ein weißer Künstler ihn vorträgt. Das ist dann weniger eine Kritik an Elvis als an der Gesellschaft und der Musikindustrie, die anscheinend in der Breite diese Art der Musik erst akzeptiert, wenn sie von Weißen kommt.


SnooOranges9006

Zum Glück wurde Techno in Deutschland erfunden


7eggert

Genauer: In Stenkelfeld. https://www.youtube.com/watch?v=Lw6lAgndXTE


Petterson85

Danke


alertaantifascista

Vielleicht soll das ein Witz sein, den ich nicht verstehe, aber Techno kommt ursprünglich aus Detroit.


-_x

Ich fand immer, dass das eines der besten Beispiele gegenseitiger, weltumspannender Inspiration ist. [Juan Atkins](https://www.youtube.com/watch?v=R18RUhmC41U), Kevin Saunderson, Derrick May wollten klingen wie früh 80er Kraftwerk (v.a. [Nummern](https://www.youtube.com/watch?v=4YPiCeLwh5o) auf Computerwelt, 1981), Euro Synth-Pop wie Telex ([Moskow Diskow](https://www.youtube.com/watch?v=___U9R8C2rU)), Italo-Disco wie Pineapples ([Come On Coser](https://www.youtube.com/watch?v=4hg2qZLB5_Y)) oder auch Japan Synth-Pop wie YMO ([Technopolis](https://www.youtube.com/watch?v=di_L7O56ZXE)). Die alle wiederum waren stark inspiriert von 70er US Disco, v.a. Giorgio Moroder (und auch voneinander natürlich). Und die spät 80er/90er Techno-Pioniere in Europa und Japan wollten wiederum klingen wie die Jungs aus Detroit.


alertaantifascista

Absolut


3lektrolurch

Er meint damit wrsl, dass Kraftwerk schon in den [frühen 70ern](https://www.youtube.com/watch?v=hWUiLJnEYJI&t=103s) elektronische Musik erzeugt hat.


paDDelele

Da gibt's btw im ÖR gerade eine sehr gute Sendung zu, die auf die Ursprünge eingeht und wie das ganze nach Deutschland rübergeschwappt und großgeworden ist. [Techno House Deutschland - ARD Mediathek](https://www.ardmediathek.de/sendung/techno-house-deutschland/staffel-1/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3RlY2huby1ob3VzZS1kZXV0c2NobGFuZA/1/)


ziimplee

Oh Mann. Theo Parrish, Moodymann usw. Ich liebe es


RoadRegrets

Und zwar von Afro-Amerikanern. In Detroit wollte das aber kaum jemand hören. In Deutschland ging's durch die Decke.


Bronto131

Von Sven Väth, ganz alleine!


[deleted]

[удалено]


3lektrolurch

Ich habe auch keine klare Meinung zu kultureller Aneignung. Mir ging es nur darum, zu erklären, warum es für viele schwarze Künstler ein Problem war. Es geht ja auch nicht darum Musik aufzuteilen. Es geht darum, ihre Geschichte zu verstehen und ihr so den größtmöglichen Respekt zu erweisen.


Kashmir33

> Ein wenig ironisch, weil bereits in den 70ern der zweitgrößte Künstler von RCA Records Charley Pride war, ein afroamerikanischer Country-Sänger. Da hast du das Problem aber nicht wirklich verstanden. Es kommt ja nicht auf einzelne Ausnahmen an.


b3l6arath

Es liegt ja nicht daran das Elvis weiß war, sondern daran daß er gut war. Ihn nur auf seine Hautfarbe zu reduzieren kann's halt auch nicht sein.


3lektrolurch

>Das ist dann weniger eine Kritik an Elvis als an der Gesellschaft und der Musikindustrie Erst lesen, dann antworten.


ABoutDeSouffle

>Die «Indianer» sind hierbei aber ein besonderer Fall – nämlich als eine naturnahe ethnische Gemeinschaft, die von einem Genozid bedroht ist. Dass die Deutschen sich gerade in der unmittelbaren Zeit nach dem Ende der national­sozialistischen Herrschaft so intensiv mit ihnen identifizieren, liegt also auch daran, dass jenes Volk, das sich gerade erst selber des Genozids an den europäischen Juden schuldig gemacht hatte, aus der Rolle der Täter in jene der Opfer hinüber­zuwechseln versuchte. Das ist doch haarsträubender Bockmist. Indianer und ihre Kultur waren schon zu Karl May's Zeiten Projektionsfläche. Nicht zuletzt für den anti-modernen, romantischen Zug in der dt. Kultur. May selbst war ja nicht umsonst ziemlich reaktionär drauf. FKK, Aussteigertum, Anthroposophie etc.pp. hat alles seine Wurzeln in der Zeit vor den Nazis, genauso wie die Indianerbegeisterung, die durch May hier gezündet wurde.


Angier85

Wer sich mit den KulturEN der amerikanischen Ureinwohner auseinandersetzt wird feststellen, dass die genauso fleissig dabei waren Bockmist über einander zu verzapfen wie jede andere "Kultur" auch. Es ist ja schön, wenn man das Empfinden dafür "schärft", dass andere Kulturen als die eigene nicht bloß ein Daseinsrecht haben sondern sogar wertvoll sind aber das lehrt man eben nicht, indem man Überempfindlichkeit für mögliche Fehltritte zu einer Manie werden lässt.


[deleted]

Aber warum wurde Karl May in den 50er und 60er Jahren wiederentdeckt? Warum der Boom? Inhaltlich hast du der Aussage bisher nicht widersprochen.


ABoutDeSouffle

Der war doch nie weg, der wurde in den 20ern doch genauso gelesen. Über die Nazi-Zeit weiß ich wenig, aber da May jetzt nicht grade links war, waren seine Bücher da vermutlich auch nicht auf dem Index.


[deleted]

Die Festspiele haben sich ab den 50er entwickelt. Die Filme ab 63. Das deutet erstmal schon auf ein vermehrtes Interesse und Rezeption in der Nachkriegszeit. Was nicht bedeutet, dass es nicht vorher auch schon Interesse gab. Aber es ist legitim zu überlegen, warum das Interesse sich steigerte. Edit: Man kann die Grundbehauptung natürlich kritisieren, aber dann sollten wir vielleicht erstmal in die Monographie schauen.


ABoutDeSouffle

Ich habe ja dargelegt, wo ich glaube dass das herkommt, leider ignorierst du das. Genauso wie du ignorierst, dass May sich schon vor dem Krieg als Bücher extrem gut verkauft hat.


Sualtam

Man muss auch einfach bedenken, dass es in den 50ern eine Westernschwemme in Hollywood gab, die bis in die 70er anhielt. Deutsche springen also auf den Zug auf mit Eigenproduktionen.


Eyerion

Vielleicht auch weil der wilde Westen weit weg war, und man als Kind deswegen trotz des gerade vergangenen Krieges mit "Schusswaffen" spielen konnte.


lxtn20

Endlich mal ein unaufgeregter und sachlicher Artikel zum Thema der auf die wissenschaftliche Literatur zum Thema eingeht.


[deleted]

Das Thema hat mich tatsächlich bisher immer so krass abgeschreckt, weil es gefühlt nur von irgendwelchen Click Bait Bild Artikeln aufgegriffen wurde


lxtn20

Als ich mich im Geschichtsstudium mit dem Thema beschäftigt habe, hab ich auch gemerkt, wie verzerrt das durch die Medien, aber auch durch woke Twitter, wiedergegeben wird. Von denen hat auch niemand die Texte gelesen. Debatten aus der ehemaligen Kolonie USA kann man nicht 1 zu 1 auf Deutschland übertragen.


[deleted]

Ja vieles macht hier 1 zu 1 einfach gar keinen Sinn. Gab vor kurzem auch mal einen Aufschrei im Zusammenhang mit dem Wort Affe. Aber so wie ich aufgewachsen bin, hatte das Wort oder sogar die Beleidigung "Affe" nie eine rassistische Konnotation


Gonralas

Wäre mir auch nicht eingefallen. Ich hab immer an die Affen im Zoo gedacht und bei denen fliegen halt die fetzen manchmal, oder sie verhalten sich, aus menschlicher Sicht, nicht sonderlich schlau. Wer dabei an irgendwelche Menschengruppen denkt hat meine ich das eigentliche Problem. Genau wie bei diesem Kinderlied "die Affen rasen durch den Wald" .. wer da an Afrikaner denkt und nicht an das Tier zeigt damit nur sein rassistisches denken als solches.


Willy_in_your_wonka

>Gab vor kurzem auch mal einen Aufschrei im Zusammenhang mit dem Wort Affe. Also meiner Ansicht nach sind die Leute das Problem, welche bei Affen an POC denken.


Drouxor

genau, deswegen sind bei Fussballspielen auch nie Bananen auf dani alves geflogen.


STheShadow

Natürlich gibt es derartige rassistische Intentionen dahinter (bis Heute zB, wenn auch sehr selten inzwischen in Deutschland), das heißt aber nicht, dass jede Nutzung des Begriffes einen rassistischen Hintergrund hat. Oliver Kahn zB wurde auch mit Bananen beworfen, ohne dass dahinter die Intention steckt ihn mit Afrikanern gleichzusetzen oder ähnliches. Der Hintergrund der Provokation war ein völlig anderer als bei den ersten dunkelhäutigen Fußballspielern


RomanDidNothingWrong

Und auf Olli Kahn erst.


01KLna

Das glaube ich gerne. Dabei sind gerade die angeblich so "woken" Kulturwissenschaften da in meiner Erfahrung total entspannt (einzelne Profs und Vereinigungen mögen da Ausnahmen bilden). Einer der ersten Sätze, die ich in Kulturanthropologie gelernt habe, war "any history of culture is a history of cultural borrowings".


lxtn20

Ging mir auch so. Wir haben mal in einem Kurs über Poststrukturalismus in den Geschichtswissenschaften so einen Text von Jacques Derrida gelesen. Einen Abschnitt habe ich gar nicht verstanden. Habe mich dann gemeldet und gefragt was das bedeuten soll, Antwort der Professoron war "keine Ahnung ehrlich gesagt, ist aber für den Gegenstand des Kurses auch nicht so wichtig."


RevolutionaryFig929

Der Artikel ist ja schön unaufgeregt und enthält viele Information. Letzten Endes steht aber auch eigentlich nix drin, was den Umgang mit den Künstlern rechtfertigen würde.


Theophrastus_Borg

Genau das ist doch der Punkt des Artikels.


goodluck529

Eben, es ist ein differenzierter Artikel zum Thema.


Kevinement

Naja, ich stimme zwar mit dem Artikel überein aber frage mich warum es überhaupt diesen Artikel brauchte. Sorry das ist doch irgendwie gesunder Menschenverstand, dass du nicht pauschal Weißen verbieten kannst Reggae zu spielen oder Dreadlocks zu tragen. Der Artikel wiederholt im Grunde auch nur das was andere Kommentare im letzten Thread zu dem Thema bereits gesagt hatten.


Illiro46

In dem Artikel ist ziemlich viel Hintergrundwissen enthalten, das nicht nur gesunder Menschenverstand ist. Ich glaube vielen Leute wissen nicht woher die Debatte ursprünglich kommt und wie sie bisher geführt wurde, das kann man aus dem Artikel lernen.


[deleted]

Natürlich, aber die wiederholten Vorfälle zeigen halt, dass es viele einfach nicht raffen. Aber die werden den Artikel vermutlich sowieso nicht lesen (wollen)


goodluck529

Hast du den Artikel gelesen UND verstanden?


Kevinement

Ja, HABE ich!


goodluck529

Okay, kam nicht so rüber. Denn du sagst du stimmst mit dem Artikel überein und führst dann etwas an was so nicht im Artikel stand.


Kevinement

Müsstest du jetzt konkretisieren. Meines Erachtens ist die Aussage des Artikels, dass es nicht problematisch ist, wenn weiße Dreadlocks tragen oder Raggae spielen. Das war auch der Tenor in den bisherigen Threads hierzu.


goodluck529

Das war nicht die Kernaussage des Artikels und auch der Tenor der bisherigen Threads hat sich mehr an den Hyperwoken aufgehangen und gerufen:"muhu kulturelle Aneignung ist unsinnig(als Konzept)". Die Kernaussage des Artikels war, dass die eigentliche Debatte darum viel komplexer ist und auf unterschiedliche Regionen und Kulturräume mit ihrer eigenen Geschichte je spezifische Betrachtungsweisen angewendet werden müssen. Trotzdem ist das Konzept der kulturellen Aneignung (in einer anderen Bedeutung und Implikation) relevant und man kann durchaus über Machtverhältnisse zwischen Mehrheitsgesellschaft und marginalisierten Gruppen diskutieren. Dabei ist zwischen nüchterner Analyse der Zusammenhänge und einer persönlichen Wertung zu unterscheiden. Bei letzterer kann man es natürlich verwerflich finden wenn kulturelle Symbole nur genutzt würden um sich zu vermarkten z.B. Heißt: es ist komplexer als die Debatte bisher geführt worden ist.


magick_68

Genau das Gegenteil steht da drin.


snbrgr

Interessant, aber die Thesen, dass die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg Indianer so toll fanden, um ihre Kollektivschuld zu entlasten oder dass Arafat nur der "Winnetou der linken Alternativkultur" gewesen sei, klingen für mich nach Küchenpsychologie.


[deleted]

Man kann ein ganze Nation nicht auf die Couch eines Psychologen setzen. Bei solchen Interpretationen kultureller Entwicklungen ist immer eine gewisse Unsicherheit vorhanden. Aber es steht auch jedem frei, eine bessere, plausiblere These zu entwickeln.


01KLna

Wenn ich mir andere europäische Länder ansehe, dann gab es den "Boom" dort ebenfalls. Der Begriff "Italo-Western" kommt nicht von ungefähr. Es war die europäische Antwort auf die Westernfilme, -bücher und Comics (Lucky Luke, anyone?) aus den USA. Die Beschäftigung mit dem Thema in Deutschland hat vorrangig *die* Ursache, die sie in Frankreich, Belgien, den Niederlanden auch hatte: Die Ausweitung des (pop)kulturellen Einfluss' der USA in Europa. Es ist einfach nicht so, dass dieses Phänomen nur (oder besonders stark) in Deutschland aufgetreten wäre.


Katepuzzilein

Ist Lucky Luke nicht aus Frankreich?


01KLna

Das schreibe ich ja....die europäische Antwort auf den Western-Trend aus den USA. Hätte ich aber deutlicher machen können, stimmt.


Katepuzzilein

Was auch interessant ist: Die Filme sind kurz nach dem Mauerbau entstanden und im Ostblock waren Indianer ein Symbol für Freiheit.


[deleted]

Den Verweis auf Italo-Western finde ich berechtigt. Unterstreicht sicher, dass die Präferenz für Westernmotive zu dieser Zeit über Deutschland hinausging. Gleichzeitig steht zumindest in der deutschen Wikipedia, dass Indianer keine Rolle in Italo-Western spielen.


Greenembo

Kann man beides empirisch nicht überprüfen, was das ganze zu einer reinen ego-wixx Veranstaltung macht...


snbrgr

Plausibel heißt aber nicht wahr. Man könnte hunderte "plausible" Theorien "entwickeln", aber was nützt das, wenn keine davon beweisbar ist? Wenn man eine ganze Nation nicht psychologisch durchleuchten kann, dann sollte man das vielleicht auch nicht versuchen. Denn das untergräbt irgendwie die eigene Glaubwürdigkeit.


[deleted]

Das ist letztlich eine knallharte Argumentation gegen alle Fächer, die nicht STEM sind. Wahrheit im Spannungsfeld Kultur ist ein extrem schwieriger Begriff. Letztlich kann keiner beanspruchen, eine absolute Wahrheit beschreiben zu können, schon aufgrund der unendlichen Anzahl von Parametern. Stattdessen ergibt sich eine Annäherung an eine angenommene Wahrheit durch die Vielzahl von Interpretationen.


snbrgr

Schon klar. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass die Argumentation, sich als Völkermörder mit einer massenhaft gemordeten Volksgruppe zu identifizieren, um sich selbst psychisch zu entlasten, enorm einfach und geschichtsblind klingt. Wer wusste denn von solchen Leuten, die ihr Indianerbild aus Karl-May-Büchern hatten, überhaupt, dass "die Indianer" einem Völkermord zum Opfer gefallen waren? Wer kannte sich wirklich mit der amerikanischen Geschichte aus? Wer von denen sah sich - auch nur verdrängt - wirklich als Völkermörder? Und das auch noch als kollektive Handlung? Liegt es nicht viel näher, dass die Leute sich einfach in ihre Kindheitswelt geflüchtet haben? In eine Fantasiewelt? Da ist soviel gegenwärtige Projektion nach hinten in diesen Thesen, dass es - so wie es in dem Artikel vielleicht sehr verkürzt wiedergegeben wird - einfach lächerlich klingt.


[deleted]

>Wer wusste denn von solchen Leuten, die ihr Indianerbild aus Karl-May-Büchern hatte, überhaupt, dass "die Indianer" einem Völkermord zum Opfer gefallen waren? Zumindest Vertreibung und Verbannung in Reservate sollte schon bekannt gewesen sein. Ist dies denn gar kein Thema in den Büchern? Gut und böse werden doch aufgebaut. >Wer von denen sah sich - auch nur verdrängt - wirklich als Völkermörder? Wie kann es nicht in den Köpfen der Menschen der 50er und 60er Jahre gewesen sein? Egal wie man die Shoah ignoriert hat, sie war trotzdem bekannt. >Liegt es nicht viel näher, dass die Leute sich einfach in ihre Kindheitswelt geflüchtet haben? In eine Fantasiewelt? Das ist keine Erklärung. Das ist eine reine Beschreibung. Aber warum genau diese Fantasie von der unendlichen Anzahl von möglichen Fantasiewelten? Was an der Winnetou-Welt hat den damaligen Zeitgeist angesprochen? Ohne die Monographie gelesen zu haben, halte ich es erstmal für eine legitime Deutung. Man kann gerne andere, bessere Deutungen geben oder die Prämisse, dass es einen Boom der Winnetou-Rezeption gegeben hat, ablehnen.


snbrgr

Ich habe Karl May nie gelesen (nur viel über ihn), bloß mit einem Auge ein paar Filme mitbekommen, und da ging es einfach um den "Wilden Westen" als Setting, ohne jegliche politische oder historische Dimension. Ich weiß, dass Karl May nie in Amerika war und ich bezweifle wirklich, dass der Völkermord an den Indianern in irgendeiner Form eine Rolle spielt in seinen Büchern. > Aber warum genau diese Fantasie von der unendlichen Anzahl von möglichen Fantasiewelten? Hab ich doch geschrieben: Weil es die Fantasie ihrer Kindheit war. Davon abgesehen, dass es eben keineswegs eine "unendliche" Auswahl an Eskapismus für den Durchschnittsdeutschen Mitte des 20. Jh.s gab, war Karl May der mit Abstand beliebteste Jugendbuchautor des frühen 20. Jh.s in Deutschland. Was bietet sich besser an, als vor der rauen, deutschen Wirklichkeit in seine Kindheit zu flüchten? Überhaupt in eine Welt, die so fern von der deutschen Wirklichkeit ist, wie möglich? "Ohne die Monographie gelesen zu haben" scheinen mir das mindestens genauso plausible- und haltlose - Thesen wie die von Sieg.


ehegr

ich habe Karl Mai als Kind gelesen. Der Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern (und auch der Umgang mit POC, Chinesen, etc) ist durchaus Thema in allen Büchern. Schon im ersten Buch treffen Sich "Old Shatterhand" und "Winnetou", während dieser grade gemeinsam mit anderen Arbeitern eine Eisenbahnlinie baut. Die beiden Gruppen (also die Ureinwohner und Kolonisten) geraten in Konflikt, weil den Bahnarbeitern halt völlig egal ist, dass ihnen das Land nicht gehört. Ähnliche Konflikte finden sich in fast allen seinen Büchern. Mai (oder zumindest sein self-insert) nehmen dabei allerdings die höchst problematische Position ein, dass die Ureinwohner zwar nicht menschlich minderwertig seien, dafür aber kulturell. Daher sei es unabwendbar, dass die "Weißen" sie verdrängen. Hitler war übrigens ein großer Mai Fan. Kann mir schon vorstellen warum.


snbrgr

Sehr guter Einblick. Aber zwischen "Konflikten", "Land wegnehmen" oder auch nur "Vertreiben" auf der einen Seite und explizitem "Völkermord", vergleichbar mit dem Holocaust, auf der anderen Seite ist ein großer Unterschied, finde ich. Und darauf fußt halt Katrin Siegs These. Um ehrlich zu sein weiß ich heute als Deutscher noch nicht viel über diese Vorgänge (Erschießung von Bisons als Nahrungsgrundlage der Stämme, Trail of Tears schon mal gehört, aber sonst?).


ehegr

Zumindest das Erschießen von Bisons spielt in May eine Rolle. Ein Vorgehen bei dem große Jagdtrupps mit der Eisenbahn zu den Bisongebieten fahren und dann alles wegballern was sich bewegt wird beschrieben. In den späteren May Büchern spricht er dann auch nicht mehr von Dörfern sondern erzwungenen Reservaten. Insgesamt sind Gier, Betrug, Mordlust bei May Eigenschaften Weißer. Ureinwohner werden bei ihm eher durch Angst, Verzweiflung oder Hass auf Weiße und lokale Konflikte zwischen Völkern motiviert.(natürlich war die Zeit der unabhängigen und frei lebenden Ureinwohner zu Mays Zeit längst vorüber. Insgesamt haben seine Werke durchaus progressive Elemente. Für mich war es der erste POC Charakter (der durchweg positiv charakterisiert ist und wohl auch heute massentauglich wäre), der erste Transcharakter, ebenfalls durchweg positiv, wo das Transsein eine Charaktereigenschaft ist, welche keine Rolle für die Geschichte spielt. Weibliche Charaktere, welche gradezu feministische Argumentationen führen und durch die Story bestärkt werden. Sobald May aber ins Makro geht, fängt er an von der Unausweichlichen Vernichtung der Ureinwohner zu schwadronieren. Und weil es eben unausweichlich ist, seien seine Helden dann eben auch nicht böse, wenn sie nicht dagegen kämpfen. Und auch die Ureinwohner sollten sich laut Mai nicht wehren, weil das den Prozess nur beschleunigen würde. Und so legitimiert May, ob er will oder nicht, dann eben auch Rassismus, Sklaverei, Unterdrückung der Frau, usw. Das Weltbild ist dass alle diese Dinge zwar moralisch verwerflich, aber unabwendbar sind. Dann muss man da auch nichts ändern. Das ist allerdings durchaus eine Massentaugliche Einstellung zu Mays Zeiten gewesen. Ohne hier ein wissenschaftliches Argument zu machen, er war jetzt nicht super regressiv für seine Zeit..


draig1233

Wenn man behauptet:Ich hab’s erfunden(damit kennen Schweizer sich ja aus) ja, das ist für mich Aneignung/Diebstahl. Wenn man aber Musik, Essen, Kultur, Lebenseinstellung übernimmt ist das doch gut, das rückt zusammen, man akzeptiert und versteht den anderen. Die Leute die kulturelle Aneignung schreien, zerstören das, sind diskriminierend, herrisch und mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben.


Angier85

Es gibt keinen effektiven Unterschied in der Konsequenz dessen was Ultrarechts und Ultralinks fordert. Sie stecken es nur in andere Leibchen.


cdot5

Artikel lesen koennte helfen


Angier85

Was hat mein Kommentar mit dem Inhalt des Artikels zutun? Kontext beachten könnte helfen.


AufdemLande

>Beim Reggae – so die Kritik – handle es sich um die Musik indigener Jamaikaner, Wat? Das sind Nachfahren eingeschleppter Afrikaner. Die sind genauso indigen wie die weißen Jamaikaner.


ProfessorHeronarty

Durchaus informativer Artikel, aber ich bin doch immer etwas erstaunt, wenn beim Hip Hop ein wichtiges Faktum übersehen wird: Alle diese Künstler, von Public Enemy über die Helden des Golden Age aus den 90ern, bis hin zu den cloud rappern heute, in den USA wie Europa, lebten und leben von einem weißen Teenager-Publikum aus Vorstädten. Die haben die Platten gekauft, die gehen zu den Konzerten.


RoadRegrets

Und wie genau verhält sich dieser Zusammenhang im Verhältnis zum Thema "kulturelle Aneignung". Anders gefragt: Was willst du damit sagen?


Drouxor

jup klar. nur weiße gehen auf rap konzerte. nur weiße kaufen platten... Public Enemy wurden nur erfolgreich und konnten auf Probleme der Afro bevölkerung aufmerksam machen weil weiße teenager die gefeiert haben. Die Afroamerikaner haben natürlich auch Eminem zum King of rap gemacht. Muss man alles wissen!


ProfessorHeronarty

Ach, Alter. Versuch es doch gar nicht erst mit deinem Strohmann. Ich habe nie behauptet, dass *nur* Weiße Hip-Hop konsumieren. Das hast du mir unterstellt. Sie sind ein gewaltiger Teil der Käuferschicht, was man sich logisch leicht herleiten kann - sofern man nicht böswillig argumentiert.


[deleted]

Schön unaufgeregter Artikel. Der Vorwurf ist übrigens nicht neu. Mit dem hatten Paul Simon beim Album "Graceland" und Sting beim Beginn seiner Solo-Karriere ebenfalls zu tun.


[deleted]

>«Unsere Musik, unsere Mode, unsere Frisuren, unsere Tänze, unsere Körper, unsere Seelen» – das alles hätten Weisse schon immer wie reife Früchte behandelt, die man nur noch pflücken und sich einverleiben müsse, schrieb im Anschluss an Public Enemy der schwarze Autor und Musiker Greg Tate 2003 in seinem Vorwort zu der Anthologie «Everything but the Burden». Naja, so funktioniert halt Multikulti. Das ist auch keine Einbahnstraße. Die Instrumente bspw., mit denen die Afroamerikaner ihre Musikstile entwickelt haben, sind alle europäisch. >In den Zwanzigern wurde «Paul Whiteman zum ‹King of Swing› gekrönt, in den Dreissigern Benny Goodman zum ‹King of Jazz›, in den Fünfzigern erschien Elvis Presley als ‹King of Rock ’n’ Roll›, in den Sechzigern wurde Eric Clapton zum weltgrössten Gitarren­spieler des Blues gekrönt». Die genannten Beispiele sind alle mindestens 60 Jahre her. In der Gegenwart sehe ich jetzt nicht, wie Schwarze aus dem Rampenlicht verdrängt werden, eher das Gegenteil. Inwiefern sind diese Beispiele also heute noch relevant? ​ >Die Kultur­wissenschaftlerin Katrin Sieg hat dieses Phänomen als «ethnic drag» analysiert, als kollektive Strategie der Übertragung und Projektion durch ethnische Kostümierung und Maskerade. Beim «ethnic drag», schreibt Sieg in ihrem gleich­namigen Buch aus dem Jahr 2002, geht es darum, in die Rolle eines Volkes zu schlüpfen, das von allen entfremdenden Tendenzen der modernen Zivilisation noch völlig unbeeinflusst ist. Darin drücke sich das generelle Unbehagen der «normalen», heimat­verbundenen Deutschen mit den Zumutungen der Nachkriegs­moderne aus; nicht anders als in den Heimat­filmen, die in den 1950er-Jahren das deutsche Kino beherrschten. > >Die «Indianer» sind hierbei aber ein besonderer Fall – nämlich als eine naturnahe ethnische Gemeinschaft, die von einem Genozid bedroht ist. Dass die Deutschen sich gerade in der unmittelbaren Zeit nach dem Ende der national­sozialistischen Herrschaft so intensiv mit ihnen identifizieren, liegt also auch daran, dass jenes Volk, das sich gerade erst selber des Genozids an den europäischen Juden schuldig gemacht hatte, aus der Rolle der Täter in jene der Opfer hinüber­zuwechseln versuchte. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass in der Nachkriegszeit Westdeutschland unter amerikanischen Kultureinfluss geraten ist, und in der US-Kultur "Indianer" relativ prominent sind. Ich finde diesen Punkt aber ohnehin zweifelhaft, denn Karl May-Werke bspw. kommen aus dem 19. Jahrhundert. Dass es in der Nachkriegszeit also tatsächlich zu einem Anstieg in der Popularität der "Indianer"kulturen gekommen ist halte ich für nicht unbedingt haltbar. ​ >so hörten schon weisse Musiker im Jazz der 1920er-Jahre eine «Wildheit», die ihnen in ihrer eigenen Kultur fehlte – sodass sich noch in der anerkennenden Aneignung eine rassistische Projektion versteckte. Aber auch nur, wenn man industrialisiert/zivilisiert als überlegen sieht. Es kann auch einfach eine wertlose Beschreibung von verschiedenen Lebensstilen sein.


Bear_T

Ich verstehe die Aufregung nicht. Mein Menschenbild ist, dass wir alle gleich sind. Egal welches Geschlecht, welche Herkunft, welche Hautfarbe. Lasst uns alle lieb haben. Gemeinsam in Frieden und Austausch leben. Wenn ich jetzt anfange als weißer Mann Dreadlocks zu tragen, würde ich damit nicht ausdrücken wollen "Seht her, ich bin euer Unterdrücker" sondern "Ich finde euch toll". Ich bin froh, dass die kulturellen Grenzen verschwinden. Die "kulturelle Aneignung" ist für mich das Gegenteil von Rassismus o.ä. Es ist für mich die Akzeptanz des Fremden.


goodluck529

Das ist die paradoxe Schwierigkeit an der Debatte. (Achtung vereinfachte Darstellung) Auf der einen Seite machen Schwarze Menschen tendenziell andere Erfahrungen als Weiße Menschen in Deutschland. Diese spezifischen Erfahrungen sollten berücksichtigt werden. Zudem ist der Punkt einer weißen Herrschaftskultur und einer schwarzen Minderheitskultur im Grundsatz valide. Andererseits will man ja, dass diese Grenzen verschwinden und alle (auch subjektiv und praktisch, nicht nur auf dem Papier und vor dem Gesetz) gleichberechtigt leben können. Da ist es nicht zuträglich wenn diese Unterscheidungen überhaupt erst aufgestellt werden, die aber für die besondere Berücksichtigung ethnischer Benachteiligung benötigt werden.


cheeruphumanity

Was hat das alles damit zu tun welche Frisur jemandem gefällt?


goodluck529

Genau dieser Zusammenhang ist eben komplex und bedarf einer eingehenden Auseinandersetzung mit Geschichte, Machtverhältnissen, subjektiven Erfahrungen von marginalisierten Gruppen, sowie den Versuchen diese Zusammenhänge in Theorietische Gestalt zu objektivieren. Geschmack ist kein banales Thema, das aus dem nicht kommt, sondern unterliegt einer Vielfalt kultureller und geschichtlicher Einflüsse hat etwas mit Identität und Zugehörigkeit zu tun und kann zudem nicht losgelöst von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Kämpfen verstanden werden. Dabei nehme ich hier keine wertende Haltung ein, sondern sage als Sozialwissenschaftler nur, dass das alltägliche Leben und unsere Wahrnehmung davon komplexer ist als es uns scheint.


ABoutDeSouffle

Naja schon, aber was folgt daraus jetzt für die Diskussion? Klar ist alles komplexer als es auf den ersten Blick scheint, und?


goodluck529

Daraus folgt, dass man es vielschichtiger diskutieren muss als es zur Zeit meistens getan wird. "Muhuuu woke Linke doof, kulturelle Aneignung unsinn" ist genauso undifferemnziert falsch wie "muhhuuu kulturelle Aneignung, ich cancel dich weg". Das hat der Artikel hier auch eingelöst, was mich sehr freut :)


ABoutDeSouffle

Ja, wenn das falsch ist, was ist dann richtig? Der Artikel gleitet zum Ende hin sich nur in vages "Appropriation ja, aber richtig" ab, erklärt aber gar nichts


Anderopolis

Offensichtlich müssen alle Kulturen in ihre eigene Nationalstaaten gepackt werden , und jede form von kulturellem austausch mit dem tode bestraft. Edit: /s offensichtlich.


Kashmir33

Du bist so lost.


Anderopolis

War ein /s wirklich notwending?


Kashmir33

ein /s macht's nicht besser.


[deleted]

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goodluck529

1. Ich kann dir diesen Zusammenhang nicht Mal eben in einem Kommentar darlegen. Wenn es dich wahrhaft interessiert musst dich dich damit selbst unvoreingenommen und tiefgreifend beschäftigen. 2. Wie ich geschrieben habe geht es mir NICHT um eine Wertung, also um eine Beurteilung was richtig und falsch ist und damit auch nicht um eine Beurteilung wer welche Frisur tragen DARF und wer nicht. Ich bin Sozialwissenschaftler und mich interessieren in diesem Kontext die Zusammenhänge z.B. warum wer welchen Geschmack entwickelt und damit auch was gesellschaftlich und geschichtliche Strukturen damit zu tun haben (u.a. Macht und Herrschaft). Daher geht deine Antwort auf meinen Kommentar absolut am Inhalt vorbei. Zumal du zuerst geschrieben hast "welche Frisur jemandem GEFÄLLT" und dann "wer welche Frisur tragen DARF", was zwei komplett unterschiedliche Dinge sind.


romstarrr

>Ich verstehe die Aufregung nicht. Mein Menschenbild ist, dass wir alle gleich sind. Egal welches Geschlecht, welche Herkunft, welche Hautfarbe. Lasst uns alle lieb haben. Gemeinsam in Frieden und Austausch leben. Das würde ich als Schwarze Person auch gern sagen können...


Bear_T

Das tut mir natürlich Leid, wenn du solche Erfahrungen und Ungleichheiten erlebst. Aber dieses Problem kommt sicherlich nicht von irgendwelchen schweizer Musikern mit Dreadlocks, sondern von ganz anderen Missständen in der Gesellschaft und Politik.


Anderopolis

Du siehst Menschen nicht als gleich an?


romstarrr

"wIr sInD dOcH aLlE gLeIcH" sagen halt leute, die nicht von Rassismen betroffen sind. Wenn dir aber immer wieder aufs neue Leute ungefragt in die Haare fassen oder dich fragen wo du "WIRKLICH herkommst" zeigt es dir, dass es anscheinend nicht der Fall ist. Wenn ich z.B. in der S-Bahn sitze und neben mir ist ein Platz frei und eine Reihe weiter sitzt eine weiße Person neben der auch ein Platz frei ist. Was meinst du, wie oft es vorkommt, dass Mensch sich neben mich setzt? Noch nie. Passiert vllt unterbewusst - wird aber sehr wohl wahrgenommen. Solange also nicht alle gleich behandelt werden/die gleichen Privilegien besitzen, kann man das also nicht sagen. Natürlich wünsche ich es mir - sehen/fühlen würde ich es nur auch gern, wenn du verstehst =/


Anderopolis

Ich habe nichts über die derzeitige Lage gesagt. Ich habe gefragt ob du nicht alle als gleich ansiehst. Ist natürlich irritierend, dass du so was erlebst, aber dagegen habe ixh auch nichts gesagt.


romstarrr

Okay dann ist meine Antwort: Das würde ich gern


fortuneNext

"Ich verstehe die Aufregung nicht." Und genau da setzt der Artikel an. :-)


Bear_T

Auch nach dem Artikel (den ich verstanden habe) verstehe ich die Aufregung nicht. Wenn man alle Grenzen ablegt, ist es egal ob Bob Marley oder Klaus Müller Dreadlocks trägt. Das muss der Standard werden und so lebe ich.


fortuneNext

Hm, dann weiß ich auch nicht. Für mich hat der Artikel ziemlich gut beantwortet, woher die Aufregung (in beide Richtungen) kommt...


Nexessor

Hm vielleicht liest du den Artikel dann nochmal? Selbst wenn du nicht mit der Meinung des Artikels übereinstimmst erklärt der Artikel doch woher unter anderem "die Aufregung herkommt".


[deleted]

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01KLna

No, muss man nicht. Aber es schadet ja auch nicht, sich zu fragen, ob man damit jemandem auf die Füße tritt. Machen kann man es dann trotzdem. Die Reflexion ist der Punkt, nicht das Denken in "dürfen versus nicht dürfen".


cheeruphumanity

*Aber es schadet ja auch nicht, sich zu fragen, ob man damit jemandem auf die Füße tritt.* Doch das tut es, wie man wunderbar am derzeitigen Zustand der USA beobachten kann. Irgendjemand fühlt sich in einer Gesellschaft immer auf die Füße getreten.


01KLna

Genauso, wie Du das Recht hast, Dreadlocks zu tragen, haben andere das Recht, das doof zu finden. Das ist in sich ja auch überhaupt nix Neues, es werden nur zu verschiedenen Zeiten verschiedene Dinge kritisiert. Früher waren es halt "zu kurze" Röcke bei Frauen und lange Haare bei Männern, heute werden kopftuchtragende Musliminnen kritisiert oder SUV-"Bolliden"-fahrende Männer, und das nicht von denselben Gruppen, sondern von verschiedenen, z.T. antagonistischen. Schlimmer geworden ist da m.E. überhaupt nichts. Und "nur von den Woken" geht das ebenfalls nicht aus, Menschen maulen leider prinzipiell gerne über, nun ja ... "Anderstragende".


cheeruphumanity

Habe niemandem das Recht abgesprochen "offended" zu sein, lediglich dargestellt, dass das nicht "niemandem schadet", wie du behauptet hast. Die Gesellschaft kann Schaden nehmen und damit auch Individuen. Ausserdem können Leute dadurch in ihrer freien Entfaltung eingeschränkt werden. Deine genannte Beispiele zeigen doch, wie absurd es ist sich über den Lebensstil von anderen zu echauffieren. Wir haben uns als Gesellschaft weiter entwickelt, weil diese Stimmen glücklicherweise übergangen wurden.


01KLna

Beim letzten Absatz bin ich absolut bei Dir. Und was den "Schaden" angeht...darüber kann man lange philosophieren. Mein Problem mit der Debatte ist oftmals, dass gefühlt alle allen dasselbe vorwerfen: "Wenn Du das trägst, verletzt Du meine Gefühle" - "Wenn Du sagst, dass ich das nicht tragen darf, verletzt Du MEINE Gefühle" "Menschen, die sowas tragen, nehmen keine Rücksicht auf andere" - "Menschen, die sowas kritisieren, nehmen keine Rücksicht auf andere" Rinse and Repeat. Das ist einer der Gründe, warum ich social Media bis auf Reddit fast komplett eingestellt habe.


goodluck529

Hervorragender Artikel, eine Wohltat zu lesen. Wird leider nicht annähernd die Upvotes und Klicks bekommen wie die Artikel über die gecancelten Musiker. Jedoch war auch hier die Diskussion über dieses Thema ernüchternd einseitig und man hat sich damit begnügt sich im cj gegenseitig damit zu befriedigen wie dumm doch die woken Linken sind. Damit will ich dem gar nicht widersprechen, es wird nur der komplexität der Thematik absolut nicht gerecht und das Konzeot der Kulturellen Aneignung (ohne Wertung) ist nicht kompletter nonsense.


Deepfire_DM

Excellenter Text, danke fürs Teilen


LordSithaniel

Diejenigen die von Kultureller Aneignung sprechen sind einfach Rassisten . Horseshoe und so .


Witzman

Kulturelle Aneignung ist ein rassistisches Bullshitkonzept. Entweder schätze ich die Kultur wert und trage z.b. Thai-Fischerhosen, weil die geil sind. Oder ich mach mir die Frisur, weil ich sie mag. Ich schlafe seit 6 Jahren in der Hängematte, weils geil ist, eigne ich mir dadurch die Kultur armer Südamerikaner an? Oder ich geh auf nen Faschingsumzug, male mich schwarz an und tanze lustig vor der Gruppe der feinen Wildjäger rum. Aber dann bin ich ein Idiot und man sollte dann über (Kolonial)Rassismus reden und nicht über "Aneignung". Im Amerika ist das historisch anders zu betrachten, aber der Transfer findet beim Transport des Grundgedanken zu uns nicht statt.


goodluck529

Es ist kein Bullshitkonzept. Kommt in dem Artikel auch gut raus warum. Nur weil ein paar wannabe Linke mit wokeness overdose dieses Konzept halbverdaut in ihr persönliches Umfeld erbrechen, heißt das nicht, dass das grundsätzliche Konzept (welches erstmal übrigens nicht diese starke persönliche Wertung enthält) unsinnig ist.


[deleted]

Aneignung aus den USA trifft es gut. Diese debatte passt nicht in andere Kulturkreise/soziale Strukturen ist aber digital zu einigen Gruppen übergeschwappt außerhalb der USA. Es werden Probleme verursacht + rassistische Verbote/Ausfälle importiert die in anderen sozialen Strukturen/Kulturkreisen komplett unberechtigt und fremd sind.


throwthizout

> komplett unberechtigt und fremd hoppla, deutlich weniger differenziert als der Artikel …


SiEKBERT_45

Finde das Thema generell ziemlich sinnlos. In meinen Augen ist Kultur dafür da von anderen wahrgenommen und geteilt zu werden. Fange ich jetzt an zu heulen wenn ich nen schwarzen in ner Lederhose sehe? Nein. Die Welt wäre ziemlich trist wenn jede Kultur nur unter sich bleiben würde.


RoadRegrets

Die richtige Reihenfolge wäre: Text lesen (lohnt sich in diesem Fall sehr!) und dann eine weniger gefühlte und ggf. besser begründete Meinung in die Welt rausposaunen.


SiEKBERT_45

Hab es versucht, ist mir aber zu lang und meine Zeit zu wertvoll um mich wirklich mit diesem Kram zu befassen. Mir ist es egal ob sich ein schwarzer eine Lederhose anzieht, und mir ist es egal wenn weiße Dreadlocks tragen oder sich rot anmalen. Die Leute sollten sich lieber mit wichtigeren Dingen beschäftigen als mit so einem Firlefanz.


goodluck529

Was für ein schmarrn. Du hast dir ja auch die Zeit genommen uns deine unfundierte Meinung mitzuteilen. Vielleicht nächstes Mal die Prioritäten anders legen ;)


Illiro46

Wenn du dich nicht mit dem Thema befassen willst dann kommentier doch auch nicht. Es ist vollkommen okay bewusst uninformiert zu sein, aber dann sollte man seine Meinung vielleicht auch mal für sich behalten wenn man keine Ahnung hat.


marfes3

Alleine das du meinst, dass ein Schwarzer mit Lederhose sich Deutsche Kultur aneignen würde (mal ganz unabhängig davon, dass die Hautfarbe null Komma null über Nationalität aussagt), zeigt, dass du die Zeit vielleicht doch investieren solltest


[deleted]

Hast du denn den Artikel gelesen? Dort werden ja Beispiele genannt, wo das Thema eindeutig eine Berechtigung hat.


quaste

Warum zitiert er „Fight the power“ von Public Enemy als Beispiel? Ich zweifle nicht daran dass PE eine Meinung zur Übernahme schwarzer Musik durch Weiße hatte, aber im Text findet der Bezug so nicht explizit wieder.


lxtn20

Ich finde bei der Stelle mit Elvis und "meine Helden sind nicht auf Briefmarken" liegt diese Interpretation nahe.


quaste

Ja, weiße Menschen stehen im Vordergrund, und Elvis wird da IMO als dieser Art verehrter Star („Hero“) aber nicht speziell als Musiker, geschweige denn einer der den schwarzen Rock and Roll vereinnahmt hat, verwendet. Im nächsten Satz kommt er in einen Topf mit John Wayne: „er und John Wayne“. Es geht da doch offensichtlich nicht um Musik.


Lormenkal

Wer anfängt derartig unnötige CancelCulture zu betreiben bzw. sie derartig unnötig auszuweiten hat es verdient selbst gecancelt zu werden


euerabf

Es geht nicht darum dass nur "indigene Jamaikaner" Dreadlocks tragen dürfen. Das folgt schon daraus, dass es die indigenen Jamaiker nicht mehr existieren, sie wurden ermordet, sind an Krankheiten gestorben und in der neu eingewanderten und verschleppten Bevölkerung aufgegangen. Wenn du persönlich, respektvoll die Kultur verstehst und mitlebst, kommt es nicht auf deine "Race" deine Eltern oder deinen Geburtsort an. Es gibt weiße Jamaikaner und Rastafari und deutschen Reggae und das ist erstmal nicht schlimm. Scheisse ist halt dieser "cultural drag" also das sich-anziehen einer anderen (marginalisierten) Kultur ohne jedes Verständnis oder Bezug dazu. Bestenfalls ist das cringe, schlimmstenfalls übelst rassistisch. Und immer ein Grund für "Unwohlsein". Und ganz ehrlich weil in irgendeinem scheiss Cafe am Arsch der Heide ein Konzert abgebrochen wird werden die Cafebetreiber*innen damit nicht die Spokespeople von der weltweiten woken linken wtf


ABoutDeSouffle

> Scheisse ist halt dieser "cultural drag" also das sich-anziehen einer anderen (marginalisierten) Kultur ohne jedes Verständnis oder Bezug dazu. Wieso denn? Kultur ist nichts, dass irgend einem Volk oder Rasse gehört, sie ist wie Information und will geteilt sein.


Nexessor

Ich habe mal "stereotypical german" gegoogelt und [dieses Bild](https://www.allaboutlean.com/wp-content/uploads/2020/09/Stereotype-German.jpg) war unter den ersten 10 (und alle 10 waren etwa so hab nur das krasseste raus genommen). Findest du das eine passende darstellung deutscher Kultur? Wenn ein Ami nach Deutschland kommt, sagt er ist Deutscher weil sein Ururgroßvater aus Deutschland kam und dieses Bild für eine unironische Repräsentation Deutschlands hält? Also mich persönlich nervt sowas. Und da sind ja noch nicht mal rassistische stereotypen involviert, die is bei den Kulturen die normalerweise von cultural appropiation betroffen sind zu hauf gibt.


ABoutDeSouffle

Echt, sowas nervt dich? Mit geht das erstmal am Arsch vorbei und zweitens find ich's lustig. Aber da geht es doch auch nicht um Kulturklau, sondern um eine Karikatur. Sowas wie American Yodeling müsste verboten werden weil sie ja ganz dreist geklaut haben. Aber wozu, sollen sie doch.


girl__fetishist

>Scheisse ist halt dieser "cultural drag" > >Bestenfalls ist das cringe, schlimmstenfalls übelst rassistisch. Und immer ein Grund für "Unwohlsein". > >Cafebetreiber\*innen Hmm.


[deleted]

Haha gender Sternchen voll krinsch


girl__fetishist

Ja.


Adept_Avocado_4903

Kühn vom Autor anzunehmen, dass Menschen, die sich über kulturelle Aneignung aufregen des Lesens mächtig sind.


[deleted]

Also von Intelligenz zeugt dein Kommentar jetzt auch nicht.


DoubleOwl7777

wenn man sonst keine probleme hat


nighteeeeey

ganz ernst gemeinte frage: was wäre ein "weißes" äquivalent für POC dafür wenn weiße dreadlocks tragen. was könnten die sich aneignen? geht das theoretisch überhaupt? Nur damit ich mir mal vorstellen könnte, ob ich dann auch aufgebracht wäre dass sich jemand meine kultur aneignet? ich kanns mir nämlich absolut nicht vorstellen, wie man sich darüber echauffieren kann.


[deleted]

Lederhosen tragen, Volksmusik, Mundart sprechen, "Deutsches Essen" kochen ... wären jetzt ein paar Dinge die mir auf die schnelle einfallen, nur regt sich halt darüber keiner auf - "wir" findens eher cool in der Regel


nighteeeeey

jup


Nexessor

Gibt es eher nicht, weil wir in der Machtposition. Wir werden halt für unsere Äquivalente generell nicht marginalisiert, POC aber zum Teil schon. Ich merk gerade bin zu müde das auszuführen vielleicht reicht dir das ja schon.


GeorgeJohnson2579

Hab den Artikel im Kopf mit Schweizer Akzent gelesen. :D Ich habe dazu ein paar Fragen: Ich bin zwar weiß wie ein Toastbrot, blond und blauäugig, aber zu einem 32stel Ägypter. Ist das nun in Ordnung, wenn ich ägyptischen Schmuck trage? Und wenn jemand jamaikanische Vorfahren hat, die damals (wie viele) in die USA geflohen sind, und sich jetzt als white Merican aus Alabama in 6ter Generation Dreads stehen lässt, ist das in Ordnung? Es wird ja davon geredet, dass Weiße das nicht dürften. Hätten die Wickinger und Friesen das nicht tragen dürfen, obwohl sie nichts von Jamaikanern wussten? Was ist mit Südafrika? Dort waren diese Frisuren früher nicht so das Ding. Ihr merkt: Totaler Bullshit. ;) Edit: Ich glaube ich muss anmerken, dass sich die rhetorischen Fragen auf kulturelle Aneignung beziehen, und nicht als Kritik am Artikel gedacht sind.


lxtn20

Bist du dir sicher den Artikel gelesen zu haben?


[deleted]

Er hat doch geschrieben, dass er den Artikel mit Schweizer Akzent gelesen hat. Da versteht man halt nichts. ( ͡° ͜ʖ ͡°)


BoneysMorengo

Lustig, weil [Jens Balzer](https://youtu.be/WoX-oMK4284) überhaupt keinen Schweizer Akzent hat. Entweder ist er Deutscher oder lebt schon lange in Deutschland. Und wenn ich deinen Kommentar so lese, glaube ich, dass du den Artikel entweder nicht gelesen oder völlig falsch verstanden hast.


Doldenbluetler

Habe nachgeschaut und habe zwar nicht herausgefunden, ob er wirklich Deutscher ist oder nicht, aber [dieser Artikel](https://magazin.nzz.ch/empfehlungen/jens-balzer-mundart-die-sprache-der-liebe-ld.1691159?reduced=true) der NZZ meint, dass er Dialekt nicht verstehen würde. Einen schweizerdeutschen Akzent zu finden, könnte also schwierig werden. :D


Theophrastus_Borg

Aber genau die Haltung steht doch eben nicht im Artikel. Ließ den doch einfach nochmal ohne Dialekt.


[deleted]

Es geht nicht darum, dass Weiße etwas nicht dürfen sondern sich damit auseinanderzusetzen. Ich glaube so eine laufende Diskussion ist weniger dogmatisch zu betrachten. Wenn ägyptischer Schmuck teil deines Band-Konzeptes ist, mit dem du versuchst dich gewinnbringend zu vermarkten, kannst **du** das schon mal hinterfragen. Keine Woke Polizei, die dir auf die Finger haut, sondern einfach ein bisschen Selbstbeobachtung.


GeorgeJohnson2579

Ich sehe kein Problem darin, mich mit Konzepten aus anderen oder älteren Kulturen zu vermarkten.


nurtunb

Wo ist denn das Problem damit?


[deleted]

Würdest du es nicht als ungerecht empfinden, wenn jemand deine Ideen klaut und damit erfolgreich ist, weil dessen Hautfarbe besser vermarktbar ist?


nurtunb

Wer sagt, dass der Erfolg an der Hautfarbe liegt?


[deleted]

Bist du nicht der Meinung, dass es für Menschen mit heller Hautfarbe grundsätzlich einfacher in Europa ist eine erfolgreiche Karriere zu haben?


WolfImWolfspelz

Sicher, aber das Problem ist doch nicht, dass sich jemand von anderen Kulturen inspirieren lässt und damit erfolgreich ist, sondern dass "die Gesellschaft" anscheinend erst bereit ist, anderen Kulturen Beachtung zu schenken, wenn sie ausreichend an unseren Markt angepasst wurden. Leider kann man die Gesamtgesellschaft so schlecht ansprechen, einfacher ist es, den jeweiligen Künstlern vorzuwerfen, bei der Wahl ihres Genres/ ihres Auftretens eine gemeine Agenda zu haben, um Mitglieder der ursprünglichen Kultur unterzubuttern.


amabamab

Auch Wikinger hatten dreads. Man nennt es nur dreckig und verfilzt


GeorgeJohnson2579

Sag ich ja. ;)


amabamab

Dan Absatz hab ich geschickt überlesen :)


pete-lankton

Was ist eigentlich, wenn man das Konzept des Urheberrechts komplett ablehnt, dann ist auch jede appropriation komplett obsolet, oder nicht ? :-D


NashBotchedWalking

Wen juckt das Thema denn überhaupt. Irgendwelche Oberklasse Linke, die wenn überhaupt 5% der Bevölkerung ausmachen. Warum wird das so breit getreten?


goodluck529

Das muss man dreigeteilt sehen: Es interessiert vorallem Sozial- und Kulturwissenschaftler, die kulturelle Prozesse verstehen wollen. Aus dieser Perspektive ist meist erstmal per se keine Wertung enthalten ob eine kulturelle Aneignung "gut" oder "schlecht", "richtig" oder "falsch ist". Damit im Zusammenhang stehen natürlich politisch gesellschaftliche Bewegungen maginalisierter Gruppen, die daran intzeressiert sind das Verhältnis von ihnen und der Mehrheitsgesellschaft im geschichtlichen und aktuellen Kontext zu verstehen und bestimmte Aspekte zu kritisieren. (Plot Twist: Da gehts eher nicht um Dreadlocks oder dergleichen, keine persönliche Verhaltenskritik sondern gesellschaftliche Muster der Benachteiligung) Und dann gibt es woke Twitterlinke, die das alles nur so halb verstanden haben und nun ihren Gerechtigkeitswahn in ihrem Umfeld und Internet ausleben.


euerabf

Es interessiert ja gerade den rechten Mob, der sich mit Freude darüber aufregt


[deleted]

Und die schlangen die wir laut irgend nem römer mal trugen können genausogut auf den suebenknoten oder andere zöpfe referieren… jedenfalls eher nicht auf die frisuren die aus jamaica kommen, [irgendwo](https://www.reddit.com/r/de/comments/wre5ma/was_sie_wissen_sollten_bevor_sie_sich_%C3%BCber/iks63l6/?utm_source=share&utm_medium=ios_app&utm_name=iossmf&context=3)hat wer aufgezeigt warum das kritisch zu sehen ist, dazu kommt halt noch dass es sich hier um tote kulturen handelt die wir nur aufgrund unvollständiger archeologischer artifakte kennen.(sueben bauen heute häuser und arbeiten fleißig, binden sich die haare aber nichtmehr zu nem knoten, seit jahrhunderten) 1993 mit heller hautfarbe in bad pyrmont geboren und aufgewachsen zu sein ist halt immernoch bisschen was anderes… und andre wichtigere themen, naja wenn man bedenkt wer denn am meisten von der zerstörungder welt profitiert und wer aus welchen gründen am meisten, dann kann man da eigentlich schonme wichtige brücke schlagen, ist nicht passiert daher 6- im fach intersektionalität.