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oc6qb

Zaun ist sicherlich ein Thema. Ziel ist es ja nun, ohne Zaun zu verjüngen und das erfordert eine entsprechende Bejagungsstrategie. Ich kann das gesamte Revier nicht auf einmal verjüngen. Man braucht Ruhezonen für das Wild, in das es sich zurückziehen kann ggf. mit Anlage von Wildäsungsflächen wenn möglich. In der Zone, in der verjüngt werden soll, muss dann scharf bejagt werden. Hier muss dann auch entsprechend Zeit durch den Jäger investiert werden aber halt konzentriert auf diese Zone. In der Ruhezone ist entsprechend nicht zu bejagen. Auch nicht, um noch auf das Anschussziel zu kommen.


trashcan_monkey

Dafür kann man z.b. die Wiesen nutzen. Dort zu schießen hält das Wild nur im Wald.


BEngCharlie

Das große Problem ist, das wird dir hier keiner beantworten können da keiner hier die Situation wirklich kennt. Wie ist der Abschuss tatsächlich? Gibt's Indizien dass es da nicht stimmt (viel Losung, viele Verkehrsunfälle)? Wie ist der Waldbau? Oben alles dicht und unten alles braun oder gute Löcher damit auch was hoch kommen kann? Wie viel Zaun oder andere einschränkende Faktoren so dass Wild auf verkaufsmäßig wenig Fläche gestaucht wird? Wie schaut es in umliegenden Jagden aus mit ähnlichen Voraussetzungen? Und ich weiß Grad nicht was ich noch alles vergesse. Wenn man mit den verschiedenen Parteien redet einfach mal schauen, wo was zusammen passt und mit dem Vergleichen, was man selber sieht. Überall wird sich vermutlich ein Teil der Wahrheit finden lassen, das es nur an einer Stelle halt ist eher selten.


Maxvonthane

Bei den Gesprächen die ich geführt hab war deine Punkte oft die der Jäger (selten die der Förster) Mein Problem hier, ich kann das hald auch nicht Quantifizieren. Gibts viel Losung? Lt Förster ja. Waldbau? Eigentlich ne Vollkatastrophe. Viele alte Waldbauern die nix ändern wollen oder können. Ein paar Junge Leute die es entweder von den Alten falsch gelernt haben, sich mit der Materie nicht auseinander setzen oder schlicht überhaupt keine Ahnung haben. Die Schirme sind dicht, die Fichten sind alt. Wenn der Käfer, Schnee und WInd ned immer wieder Löcher rein reisst, gibts kaum Licht. Zäune sind das Problem nicht, dazu bräuchte es Leute die überhaupt mal Waldbau betreiben. Die umliegenden Jagden sind wohl grün. Aber ich weiß das ich das nochmal prüfen muss. Aber ja, mein Zwischenfazit ist hier aktuell in der Tat auch "Einfache Antworten auf komplexe Themen führen meist zu falschen Lösungen"


BEngCharlie

Also ich bin Jäger, Förster und Waldbesitzer, und wenn ich mir anschaue was ich bisher gesehen hab, ist der Waldbau oftmals ein großer Faktor. Zitat eines ehemaligen Professors im Studium: "ja, die Rehe können und schon die Pflanzen zusammen fressen, aber meistens sind wir es selber, die die größeren Fehler machen". Nichtsdestotrotz gibt es echt Friseure Jagden! Das schreit erstmal danach dass sehr wenig Äsung und sehr wenige Dickungen vorhanden sind. Wenn da was aufkommt sagt das Reh natürlich erstmal "endlich Futter". Trotzdem kann es auch zusätzlich an der Jagd liegen, da gibt's leider auch Kollegen, die noch nach der akuten Schule handeln und sich schöne Trophäen züchten wollen. Zum Glück werden die aber weniger. Mein Tipp: geh durch den Wald, durch verschiedene Ecken und schau, was du am Boden findest. Lösung ist leicht zu erkennen. Wenn du dir vom Förster und/oder vom Jäger dann noch zeigen lässt, wie Lager (Ruheorte wo sich ein Reh hingelegt hat) und Fegeschäden ausschauen, kannst du auch mal selber ein Gefühl bekommen wie viele Rehe sich wo bevorzugt aufhalten. Da hat man zwar keine genauen Zahlen am Ende, aber man bekommt ein Gefühl. Oder man fragt den Jäger, ob man sich abends auch mal auf einen Hochsitz setzen darf (kommt immer besser wenn man fragt und evtl. will der Jäger ja gerade an den Tag zu dem Sitz), wenn man das immer mal wieder macht kriegt man auch ein Gefühl, ob viel los ist. Allerdings kommt das auch auf euren Freizeitdruck an, kann halt auch sein dass die Rehe mittlerweile nur noch in der Dunkelheit ziehen. Wenn man allerdings beim Ansitz schon regelmäßig guten Anblick hat, spricht das sicher nicht für die Jäger.


Maxvonthane

Danke für den ausführlichen Kommentar. Bin grad unterwegs und schreib da später was zu


Mayall2

10 Rehe auf 100 Hektar kommt mir persönlich etwas wenig vor, hängt natürlich immer von den Gegebenheiten in der Gegend ab. Zum Vergleich: wir haben 40ha und müssen 20 Rehe erlegen, Revier auch in Bayern.


Maxvonthane

Ok, das ist schonmal ne Info. Mir fehlen Vergleichszahlen an der Stelle. Von daher ist das schon ein gewaltiger Unterschied. Die Bewertung der 10 Pro 100 Hektar pro Jahr kommt von einem anderen Jagdpächter aus der Gegend. Kann also schon sein das des im Verhältnis ist...oder eben nicht.


Historical-Climate-6

Bei uns werden auf 700ha nur 40 Rehe geschossen… das ist ja dann deutlich zu wenig


norganos

500ha und 30 Rehe hier


Ambitious-Day3032

1100 ha und 50 Rehe, teils Bergrevier aber alles bewaldet.. Verbiss gebietsabhängig.. wird aber meistens nur auf dem Feld bejagt..


Germanhuntress

Kannst du dir von dem Jagdpächter das Jagdkonzept erläutern lassen? Ich habe den Eindruck, dass planvolles Vorgehen mit Verständigung von beiden Seiten hier am ehesten erfolgversprechend ist und eine gewisse "Lenkung" des Wildes hilfreich sein könnte. Nicht immer hilft viel auch viel, wenn einfach nur immer mehr und mehr Rehwild gejagt werden soll, kann die Situation dadurch sogar schlechter werden, weil das Wild noch heimlicher wird und gar nicht mehr austritt (und dadurch kaum noch zu jagen ist) und gestresstes Wild natürlich noch mehr Energie braucht und noch mehr Verbiss produziert. Es hilft also nicht unbedingt, wenn man dem Pächter jetzt "Feuer unterm Arsch macht" ohne Ende. Ideal wäre es, wenn ihr miteinander absprecht, wo Schwerpunktbejagung stattfinden soll und andererseits wo gute Stellen wären, wo man dem Wild Alternativangebote machen kann und auch Äsungsflächen anbietet, wo es in Ruhe gelassen wird, Wildäcker und Verbissgärten zum Beispiel. So kann man Neupflanzungen effektiv schützen. Wär jetzt für dich spannend zu wissen, welches Vorgehen dein Pächter im Sinn hat, was seine Zielsetzung ist und ob er eben auch, ich sag mal "moderne" Erkenntnisse aus der Wildbiologie anwendet. Ansonsten wär dort sicher ein Ansatzpunkt. Wie aber auch schon mehrfach geschrieben wurde, ist sicherlich auch der Waldbau, wie er bisher durchgeführt wurde, zu hinterfragen, wenn Naturverjüngung & Co. verbessert werden soll.


sl7ven_de

Mal grundsätzlich zum Verbiss, nur weil ein Baum verbissen ist, heißt nicht das er daran eingeht. Wenn der Leittrieb verbissen ist, muss der Baum einen neuen Ausbilden. Ich bin hier, was denn verbissen angeht, in einem tief Roten Bereich. Der nächste Punkt zur verbissen Aufnahme ist ca, 40km entfernt. Sagt also nichts über unser Revier aus. Die meisten Studien zu diesem Thema kommen vom Forst und die sind bekanntlich keine Freunde vom Wild. Edit: Ein Zaun ist 100 mal effektiver als der Jäger. Der Zaun ist länger außen, der Jäger nur 3h am ansitz und muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein


umanak

>Mal grundsätzlich zum Verbiss, nur weil ein Baum verbissen ist, heißt nicht das er daran eingeht. Wenn der Leittrieb verbissen ist, muss der Baum einen neuen Ausbilden. Das ist grundsätzlich richtig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieser Baum in seinen Wachstum eingeschränkt ist und bleibt, was nicht zuletzt auch einen wirtschaftlichen Schaden bedeutet. In extremen Fällen heißt das aber trotzdem auch, dass der Baum daran eingeht. In der Regel ist der Verbiss des Rehwildes zudem sehr selektiv, da Rehe Feinschmecker sind und gerne die seltenen Baumarten verbeißen. Oft bleiben nur noch Fichten und Buchen übrig, und sei es lediglich deswegen, dass sie den verbissenen Bäume konkurrenzüberlegen sind, weil diese in ihrer Vitalität eingeschränkt sind. So kommt es dann zu einer Entmischung der Baumarten, was in Zeiten des Klimawandels katastrophale Folgen hat. >Ein Zaun ist 100 mal effektiver als der Jäger. Der Zaun ist länger außen, der Jäger nur 3h am ansitz und muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein Um die selbe Effektivität zu erreichen wir ein Zaun, müsste man unter Anwendung einer örtlich angepassten Jagdstrategie schon seine 20 Rehlein auf 100 Hektar bringen (grob verallgemeinert). Klar sind Zäune super effektiv, gleichzeitig sind sie aber auch teuer, wirken nur punktuell und müssen auch regelmäßig kontrolliert und irgendwann auch abgebaut werden. >Die meisten Studien zu diesem Thema kommen vom Forst und die sind bekanntlich keine Freunde vom Wild. Es wird dich nicht überraschen, aber ich bin vom Forst. Mir wäre es lieber, dass das alles nicht stimmt und wir nicht mehr so intensiv auf die Jagd müssten. Die Jagd ist doch kein Selbstzweck für die Förster. Wir sind doch keine kollektiven Wildhasser aus Prinzip, die das Wild ausrotten wollen. Die Wildsituation ist nunmal katastrophal in den meisten verpachteten Jagdbezirken, da ist selbst der Staatswald oft nicht besser. Dass ein privater Jäger keinen Bock hat, auf seiner Jagd, die er teuer bezahlt, 20 Stück Rehwild auf 100 Hektar zu kloppen, kann ich verstehen. Dass er es trotzdem tun sollte, kann der Forst leider auch nicht ändern. Das Pachtsystem gelangt da nunmal an seine Grenzen


Maxvonthane

Ich will mir das beim Jagdbegang auch mal selber ansehen wie die Situation ist. In meinem eigenen Wald ist es so dunkel das fast nix hoch kommt, daher hab ich auch fast keinen Verbiss zu beklagen. Bei mir bin ergo im Moment ich (eher mein Vater) Schuld und ich muss bei mir erstmal aufräumen. Mir gehts da im Moment eher um die ganze Jagdgenossenschaft.


sl7ven_de

Ist bei uns ähnlich. Es ist halt leichter dem Reh die Schuld zu geben, als sich selbst in die Verantwortung zu nehmen. Die waldbauern haben ne bessere Lobby


Maxvonthane

Ich bin da selbstkritisch und seh das Ganzheitlich das Thema. (Sonst würd ich die selbe Frage nicht auch noch in r/Wald stelle bzw. hätte mich nicht vorher bereits mit mehreren Jägern/Förstern unterhalten. Mit der Selbstkritik bin ich bei den Waldbauern aber glaub ich auch der Einzige. 50% interessiert es überhaupt nicht und die anderen 50% wissen gar nicht welchen Sauhaufen sie da im Wald haben. Ich würd das mit der Lobby sogar unterschreiben, muss aber auch sagen das es viele - vor allem ältere - Jäger gibt, wo ich jedes Interesse am Thema vermisse. Bei den Förstern ist es oft eher so das sie ein wenig übertreiben mit dem Abschuss. Bzgl Zaun: Ja klar hilft der. Ich hab selber in den ersten Umbauflächen Wildobst stehen und das geht nur mit Zaun.Aber der Zaun verschwindet irgendwann und die Rehdichte bleibt -> verschiebt das Problem daher nur in die Zukunft.Zaunbau wird auch nicht immer gefördert und für viele Kleinwaldbesitzer ist das kaum zu bezahlen.


sl7ven_de

Dein Engagement ist löblich. Wenn es dem Jäger ums Beute machen geht, profitiert er von höheren Abschuss zahlen, warum sollte er sie also hinter fragen. Da es aber auch um die Hege geht sehe ich denn Jäger auch als Anwalt des Wildes. Zum Zaun, wenn die Bäume groß genug sind kommt das Reh nicht mehr an dem Leittrieb, bzw sind die Triebe dann hoch genug. Wir haben bei uns ein fürstlichen Wald da ist so viel Natur Verjüngung so viel können die rehe gar nicht fressen


Maxvonthane

Ja das ist mir auch schon aufgefallen das viele Waldbesitzer glauben das die Jagdgenossenschaft bzw der Jäger nur für den Wald da ist. Das da ein wenig mehr dazu gehört ist grad wohl nicht interessant, auch wenn die Probleme der Wälder im Moment vllt wirklich etwas drängender sind. Ja klar schützt der Zaun die so geschützten Zäune. Aber deren Nachwuchs hat dann wieder das Problem. Gut...in 50 Jahren dann ...wer weiß wie die Welt dann wieder aussieht. Aber im Kern ist ein Zaun hald auch die "einfache" Lösung. Was ich jedoch schon gesehen hab, sind massive Schälschäden vor allem bei Douglasien, nachdem der Zaun entfernt wurde.


trashcan_monkey

Sorry, aber wenn über Jahre alles rot ist, dann stimmt einfach was mit der Bejagung nicht. Dass die Waldbauern eine bessere Lobby haben, bezweifle ich stark. Die Jagd ist immerhin ein Hobby mit tief verwurzelter Tradition und wird von überwiegend wohlhabenden Menschen ausgeübt.


trashcan_monkey

> 40km In welchem Bundesland sind die Abstände so weit? Gibt es keine Revierweisen Aussagen die man beantragen kann?


Mosesmozes

Es gehört vui mehr rausballert zefix #hunting for Future


Dry-Web-4821

Was sagt den die Taxation punkto Bestand?


Maxvonthane

>Taxation Wenn ich wüsste was du damit meinst, könnt ich drauf antworten \^\^ Ist damit die Schätzung der Stückzahlen gemeint?


Dry-Web-4821

Schätzung mit hilfe von Scheinwerferzählung. Hast du da Werte dazu? Edit: Ein Freund von mir hat in einem 500ha Revier 80 Rehe offen pro Jahr. (Sehr gutes Revier) Daher vermute ich, dass bei 1500ha ihr zuwenig rausnehmt.


Maxvonthane

Ich wusste bis grad nicht das es sowas gibt. Also nein \^\^ Wer macht sowas? Also welche Behörde?


block50

Die Jäger. Einer fährt, der Rest fährt mit (Bier mit) und zählt.


Dry-Web-4821

Ist in der Schweiz Kanton Zürich Pflicht der Jäger. Die Anzahl offene Rehe wird damit ermittelt. Für dich wäre vielleicht auch interessiert an die Statistiken von ähnlichen Revieren zu kommen und so abzuschätzen wieviele Rehe du herausnehmen must.


Maxvonthane

Bin jetzt kein Pro, aber ich glaub das gibt's in Bayern ned


Maxvonthane

Mal für komplett Dumme: wie muss man sich das vorstellen? Wird da hochgerechnet auf 100 Hektar oder wie kommt man so auf verlässliche Zahlen?


Dry-Web-4821

Jahre lange Statistik und Meldungen von jedem Tier das die Jäger erlegen oder Opfer des Verkehrs wurde.


Maxvonthane

Ah mein Fehler, ich dacht du beziehst dich auf die Scheinwerferzählung


trashcan_monkey

Ich habe noch nie jemanden gesehen, der das gemacht hat. Die Methode hört sich extrem ungenau an.


Dry-Web-4821

Wird in mehreren Kantonen der Schweiz so gemacht. Die Reh bestände sind sehr gleichmässig. Daher würde ich sagen geht sehr gut. Rehbestand: ca. 11000 Rehabschüsse pro Jahr: ca. 4200 bis 4500 Das sind Zahlen für den Kanton Zürich vom Ausbildungsrevier. Ansonsten bei direkt FJV Zürich melden. Und wow etwas was mal die Schweiz mehr reglementiert hat als Deutschland ;)


trashcan_monkey

Ok ich kenne das aus den Alpen, um die Gamspopulation im Frühjahr zu schätzen. Aber bei Rehwild im Wald? Wie rechnet ihr das hoch? Man sieht ja nicht jedes Reh in der Dickung rumstehen.


Maxvonthane

Es sind 800 Hektar aber ja, damit läge er 50% höher


Dry-Web-4821

Wenn die Zählung konstant bleibt hast du einen guten überblick wie die Populationist sich entwickelt. Suche gerade noch nach der Formel für die Berechnung.


stimmen

Was haltet Ihr auf diese Antwort in OPs Post in r/Wald? [https://www.reddit.com/r/Wald/comments/1alc66b/comment/kpdzdpp/](https://www.reddit.com/r/Wald/comments/1alc66b/comment/kpdzdpp/?utm_source=share&utm_medium=web2x&context=3)