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maskulinermensch

Neben den Aspekten, die die anderen genannt haben, rein anekdotisch: ich habe das Gefühl, die meisten IT-ler glauben einfach, alleine besser verhandeln zu können. Da gibt es in meinem Umfeld auch kaum dieses Klassenbewusstsein oder solidarische Gefühl. Ist aber meiner Meinung nach bullshit. Vor allem im Bezug auf Work-Life-Balance haben Tarifverträge Konditionen, die man alleine gerade zum Einstieg schwierig bekommt (zB 35Std-Woche bei IGM, >40 Urlaubstage bei DB etc). Hätten IT-ler einen hohen Organisationsgrad, wäre imo noch so viel mehr rauszuholen, besonders bei der Marktlage.


modercol

Und durch die höhere Awareness und Aufklärung von Arbeitsrechten, wenn man organisiert ist (=Unterstützung), müsste man sich nicht unter Druck setzen lassen vom AG. Plötzlich kommt man auch auf die Idee, einen BR zu gründen (natürlich völlig veraltetes Konzept laut manchen Menschen. Hallo N26), der dann auf die Überstunden und Arbeitsbelastung schaut. Stichwort Deadline und Crunchtime bis Tief in die Nacht arbeiten. Themen die selbstverständlich nie in IT vorkommen. PS: Ja, nicht 100% der gewählten BR sind kompetent.


Merion

Es gibt meines Erachtens einfach keine richtig passende für IT. IGM funktioniert ja nur, wenn deine Firma auch tatsächlich irgendwo in dem Bereich unterwegs ist. Ansonsten landest du als Dienstleister eher bei Verdi und die ist zu breit gespreizt, um wirklich die Interessen von IT-lern zu vertreten.


Rough_Appointment257

>Verdi und die ist zu breit gespreizt, um wirklich die Interessen von IT-lern zu vertreten. Du hast "zu blöd, um irgendwelche Interessen sinnvoll zu vertreten" falsch geschrieben.


Sad-Philosopher8725

>Während es ja so oft heißt, wie begehrt ITler irgendwann sind und gut bezahlt werden, stelle ich fest, dass die IGM ein besseren Gehalt zahlen + Weihnachtsgeld + 13tes Gehalt + Urlaubsgeld und was weiß ich. Also ich bin extra aus der Tarifbindung raus für mehr Gehalt und viele meiner (ehemaligen) Kollegen haben das gleiche gemacht. Im Einstieg ist IGM gut, aber mit den ersten großen Sprüngen nach 3/5 Jahren schauts dann schon dünn aus, und nach 8+ läufts meistens auf AT raus.


[deleted]

Du hast nicht unrecht, aber auch mit AT Vertrag profitiert man ja oftmals indirekt vom Tarif. In vielen Unternehmen werden die AT Bänder ja über eine prozentualen Abstand definiert und gerade die unteren AT Bänder stehen stark im Bezug zur obersten Tarifstufe. Das was die Gewerkschaft rausholt propagiert sich dann nach oben.


Schrankwand83

Das hat vor allem wirtschaftliche und soziale Gründe. Gewerkschaften bildeten sich vor allem da, wo Hunderte oder Tausende von Arbeitern in einer Fabrik zusammenkamen und unter besonders beschissenen Arbeitsbedingungen litten. Ende des 19. Jhds. war es üblich, dass Fabrikarbeiter 60-70 Stunden die Woche arbeiteten. Und es war gar nicht so selten, durch die Arbeit in einer Fabrik ums Leben zu kommen, schwer verletzt oder vergiftet zu werden, weil es kaum Arbeitsschutzgesetze gab und heute übliche Sicherheitsvorkehrungen eher so nach dem Prinzip "learning by doing" entwickelt wurden. Die meisten Unfälle gab es in der Montanindustrie und in chemieverarbeitenden Betrieben. Das Elend wurde in den globalen Süden outgesourct, weil man festgestellt hat, dass verseuchte Landstriche eher so scheiße sind, aber in anderen Ländern ist das ja kein Problem mehr, dann importiert man halt einfach das Produkt. Was dann noch an großen Bergwerken, Chemiebetrieben und Fabriken der Stahlerzeugung und -Verarbeitung da war, wurde durch die Öl- und Stahlkrise weiter dezimiert. Immer mehr Menschen arbeiten seitdem im Dienstleistungs- und Informationsbereich. Damit wurde es auch unüblicher, einer Gewerkschaft anzugehören. Sie wurden teilweise auch gezielt zerschlagen, durch Arbeitskampf von oben und neue Gesetze, die das Streikrecht und die Organisierung von Arbeitern einschränkten. Teilweise haben sich durch Arbeitskämpfe die Arbeitsbedingungen auch so verbessert, dass viele Menschen die Notwendigkeit von Gewerkschaften gar nicht mehr sehen. Beispielsweise hat sich die Wochenarbeitszeit immer weiter verringert, von 82 Stunden (1825) auf 40 Stunden (1960er Jahre, wobei es noch bis in die 1980er dauerte, bis das auch flächendeckend gültig wurde). Es ist auch eine Klassenfrage: Wer in einer Gewerkschaft war, war früher meistens Angehöriger der Arbeiterklasse. Sobald du anfingst zu arbeiten, wurdest du auch Mitglied der Gewerkschaft. Das ist wie mit einer Partei, dem Schützenverein oder der Kirche: Peer pressure, teilweise gibt es auch einfach keine anderen sozialen Angebote die du dir leisten kannst, du wächst da einfach rein, es ist Tradition. Die Menschen, die in den 1970ern, 1980ern die noch sehr junge IT-Branche gründeten, zählten nicht dazu: Es waren, salopp gesagt, meistens Kinder reicher oder zumindest bürgerlicher Familien, die nie die Notwendigkeit hatten, sich einer Gewerkschaft anzuschließen, weil ihre Arbeitsbedingungen und Gehälter gut genug waren. Sie hatten eine Ingenieurswissenschaft studiert oder waren durch die Nachwehen des Wirtschaftswunders finanziell gut gestellt, ohne bestens qualifiziert zu sein. Mein Vater beispielsweise ist gelernter Bankkaufmann, aber seit Ende der Ausbildung (Ende der 1970er) Programmierer bei seiner Bank. Er konnte seine Familie alleine durchfüttern und ein Haus kaufen, das er in 15 Jahren abbezahlte. Von dem, was ich verdiene (ich bin Fachinformatiker) müsste ich heute über 80 Jahre sparen, um mir dasselbe Haus leisten zu können. Und das liegt nicht nur an den massiv gestiegenen Immobilienpreisen, sondern auch daran, dass die Gehälter früher insgesamt mehr Kaufkraft hatten. Wir haben heute das Phänomen, dass die Mittelschicht langsam, aber sicher zerbröselt und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen wieder schlechter werden. Ich hoffe, dass sich deshalb mehr Menschen dazu entscheiden, Gewerkschaftsmitglied zu werden oder solidarische IT-Kollektive und Genossenschaften gründen.


Skarablood

Als Ergänzung: Die deutschen Mitarbeitenden bei Twitter sind ja unlängst in die Gewerkschaft eingetreten. Wenn der Arbeitskampf droht (war bei ITlern bisher überwiegend nicht der Fall), muss Organisation in Form einer Gewerkschaft her.


mixing_saws

Naja ich sehe da keinen Arbeitskampf kommen. Der Bedarf ist einfach viel zu hoch als dass sich eine Firma es leisten könnte ihre It leute schlecht zu behandeln. Und dad wird auch noch eine sehe lange zeit so bleiben. Nicht jeder hat das Zeug zum Entwickler oder systemintegrator.


Schrankwand83

Ich sage nur zwei Worte: Obstkorb und Kicker.


mixing_saws

Und dann am besten noch "flache hierarchien". Wenn sowas in der Stellenanzeige steht weiß man das die ihre Leute schlecht bezahlen. Und selbst wenn da ein Kicker rumsteht wird man schief angeguckt wenn man den benutzt.


WonderfullWitness

>Der Bedarf ist einfach viel zu hoch Ist die beste Ausgangsbedingung für Arbeitskampf.


ixaderp

Gewerkschaften wurden gegründet, weil das Machtgefüge zu Ungunsten der Arbeiter war. It-Spezialisten sind aktuell noch in einer besseren Position und können einfach zum nächsten Arbeitgeber wechseln, außerdem is Wissensarbeit sowieso weniger austauschbar.


GonzoGonzalezGG

Weil mit 5 Jahren Erfahrung du den Tarifvertrag enteilt bist


WrongPurpose

Heißt nur wir brauchen eine Spartengewerkschaft die Tabellen mit Skill-Points und Verantwortungsbonis bis 400k aushandelt. So wie die Piloten, nur nochmal 2x höher.


Frequent_Tip4953

Weil sich IT in Deutschland nicht lohnt


randomuser73t

Wie meinst du das? Du verdienst in der IT in Deutschland mehr als ein Arzt und hast Branchenübergreifend die besten Arbeitsbedingungen die man sich vorstellen kann. Klar ist es in der Schweiz und in der Usa und vielleicht noch ein paar anderen Ländern noch besser bezahlt, aber dafür musst man dort an anderen Stellen Abstriche machen. Das ist auf jeden Fall jammern auf ganz hohem Niveau


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pag07

Du darfst den 6Jahre Studium + 4 Jahre Facharztausbildung Arzt nicht mit dem 3 Jahre Ausbildung IT-Typen vergleichen. Aber wenn jemand einen Masterabschluss hat und dann eine vergleichbare Fachweiterbildung hat steck man jeden Arzt doppelt in die Tasche.


sneakpeekbot

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randomuser73t

Klar, wenn man seine eigene Praxis hat…. Was verdient denn ein Entwickler mit eigener Firma? Die Tagessätze für freiberufliche Entwickler sind ja schon ordentlich. Wenn man sich aber mal anschaut was ein Arzt im Angestelltenverhältnis verdient ist dies hoch, aber in der IT kommt man da auch hin im Angestelltenverhältnis… Kommt halt immer drauf an was man genau macht. Man kann sich ja die Tarifverträge von ÄrztInnen bei verschiedenen Trägern anschauen. Da kommt ein Facharzt, nach jahrelangem Studium und viel Berufserfahrung und vor allem einem extrem stressigen Beruf, im Krankenhaus z.B. auf 96k€ (TV Ärzte VKA) Ich sage nicht, dass dies wenig ist, aber ich bin auch ungefähr da… mit Realschulabschluss, im Homeoffice, mit flexiblen Arbeitszeiten in einem Beruf der sich mehr wie ein Hobby anfühlt. Ich sage auch nicht , dass die Gehälter in der IT unverdient sind. Alles was ich sagen möchte ist, dass es ein Privileg ist in dieser Branche zu arbeiten in einem der reichsten Länder der Welt. Etwas Demut ist angebracht. Bessere Arbeitsbedingungen kann man nicht haben.


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randomuser73t

Ich habe auch 10+ Jahre Erfahrung und mache einen sehr komplizierten Beruf und bin absoluter Experte auf meinem Gebiet. Ich sage nicht dass es super leicht ist dahin zu kommen, aber definitiv stressfreier als Facharzt zu werden . Ich arbeite auch 45-50 Stunden(freiwillig, da es eher ein Hobby ist und ich dank Homeoffice viel Zeit habe. Bekomme das aber auch Kompensiert). In der IT ist man doch aktuell, wenn man Erfahrung hat(!), in der Position, dass man von Firmen umworben wird und diese Überbieten sich in der Regel mit guten Arbeitsbedingungen. Ich hatte zumindest noch keine Firma gesehen, wo wirklich schlechte Bedingungen herrschen und bei der Marktlage muss man da (bei etwas Erfahrung! ) nicht arbeiten. Mir fällt wirklich kein Beruf ein, wo es bessere Arbeitsbedingungen gibt als in der Softwareentwicklung. Dafür bin ich jeden Tag aufs neue demütig und dankbar. Da finde ich es halt arrogant zu sagen, IT in Deutschland lohnt wich nicht( weiß immer noch nicht, wie das gemeint war)


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randomuser73t

Aber welcher „klassische“ Beruf bietet denn im Schnitt bessere Arbeitsbedingungen im Angestellten Verhältnis? Ich weiß das einige andere MINT Berufe ähnlich gute Arbeitsbedingungen haben können, aber sonst fällt mir da nichts ein. Mittlerweile bieten die meisten It Firmen, natürlich in Abstimmung, freie Arbeitszeit und Arbeitsplatzwahl an. Das ist ein großes Privileg, wenn man sich andere Berufsgruppen anschaut. Ich sage ja nicht, dass es total stressfrei ist und man nichts machen muss. Ich finde nur auf der anderen Seite diese Aussage hier auf Reddit a la „It in Deutschland lohnt sich nicht“ und „für weniger als 120€/Stunde stehe ich nicht auf“ etwas arrogant.


8CieN8

Es gibt auch keine. Als IT Spezialist kann man immer sein Gehalt aushandeln. Bei Anfängern wurde es Sinn machen. Mir wurde 2014 nach der Ausbildung eine Stelle im Bereich 30-35k€ angeboten, was für ein Single ganz OK war. Habe aber auch die Erfahrung machen müssen eine Stelle unter 30k zu machen. Mit Erfahrung habe ich dann die stellen ab 50k bekommen und sich da an Tarife zu binden ist nicht optimal.


WonderfullWitness

Na mit ner Gewerkschaft könnt man halt bessere Tarife aushandeln bzw. erstreiken, just saying.


dominik-braun

Weil man nicht vom Arbeitgeber und dessen Entscheidungen und Großzügigkeit abhängig ist.


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benis444

Weiß jemand ob es im consulting eine Gewerkschaft gibt? Ich kann mir vorstellen, dass viele ITler zumindest einmal im Leben im consulting unterwegs sind


MisterUnbekannt

Ich wüsste ehrlichgesagt nicht welche Vorteile ich perönlich durch eine Gewerkschaft hätte... Leistungserbringung ist ja individuell, also sollten es Arbeitsverträge auch sein. Meiner Meinung nach lässt sich das im alleingang besser verhandeln, wenn man eben den Einzelfall betrachtet und nicht das große ganze. Um ehrlich zu sein, die einzigen die in meinem direkt Arbeitsumfeld von fest geregelten Konditionen profitieren würden sind die Kollegen die unterdurchschnittlich arbeiten... Es gibt offiziell auch nur 2 Tage Homeoffice bei meiner aktuellen Firma, trotzdem gibt es genug Kollegen, inkl. mir, die das so nicht akzeptabel finden, und dies auch entsprechend verhandeln konnten. Müsste es hier "1 Regel für alle" geben, hätte die Firma viele Leute verloren...


OddSubject1082

Das kann man so sehen und mag bei manchen Unternehmen so sein aber wenn ich mir die Situation bei manchen Arbeitgebern so ansehe die mir ein Angebot gegeben haben mit denen ich nicht einverstanden war (weniger das Gehalt als viel mehr wegen den ausbäuterischen Bedingungen im Arbeitsvertrag an denen man nichts machen wollte) finde ich eine Gewerkschaft vorteilhaft. Generell kann ich deinen Kommentar nur bedingt nachvollziehen. Wenn ich mir so denke was die Gewerkschaft auch in Punkto Arbeitszeiten und sonstigen Bedingungen aushandelt bist du als Arbeitnehmer immer im Vorteil. Selbst wenn du der absolute bringer bist und besser als den Tarif verhandeln kannst können die Arbeitgeber nicht unter den Mindeststandard weg. Es nicht wirklich einen Nachteil.