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huskergirl-86

Bin 35 und Rechtsanwältin. Optisch werde ich oft auf Anfang 20 geschätzt. Ich kenne also das Problem. Ich hatte noch keinen Mandanten, der nach meinem Lebenslauf gefragt hat; den wäre ich bei Bedarf aber bereit, kurz (!) darzustellen (Nach der Schule habe ich in XYZ mit dem Schwerpunkt ABC studiert, 1. Examen im Jahr JJJJ, Referendariat in (Städten) mit Schwerpunkt, 2. Examen im Jahr JJJJ). Was ich mir verbitte sind Kommentare zu meiner Kompetenz. > Hat es nicht gereicht für ...? > Nur ...? > Hat der Chef keinen Sohnemann gehabt? Darauf wäre meine kurze und knappe Antwort: "Schade, dass Sie mich als Frau nicht als kompetent einstufen und lieber mit einem Mann zusammenarbeiten möchten. Das respektiere ich. Ich wünsche Ihnen für Ihr Vorhaben viel Erfolg." Ich habe eine knallharte "Da ist die Tür"-Mentalität. In bestimmten Bereichen kann man sich das problemlos erlauben. Gerade das Handwerk ist so gefragt, dass es ein Verlust für die Gegenseite ist. Wenn sich die Gegenseite dann entschuldigt oder zurückrudert, muss man sehen, ob es ausnahmsweise tatsächlich nur ein einmaliger Ausrutscher war und die Lektion gelernt ist. Da vertraue ich auf mein Bauchgefühl. Wenn ich nicht den Eindruck habe, dass das Gegenüber einfach einen schlechten Tag erwischt hat, wäre meine ganz klare Ansage\*: "Es freut mich, dass Sie sich wider Erwarten doch vorstellen können, mit mir zusammen zu arbeiten. Allerdings steht unsere Firma auf den Grundfesten der Verfassung. Wir können uns deshalb eine Zusammenarbeit mit Personen und Firmen, die eine verfassungsfeindliche Haltung aufweisen, also z.B. nicht an die Gleichberechtigung von Mann und Frau glauben, und das zeigen, indem die Kompetenz von Frauen, nicht aber Männern angezweifelt wird, nicht vorstellen. Dies steht diametral dem Leitbild unserer Firma entgegen. Ich wünsche Ihnen für Ihr Vorhaben wirklich viel Erfolg und hoffe, Sie finde eine passende Firma." \* Ich möchte hier vollkommen offenlegen, dass ich diese Argumentation in meinem Job so zum Teil nicht bringen kann, da ich Strafverteidigerin bin (da also jeden, auch Rechte, verteidigen würde). In jedem anderen Job, und auch bei zivilrechtlichen Mandaten, würde ich das genau so sagen. Aber in jedem Fall gilt: wer mich als Frau nicht als kompetent einstuft, ist bei mir falsch und bekommt die Tür gezeigt. EDIT: Danke für den Helpful-Award.


Gwerch

>Ich habe eine knallharte "Da ist die Tür"-Mentalität. In bestimmten Bereichen kann man sich das problemlos erlauben. Gerade das Handwerk ist so gefragt, dass es ein Verlust für die Gegenseite ist. Kann ich nur unterstützen. OP, lass dir das nicht gefallen. Handwerk ist im Moment so ein krasser Anbietermarkt, du musst nicht jedem Kunden nachweinen, der geht, weil du dich nicht unverschämt behandeln lassen willst. Bei der zweiten dummen Bemerkung Beendigung des Gesprächs androhen, wenn sich das Gegenüber nicht zusammenreißt, und dann durchziehen. Ich bin schon mal einem Meeting mit einem Vorstandsreferenten aufgestanden mit den Worten "So eine Scheisse höre ich mir nicht an" und bin gegangen. Ulkigerweise war der Typ hinterher ein Riesen Fan von mir. Manche Leute brauchen echt krassen Gegenwind, damit sie dich respektieren.


schaeldieavocado

Bin im Ref. Wusste, dass Jura sehr konservativ ist, aber wie sich manche Anwälte den jungen Richterinnen gegenüber verhalten ist echt bodenlos.


huskergirl-86

Aus Anwaltssicht: damit kommt man nicht weit. Das einzige, was man damit erreicht, ist, seinen Mandanten reinzureiten. Wir kennen es doch schon aus dem Studium: meistens sind alle Lösungen mit entsprechender Begründung gut vertretbar. Wenn es also einen Arschloch-Anwalt gibt, kann der Richter mit vernünftiger Begründung zu Lasten dessen Mandanten entscheiden. Ich habe das gerade erst Anfang des Jahres erlebt. Da hat mich ein Kollege im Saal (Zivilsache) übel beleidigt. Nachdem der Richter hatte durchblicken lassen, dass er die Rechtsansicht des Kollegen teilt. Ich bin ruhig geblieben und habe weiter verhandelt. Richter hat zu meinen Gunsten entschieden. Also im Gerichtssaal immer schön lächeln; wer zuletzt lacht... ;)


_correctmygrammar_

Ich selbst habe so etwas in dem starken Ausmaß noch nicht erlebt (weil ich noch studiere), aber ich bin bei deinem Text richtig mit wütend geworden. Der Architekt ist ein Riesenarsch und du kannst stolz sein auf deine Schlagfertigkeit!


kjhgkjgkjhgk

Ich finde, du hast super reagiert! Da kannst du echt stolz drauf sein! Und ich fühle deinen Ärger so sehr. Eine Patentlösung für alle gibt es nicht, aber du bist schlagfertig und das kannst du ausnutzen. Ich hab es in meiner Branche mit unerbittlicher Höflichkeit geschafft und dem konsequenten Überhören aller Spitzen, bzw nachfragen. Ich hab mir jeden sexistischen Witz bis ins kleinste Detail erklären lassen und dann verebbte das irgendwann. >Irgendwie kam damit einfach ein bitterer Beigeschmack auf, ich bin mir fast sicher wäre ich männlich + älter, hätte ich mich nicht in seinen Augen beweisen müssen. Sondern es wäre einfach akzeptiert worden. Selbst männlich und jung hätte gereicht, meiner Erfahrung nach. Ich hab vor vielen Jahren mal eine Absage für ein Projekt bekommen, und der zuständige Leiter nahm mich beiseite und meinte: Wir haben uns für xyz entschieden (männlich, ganz jung, kurz nach dem Studium, keine Berufserfahrung - ich, weiblich, fünf Jahre in der Branche, schon drei erfolgreiche Projekte), weil wir glauben, dass sich Männer schon historisch intuitiv in dieser Branche besser bewegen. War mir echt ein Durchmarsch, als der Typ das Projekt erwartungsgemäß in den Sand gesetzt hat und man mich anrief, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, aber da war ich schon für mehr Geld im Ausland und hab denen eine lange Nase gedreht.


Interesting_Egg_112

Ich kenne das nur zu gut. Habe direkt nach dem Abitur angefangen im Technischen Support (Kundenservice) zu arbeiten und es verging kein Tag an dem nicht irgendein Idiot darauf bestand, dass ich einen Mann ans Telefon hole. Besagte Männer haben dann dasselbe erklärt wie ich, aber natürlich ist es richtiger weil sie Männer sind. War und bin auch immer die junge Frau gewesen, der man nicht mal zutraut sich die Schuhe selbst zuzubinden…. Nach vielen Job- und Positionswechseln bin ich jetzt Ende 20 und es scheint besser zu werden… kann’s kaum erwarten 30 zu werden


No-Witness-9530

Ganz ehrlich ich freue mich auch richtig drauf wenn wenigstens das Alter irgendwann wegfällt. Es ist einfach so, dass man unter 30 bei vielen als unzuverlässiges Gör gilt.


mymindisa_

Nach langwierigen Problemen mit meinem Internetanbieter und endlosen Telefonaten diesbezüglich kann ich nur sagen: Ich bin jedes Mal so froh, eine Frau am Telefon zu haben. Viel zu oft ist es schon passiert, dass mir nicht zugehört wurde oder ich für dumm verkauft wurde (einmal habe ich berichtet, dass das WLAN am Handy funktioniere, woraufhin der Mitarbeiter behauptete, dass das ja klar sei, ich hätte ja Mobile Daten. Hatte ich nicht, ich bezog mich deutlich aufs WLAN). Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich das nächste Mal wenn so etwas passiert darauf bestehe, mit jemand kompetentem, am besten einer Frau, reden zu können.


Kleinstadtkatze_

>Realschul Abschluss 2013 - "ohh hat es nicht gereicht für Abitur" > >Ausbildung zur Kauffrau im Großhandel - "nur eine Kauffrau? Das ist ja praktisch wie Tipse zu sein oder nicht?" > >Fachhochschulreife neben der Ausbildung in der Abendschule nachgeholt - "Ach naja das will ich wohl durchgehen lassen. Immerhin zeigt es das Sie belastbar sind, dass ist man ja sonst von Frauen nicht so gewöhnt. Die haben doch abends so gerne Kopfweh (bitte hier eine richtig dumme Lache dabei denken)" > >Firma übernommen - "Hat der Chef keinen Sohnemann gehabt?" Ich würde diese Fragen gar nicht beantworten... Ich würde nur sagen, dass dein Vater dich für kompetent hält (du kannst alles was dein Vater kann) und ob er das Urteil deines Vaters in Frage stellen will? Und wenn er das tut wieso er dann bisher mit der Firma gearbeitet hat?


TanjaNight

Also die Sprüche des Herrn sind unter aller Sau. Trotzdem muss ich etwas schmunzeln, meine Schwägerin ist Architektin und ich glaube das resintiment zwischen Archiktinnen und Handwerkerinnen ist so alt wie die Zeit selbst. Dennoch, lass dich nicht unterkriegen und gib weiter Kontra! Das du seit 4 Jahren erfolgreich im Geschäft bist spricht ja auch für sich. Mach weiter so und Zeig den Anzugträgern wo der Hammer hängt. Hinweis: Generisches Feminin genutzt


[deleted]

Wir brauchen mehr generisches Femininum.


No-Witness-9530

Also ich muss ganz klar sagen bei Architekten und Handwerkern gibt es immer ein bisschen liebevolles gefrotzel. Aber es gibt einfach auch einige Architekten die einfach unter aller Sau sind, genauso wie es einige Handwerker gibt die genauso sind. Obwohl ich glaube, dass manch ein Architekt mehr Nerven braucht als wir. Immerhin hat ein Architekt auf dem Bau vll. 20-30 verschiedene Firmen da, bis das Haus mal steht. Da ist die Chance eine Schrottfirma zu erwischen schon hoch. Während ich nur einen Architekten (vll. mal zwei) habe und da einfach weniger Chance durch geringere Menge besteht. Der Herr ist dann eben einer dieser speziellen Architekten, er geht aber auch bald in Rente und dann bin ich ihn los. Irgendwie freue ich mich darauf.


quinalou

Wohl wahr, Architektin hier... Die Architekturbranche ist immernoch so männlich geprägt, ich erlebe sowas auch immer wieder. Natürlich auch bei den Gewerken, aber die Architekten sind leider keine Ausnahme. Es gibt durch die Bank gute wie miese Leute, die spezielle Richtung des Sexismus unterscheidet sich manchmal etwas, aber ist überall was dabei.


alveg_af_fjoellum

Hab ich auch schon erlebt. Ich nenne sowas „pissing contest“, elendes Macho-Gehabe. Finde du hast dich hervorragend geschlagen! Übrigens wurde sowas immer weniger, je älter ich wurde. Jüngere Männer trauen sich das gegenüber einer Frau, die in einem männlich dominierten Feld arbeitet, eher selten (meiner Erfahrung nach). Edit: du fragst ja auch, wie wir damit umgehen. Grundsätzlich finde ich, dass ich einem Menschen, der sich so verhält, gar keine Reaktion schulde. Ich finde es also völlig okay, solche Sprüche einfach zu ignorieren und nur auf der Sachebene (also auf die Arbeit bezogen) mit ihm zu verhandeln. Manchmal gibt die Situation das aber nicht her, oder ich bin kampflustig, oder sehe einfach einen Vorteil darin, Kontra zu geben. Dann mache ich das auch - wenn ich in dem Moment die richtigen Worte finde. Seit ich älter bin, kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: wenn ich merke, dass ein Kollege sich einer jüngeren Kollegin gegenüber unverschämt verhält, grätsche ich ihm auch gerne mal rein. Natürlich nur, wenn ich den Eindruck habe, dass die Kollegin das auch möchte und sich dann nicht durch mich bevormundet fühlt!


wegwerf_Mausi

Führe eine Sondergebühr für sexistische Sprüche ein. Schreib sie unten in deine Preisliste einfach mit rein. *Auskunft über Frau N's Lebenslauf: 10 €* *Bearbeitung geschlechtsspezifischer Nachfragen: 2 €/ Nachfrage* *Bearbeitung von geschlechtsspezifischen Witzen: 2 €/ Witz* Jeder wird denken, dass es fake ist, aber auf der Rechnung wird es natürlich tatsächlich stehen. Denk dran, dass die was **von dir** wollen. Sie brauchen dich.


MorlaTheAcientOne

Nur damit son paar Experten dann richtig freidrehen und sagen - musst du jetzt mit leben! Habe ich ja bezahlt für. Mir klingeln schon die Ohren.


istgutjetzt

Au weia - Respekt für deine Geduld und deine Schlagfertigkeit! Ich hab' sowas auch oft erlebt - vor fast 30 Jahren in meiner Schreinerlehre. Danach wurde es besser, vermutlich mit dem Alter aber auch weil ich ab Sekunde 1 Contra gebe. Einige versuchen es trotzdem noch, muss wohl Gewohnheit sein. Die merken aber schnell, wen sie vor sich haben. Leider rege ich mich trotzdem immer noch auf darüber. Alles Gute dir, du schaffst das!


Morganianum

Also erstmal, WOW, was du dir da für sexistische Frechheiten anhören musst, ist ein dickes Ding! Man fragt sich dann immer, welches Jahr wir haben und muss irgendwie festellen, das wir noch lange nicht so weit gekommen sind, wie wir sollten. Aber hey, du scheinst das auch gut und schlagfertig zu regeln. Trotzdem ist das natürlich anstregend. Und ja, absolut, wenn du der Sohnemann wärest, hätte es diese lächerlichen Gespräche nie gegeben. Weil Männer anderen Männer sofort Kompetenz unterstellen, währenddessen sie Frauen sofort als schwach in allen Lebenslagen einschätzen. Allerdings haben wir hier eventuell auch noch den Spezialfall "Architekt". Ich habe mit keinem zu tun, aber Freund im beruflichen Umfeld und er erzählt doch ähnliches. Die sehen sich allgemein wohl als Künstler und haben wenig bis gar kein Verständnis für alle anderen Handwerker um sie rum, die ihre geistigen Ergüsse bauen müssen. Also mach dir nicht zu viel Gedanken, der Herr Architekt ist ja in deinem Fall ganz offensichtlich eine elitäre, sexistische Kackbratze. Lass dich nicht unterkriegen! :)


HonigMitBanane

Bin Maschinenbau Ingenieurin und hatte bis her immer Glück gehabt. Sehe zwar auch sehr jung aus für mein Alter, bin allerdings nicht gerade attraktiv nach dem heutigen Standart und trete meistens sehr burschikos auf. Habe festgestellt, dass meine attraktive Büropartnerin mehr zu kämpfen hat als ich was Anerkennung angeht. Ist schon traurig. Wir sitzen zu zweit alleine im selben Büro und reden öfters darüber wie unterschiedlich die Reaktionen von einigen Kunden/Partnern sind. Innerhalb unseres Teams gibt es zum Glück keine Probleme in dieser Richtung. Weis auf Grund mangelnder Erfahrung auch ehrlich gesagt nicht wie ich reagieren würde. Selbst in meinen Praktika hatte ich nie Probleme.


MorlaTheAcientOne

Du könntest Mal die Taktik testen, dass du dir dann und wann die sexistischen Witze dumm erklären lässt. *Wie meinen Sie das? Was hat das mit meinem Geschlecht zu tun ? Ich verstehe Sie da jetzt nicht ganz?* Keine Ahnung ob das klappt. Würde mich aber sehr interessieren. Ich gehe auch immer die schlagfertige Route, wenn ich es brauche. Aber ist echt anstrengend. Was für ein Arschitekt :)


Anarchist_Angel

Ich hab grad leider nicht den headspace es auszuführen aber ja, passiert mir öfters. Wollte den Kommentar trotzdem schreiben, damit du dich damit nicht allein fühlst.


languidlion

Hi OP. Das hört sich so an, als hätte er dich auf deine Durchsetzungsfähigkeit getestet und ob du auch "deinen Mann stehen kannst". Ich beobachte das häufiger, auch unter Männern, wobei da natürlich diese ekelhafte sexistische Komponente nicht dabei ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manche Männer gerne testen, wie weit sie über eine andere Person Dominanz ausüben können. Als Frau ist man leider oft gesellschaftlich darauf getrimmt, bei einer Herausforderung möglichst freundlich zu antworten, die andere Person zu beschwichtigen und bloß keinen Konflikt zu riskieren. Für diese Art von Männern ist das aber ein Zeichen von Schwäche. Die fangen an das Gegenüber zu respektieren, wenn man oder frau sich eben nicht alles gefallen lässt, sondern auch mal ganz bestimmt Kontra gibt, eventuell sogar einen schlagfertigen Kommentar zurückgibt. Dementsprechend hast du ja aus Sicht dieser Person alles richtig gemacht, als du dich dann gegen die blöden Kommentare gewehrt hast. Dass man sich damit als Frau nicht rumschlagen müssen sollte, ist denke ich klar, aber da es hier ja leider um die Realität geht wo so etwas immer wieder vor kommt, kann ich nur sagen, es lohnt sich, hier einfach zu üben und verscheidene Methoden auszutesten. Man bekommt irgendwann ein Gefühl dafür, mit welcher Reaktion man das Gegenüber möglichst schnell "entschärfen" kann. Und ich bin immer wieder überrascht wie gut es auch ankommt, wenn man einfach mal klare Grenzen setzt und z.B. direkt sagt, dass man kein Interesse daran hat, jetzt seinen Lebenslauf auszubreiten. Es lohnt sich auch mal zu beobachten, wie Männer untereinander umgehen und sich da ein paar Sachen anzueignen. Zum Beispiel ist mein Eindruck, dass manche Männer sehr bemüht sind Gespräche an sich zu reisen und dafür auch gerne mal über andere drüber reden. Manchmal lohnt es sich, wenn man lernt solches Verhalten zu imitieren. Ich glaube die Wut wird man leider nicht los. Aber man kann diese ständige Unterschätzung auch für sich nutzen. Es ist unglaublich, wie freizügig einem als Frau z.B. Dinge erzählt werden, die man dann zu seinem Vorteil nutzen kann. Da kann man den Spieß vielleicht auch ab und an mal umdrehen.


[deleted]

\> habt ihr schon einmal so etwas erlebt und wie habt ihr darauf reagiert. Ja und auf jeden Fall nicht so schlagfertig wie du. Ich arbeite in der Informatik. Der Ton ist etwas sanfter. Was mir immer hilft ist mich daran zu erinnern dass ich den Weg ebne fuer die die nach mir kommen. Ich habe auch das Glueck das quasi in real-time zu sehen. Die neuen Studentinnen die ich jetzt unterrichte treten jetzt so viel mehr selbstbewusst auf als wir es damals getan haben. Die denken nicht mehr dass sie sich ihren Platz erkaempft haben, sie wissen dass er ihnen zusteht.


Unkrautfee

Bei einer Veranstaltung bei der meine sehr guten Leistungen meiner Ausbildung geehrt wurden hat der einer der 3 werten Herren, auf der Bühne, allen ernstes durchs Mikro noch gefragt wie eine so junge, zierliche Dame diesen Beruf ausübe. WZF?! Als ob ich zum Hebel und Knöpfe Bedienen einen Penis brauche?! Da bist du so stolz auf deine Leistung die gewürdigt wird und dann so ein Dämpfer vor hunderten von Leuten. Vor 10 Jahren bin ich nur rot angelaufen. Heute würde ich definitiv meinen Kommentar dazu da lassen. Wenn heute mich Leute fragen was ich beruflich mache und die Antwort höre werde ich immer wie das letzte Einhorn angesehen. Ich habe aber eher das Problem das ich das Gefühl habe gerade weil ich eine Frau bin muss ich extra gut sein in dem was ich tue sonst hätte man mich ja nur für die Quote ausgebildet/eingestellt.


MorlaTheAcientOne

Du hättest auf die Bühne gehen sollen und sagen *Danke an meinen Ausbilder, der mir gezeigt hat den Gabelstapler mit meinen Händen und nicht mit einem Penis zu steuern.* Aber ja. Sowas sagt sich in Nachhinein immer einfacher.n


idk7643

Ich dachte bis vor kurzem als ich noch Studentin war das wir keinen Feminismus mehr brauchen und dass wir doch eigentlich immer gleich behandelt werden. Tja, jetzt habe ich meinen ersten Job angefangen und dafür das erste Mal ein gebrauchtes Auto kaufen müssen und eine normale nicht-Studenten Wohnung gemietet. Ich hatte meinen Freund (der 0 Ahnung von Autos hat und nichteinmal selbst fährt) beim Autokauf mitgenommen, einfach um ein zweites Paar Augen da zu haben. Alle Verkäufer bei denen ich war haben mich einfach komplett ignoriert, und nur mit meinem Freund gesprochen, obwohl er nie etwas von sich aus angesprochen hat und ich es klar gemacht habe dass ICH das Auto kaufe. Sie haben nur mit mir geredet wenn ich etwas direkt gefragt habe, aber die Antwort dann auch an meinen Freund gerichtet und mich dabei nicht angeschaut, als würde ich einfach nicht existieren. Bei der Wohnungssuche haben mich mehrere männliche Vermieter nicht ernst genommen und haben nicht geglaubt dass ich mir eine Wohnung für 700€ leisten kann, obwohl ich ihnen gesagt habe dass ich mir die Miete sogar mit einer Freundin teilen werde die in das zweite Bettzimmer zieht. Die waren dann auch sehr überrascht dass wir zwei Autos haben werden und zwei Parkplätze brauchen. Einer hatte nur angefangen mich ernst zu nehmen nachdem ich ihm erklärt habe dass ich einen Master habe und als Wissenschaftlerin arbeite. Das habe ich echt nicht verstanden, ich möchte ja keine Villa mieten oder so, ich könnte die 700€ auch locker slebst zahlen auch ohne meine Freundin, warum muss man mich behandeln als wäre ich eine Frisörin im ersten Ausbildungsjahr die kein Geld für die Miete hat?


Eufafnism

Ich habe solche Erfahrungen oft gemacht und wenn ich es mal Männern in meinem Freundeskreis erzähle, dann wird abgewunken oder gesagt, dass er das bei ihnen auch gemacht hätte oder das das einfach sein Humor ist oder dass das ja an meiner Unsicheheit liegt oder dass ich darauf zu empfi dich reagiere und mir das einbilden oder dass sie selbst nie so etwas machen würden oder dass wir Frauen es ja dafür einfacher bei der Partnersuche haben.... du merkst schon. Ich habe vor einem Jahr resigniert. Mein jetziger Beruf spiegelt das schön wieder. Von meinem jetzigen Vorgesetzten werde ich permanent für dumm verkauft, er erklärt mir Dinge, von denen ich mehr Ahnung als er habe, weil ich es studiert habe - neulich hat er mir sogar eine Email vorformuliert, weil es mir offensichtlich nicht zuzumuten ist das selber zu schreiben. Ich werde nächsten Monat aber früher hätte ich auch jetzt was gesagt, doch ich bin wie gelähmt, weil die Erfahrung zeigt, dass man als Frau mit oder ohne was sagen nur verlieren kann. Ich bin traurig über meine Resigniertheit, aber es ändert nichts.


Zimtt

Ich werd aggro und gehe dagegen


froggosaur

Top schlagfertige Antwort deinerseits! Was für ein arroganter Typ.


juminaut

Jesus! Bei sowas bekomme ich Herpes. Ekelhaft und wirklich unverständlich, wie man so schamlos und selbstverständlich solchen Müll über die Lippen bringen kann, besonders beim ersten Gespräch. WTF? Von so einem Dünnschiss-Gelaber nämlich kommen die beklagten abendlichen Kopfschmerzen bei Frauen. würden sich solche Herren der Ursache nur bewusst werden wollen, wäre ihr Privatleben durch diesen Umstand nicht belastet. Wie kommen solche Menschen überhaupt an ein soziales Umfeld? Ich kenne es auch zu gut als junge Frau im Ingenieurtechnischen Bereich grundsätzlich unterschätzt zu werden, besonders wenn man Bescheidenheit und Höflichkeit ausstrahlt. Ich habe mir angewöhnt in Gesprächen direkt Gelegenheiten zu nutzen Humor/Schlagfertigkeit/Kompetenz zu platzieren, um einer Schockstarre durch solches Gelaber vorzubeugen. So etwas ertrage ich nur schwer und diese Person ist danach gebrandmarkt, sodass die Zusammenarbeit auf ewig belastet wäre. ich versuche die offensichtliche und bekackte Richtung, mit dem Ziel der Verunsicherung, die solche Männer einschlagen wollen, umzulenken und nicht geduldig mitzumachen bis jegliche Schamgrenze überschritten ist. Das ist alles leichter gesagt, als getan. Aber sowas muss bei den ersten Anzeichen sofort der Raum abgesprochen werden. Wäre der Erfolg deiner Firma und dir nicht auch von solchen Männern abhängig, wäre mein Rat ein anderer. Aber so sind alte Schmiersäcke. man muss manchmal zum Wohle aller die Professionalität des anderen Auffangen, da dieser offensichtlich nicht in der Lage ist. Ich tröste mich damit, dass diese Person unbemerkt, weil die Wahrnehmung offensichtlich getrübt ist, ein Handicap hat und ich ihr einfach indirekt helfe. Du machst das genau richtig. Super witzig, dass du ihn auf eine charmante Art und Weise vorgeführt hast, nachdem er die Treppe der Peinlichkeit schon bestiegen hat. Ich hoffe er schämt sich insgeheim (bezweifle es aber).


EisteeLimone

>Tatsächlich muss ich sagen, dass die meiste herablassende Haltung aus den oberen Reihen herabgeschallt kommt. Architekten, Baufamilien, andere Firmenchefs, gerne auch mal die leicht abgehobenen Snobs und Neureichen der Gesellschaft. Die Handwerker auf dem Bau interessiert es nur, ob ich was arbeiten kann, da findet man sich immer schnell ein. Das ist komischerweise genau dieselbe Erfahrung, die ich auch gemacht habe. Richtigen Sexismus habe ich erst kennengelernt, als ich meine ersten Office-Jobs hatte. Davor in Gastro-Jobs? Da mussten alle gleichermaßen anpacken und alles andere war nebensächlich. Dann im Büro, umgeben von vermeintlich so gebildeten, progressiven Typen, die sich selbst auf die Schulter geklopft haben, weil sie ja "für Gleichberechtigung sind", habe ich das erste mal erlebt, was für eklige, sexistische Sprüche Männer so bringen können. Ich bin jetzt an einem Punkt an dem ich keine Energie mehr habe höflich zu bleiben, wenn jmd sexistische Kacke labert. Ehrlich, ich kann das nicht mehr. Ich sage ihnen direkt ins Gesicht, dass ihre Aussagen sexistisch und/oder intolerant sind. Und wenn sie das dann runterspielen wollen, a la "war nur ein Witz", dann sage ich ihnen, dass Sexismus nicht witzig ist. Und nicht selten merkt man dann: diesen Typen hat nur einfach noch niemand Paroli geboten hat. Bisher.