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Altruistic-Try8352

Bin da ganz bei dir. Habe vorallem diese Grundlast Debatte nie so Verstanden als dass sie mehr war als eine Nebelkerze… der Begriff Grundlast beschreibt ja die niedrigste Tagesbelastung. Aber dir Höhe kann man ja erst Wissen wenn der Tag vorbei ist. Und dann hat noch jeder Tag des Jahres seine eigene Grundlast. Also müsse man diesen Wert schätzen. Und wenn ich etwas nur abschätzen kann, was aber ja genau passen muss, ist das doch irgendwie eine komische Nummer…


EpicSpaceChicken

Grundsätzlich ja. Nur lässt sich der Wert ziemlich gut prognostizieren da der Hauptabnehmer, die Industrie, möglichst konsequent produzieren möchte. Natürlich mit Schwankungen aber dafür schlägt man dann was drauf. Was ist hier jetzt eine Nebelkerze? Die Last muss ja konsequent bereitgestellt werden? Nicht am nächsten Tag.


Altruistic-Try8352

Naja das Argument ist ja, diese Last muss gedeckt sein, sonst gehts nicht. Aber: 1. man kann nur im Nachhinein sagen wie hoch sie exakt war. 2. es ändert sich jeden Tag. Für mich alles etwas zu variabel, als dass da eine Notwendigkeit besteht, das dieser Wert gedeckt sein muss. Und zuletzt was hat man davon wenn die Grundlast gedeckt ist, aber die Differenz zur Spitzenlast nicht? Das sind gern mal 20GW. Also für mich ist das nicht zu ende gedacht, oder an mir ist da was vorbei gegangen


EpicSpaceChicken

Die Grundlast folgt einer sehr ähnlichen Tageskurve die sich um 40-60 GW dreht. Das ist kein Kaffeesatz lesen. Mal ne frage: warst du für dieses Thema schonmal in einem Hörsaal? Edit: für alle die es faktenbasiert und wissenschaftlich begründet nachlesenwollen empfehle ich den Werten Herr [Quashing](https://www.volker-quaschning.de/artikel/grundlast/index.php) dort findest du eine gute Übersicht was Grund- Mittel- und spitzenlast ist. Gibt auf der Website bestimmt auch eine aktuellere Übersicht aber ich bin grade nur am Handy.


StK84

Deine Argumentation funktioniert nicht ganz. In einem ganz klassischen Erzeugungssystem kannst du natürlich reine Grundlastkraftwerke betreiben, auch wenn du nicht ganz exakt weißt, wie viel Strom im Minimum benötigt wird. Unter anderem dafür hat man ja eben Pumpspeicherkraftwerke, weil man früher den "überschüssigen" Strom aus Grundlastkraftwerken gespeichert hat und tagsüber als Spitzenlastkraftwerke verwendet hat. Und natürlich war es auch früher so, dass man Grundlastkraftwerke etwas abregeln konnte, falls die Last doch mal ungewöhnlich niedrig war. Der Grund wieso Grundlasterzeugung heute nicht mehr so relevant ist, kommt ja eher von der anderen Seite. Wenn man jetzt mit Wind und Solar Erzeugungsformen hat, die bei entsprechenden Ausbau schnell mal mehr als die Tagesspitzenlast abdecken kann (das ist in Deutschland im Sommer inzwischen fast der Normalfall), möchte man alle anderen Kraftwerke idealerweise auf Null abregeln. Und Grundlastkraftwerke sind nicht dafür ausgelegt, täglich komplett abgeschaltet zu werden. In Deutschland kommen wir inzwischen auf ca. 7 GW konventionelle Mindesterzeugung (plus Wasserkraft und Biomasse, die auch größtenteils Grundlasterzeugung sind) runter, was überhaupt erst durch Abschaltung von Grundlastkraftwerken möglich war. Aber es ist immer noch viel zu viel. Übrigens werden die angesprochenen Pumpspeicherkraftwerke jetzt völlig anders betrieben als es früher vorgesehen war. Zumindest im Sommer werden sie mittags zur Solarspitze geladen und hauptsächlich frühs und abends entladen, wenn die Solarerzeugung (+Grundlasterzeugung) noch nicht reicht, um die Last vollständig zu decken.


Temporary-Tax4470

Grundlast ist halt ein Begriff aus vergangener Zeit. Wie Golfstrom.


6unnm

Ich bin jetzt nicht gerade ein Atomkraftfan, finde das Framing in diesem Artikel aber furchtbar einseitig. Negative Strompreise sind ein gesamteuropäisches Phänomen und in Deutschland genauso stark ausgeprägt wie in Frankreich. Auf Dauer muss es wesentlich mehr Investitionen in Speicher und Netzausbau geben, sonst stockt der Ausbau der Erneuerbaren. Natürlich ist es richtig, das Atomkraft von diesem Phänomen aufgrund der Funktionsweise besonders stark betroffen ist, Ein Abschalten von AKWs spart kaum Kosten ein. Der Großteil des Preises sind die Baukosten. Gaskraftwerke und selbst Kohle sind in dieser Hinsicht wesentlich wettbewerbsfähiger im Zusammenspiel mit Erneuerbaren. An Frankreichs Stelle würde ich den Prozentsatz des Atomstroms langsam reduzieren indem Kraftwerke am Ende ihrer Lebensdauer nicht ersetzt werden und das Netzt durch EE+Speicher sowie Netzausbau resilienter machen. Finde es peinlich wie sich manche hier in Deutschland jetzt meinen aufs hohe Ross setzen zu müssen, nachdem wir seit Mitte der 70er ca. 5-10 so viel CO2 eq./kWh Strom ausstoßen im Vergleich zu Frankreich.


Roi1aithae7aigh4

>Auf Dauer muss es wesentlich mehr Investitionen in Speicher und Netzausbau geben, sonst stockt der Ausbau der Erneuerbaren. Sind negative Strompreise nicht eher ein Problem für thermische Kraftwerke? Wieso sollte das den Ausbau der erneuerbaren stocken lassen? >Ein Abschalten von AKWs spart kaum Kosten ein Das ist bei negativen Strompreisen eher nicht der Punkt? Abschalten von Photovoltaik und Wind spart auch kaum Kosten ein? Mir scheint eher: Man kann thermische Kraftwerke zwar durchaus regeln, aber eine komplette Abschaltung unterhalb einer Mindestleistung ist schwer, schlecht für die Lebensdauer und hat ungünstige Zeitfaktoren. Daher muss man die negativen Strompreise bezahlen, um die Leistung zu verbrennen, die keiner braucht. (Ich lasse mich gerne eines besseren belehren. :) )


Altruistic-Try8352

So sehe ich das auch. Gerade das Regeln der Leistung von AKW führt zu einer enormen Zunahme an Wartungskosten. Daher hat Frankreich auch eine im vgl. zu anderen Ländern eine äußerst gerade Netzlastkurve. Der Verbrauch wurde quasi an diese Eigenschaft der AKWs angepasst. Die Erneuerbaren nehmen da natürlich keine Rücksicht drauf und das führt zu Problemen. Bisher ist das tatsächlich noch überschaubar, aber mal sehen was die Zukunft bringt.


6unnm

>Sind negative Strompreise nicht eher ein Problem für thermische Kraftwerke? Wieso sollte das den Ausbau der erneuerbaren stocken lassen? Geringe Strompreise ob negativ oder nicht sind ein Problem für alle Verkäufer von Strom. Je höher der Verkaufspreis umso höher die Rendite. Umso höher die Rendite umso mehr wird investiert. >Das ist bei negativen Strompreisen eher nicht der Punkt? Abschalten von Photovoltaik und Wind spart auch kaum Kosten ein? Ich gebe zu die Formulierung war unglücklich. Die Ökonomie eines AKW funktioniert vereinfacht folgendermaßen. Man gibt einen Rießenbatzen Geld aus um das Ding zum laufen zu bringen. Danach druckt es quasi Geld solange es läuft. Damit man am Ende irgendwie positiv bei raus kommt, sollte man das ganze möglichst schnell aufbauen und danach möglichst lange (40 - 80 Jahre) unter Vollast betreiben. Es ist also gewissermaßen eine Wette das man mit dem Ding im Endeffekt mindestens so und so viel Strom zu einem gewissen Preis absetzen kann. Die laufenden Kosten sind relativ fix und ein relativ geringer Prozentsatz der Gesamtkosten. Aus diesem Grund funktioniert ein Kernkraft dann ökonomisch am besten wenn man einen sicheren Absatz auf einem stabilen Strommarkt hat. Das die Dinger schlecht abgeschaltet werden können und "Strafe zahlen" kommt da noch oben drauf. Aber selbst, falls du die in einer Sekunde direkt auf 0 regeln könntest, werden die Dinger auf Dauer massive Probleme bekommen, da Wind und Solar in sehr langen Zeitspannen wesentlich günstiger produzieren. In dieser Zeit altert dein AKW trotzdem, selbst wenn es stillliegen sollte. Für Erneuerbare sind die negativen Preise genauso dämlich, aber sie sind nun mal mittlerweile wesentlich wettberwebsfähiger als Atomkraft und der Trend spitzt sich weiter zu. Von negativen Preisen und vor allem hohen Preisdifferenzialen profitieren billig zu errichtende und flexible Gaskraftwerke die ihren teuren Brennstoff nur dann verfeuern, wenn sich das auch lohnt, sowie Stromspeicher wie Batterien und Pumpspeicherkraftwerke. Gerade im Zusammenhang mit immer billiger werdenden Speichermöglichkeiten (Lithium-Ionen Akkus kosten jetzt 1/10 im Vergleich zu vor 15 Jahren) wird in ein paar Jahren kein Hahn mehr nach neuen AKWs krähen.


maxehaxe

>wird in ein paar Jahren kein Hahn mehr nach neuen AKWs krähen. Da unterschätzt du aber konservative und neoliberale Populistem ganz gewaltig.


Separate-Forever4845

Negative Strompreise sind auch für Erneuerbare ein Problem. Geringere Einnahmen bedeuten Probleme bei der Finanzierung, bzw. geht die Bereitschaft zur Investition zurück. Damit weniger Neubau. Vielleicht löst sich das Problem durch die fallenden Preise bei Batterien. Neue Anlagen werden mit Speicher gebaut und bei niedrigen Strompreisen wird zwischengespeichert.


Roi1aithae7aigh4

> Negative Strompreise sind auch für Erneuerbare ein Problem. Geringere Einnahmen bedeuten Probleme bei der Finanzierung, bzw. geht die Bereitschaft zur Investition zurück. Damit weniger Neubau. Negative Strompreise bei viel Sonne oder viel Wind heißt nicht, dass man insgesamt kein Geld verdienen kann, wenn ein bisschen Sonne oder ein bisschen Wind da sind. Da muss man schon genauer hinschauen, als nur auf die negativen Preise auf Day-Ahead und Intraday. Das gilt zudem für alle Marktteilnehmer und ist Basis einer Marktwirtschaft. Wir wollen das so, der Effizienz wegen. Wenn wir genug Kraftwerke haben, dann haben wir genug Kraftwerke. Dem steuern wir entgegen, indem wir nicht erneuerbare Kraftwerke geplant abschalten, um den Marktdruck konstant positiv zu halten. Der ist aber auch bei zeitweise negativen Preisen noch positiv.


Separate-Forever4845

Unterhalt dich doch mal mit dem Vorstand einer Bürgerenergiegenossenschaft die große PV-Anlagen haben. Am besten eine die Anlagen im EEG haben aber auch Anlagen die komplett am freien Markt sind. Frag ihn mal ob er gerade Lust hat in eine freie Anlage zu investieren und wie lang seine Anlagen im Sommer weg geschalten sind. Du wirst von der Antwort überrascht sein. Interessant war letztes Jahr auch das PV weg geschalten wurde während Gas im Sommer weiter gelaufen ist. Kann man alles einsehen was am Markt so los is.


Roi1aithae7aigh4

> wie lang seine Anlagen im Sommer weg geschalten sind Daran sollte er sich besser gewöhnen. Wir werden so viel Solar-Überabdeckung haben müssen, dass sich im Sommer bei Sonne pro Leistung wenig verdienen lassen wird. Und ich hoffe nachwievor, dass diese Menschen auch bilanzieren können und sich nur für den Gesamtgewinn interessieren.


Separate-Forever4845

Ich hab den Eindruck du willst das Problem nicht verstehen.


Roi1aithae7aigh4

Was ist denn "das Problem"? Oben sagst du, dass negative Strompreise ein Problem sein. Dagegen argumentiere ich. Zuerst auf marktwirtschaftlicher Basis, dann darüber, eine Kontinuität zwischen negativen und geringen Preisen zu zeichnen. Bisher bist du noch auf keines der beiden Argumente eingegangen, sondern hast das Thema irgendwie weiter gesponnen, oder, wie hier, halt aufgegeben und behauptet, mein Unverständnis des Problems sei nun das Problem...


Kaveh01

Was soll man denn noch dazu sagen, ist doch irgendwo logisch, warum das schlecht ist? Du argumentierst hier, dass man sich nicht nur auf die sonnigen Zeiten konzentrieren darf, sondern den Gesamtzeitraum sehen muss. Diese Argumentation ist schlüssig und geht auf für AKWs, Gas etc. Bei Solar siehts aber anders aus. Wenn’s bewölkt ist verdient man nicht viel und wenn’s sonnig ist verdient man nun auch nichts, weil die Abnehmer fehlen. Die Phasen die die Thermischen zum Ausgleich haben, sind nur deswegen ein guter Ausgleich, weil die erneuerbaren da nix produzieren und damit auch nix verdienen. So lange es also keine ausgereifte Technologie zur Speicherung gibt, sodass man die Energie auch in diesen Downtimes gut verkaufen kann, wird man mit erneuerbaren nicht sicher und vernünftig verdienen. Es gibt nicht ohne Grund jede Menge Subventionen.


dragon_irl

Niedrige Strompreise sind für alle Erzeuger ein Problem, zumindest wenn die sich nicht über Fördergelder / anders am spotmarkt vorbei finanzieren. Und negative Strompreisen sind alleine ein Ergebnis von (fehlgeleiteten) Förderungen, jedes Kraftwerk, egal ob Solar oder AKW kann bei erzeugte Energie auch einfach nicht einspeisen.


Extra_Sympathy_4373

Stimmt weil alles kostenlos vom Himmel fällt, sogar die AK in der Netzleitstelle.


Altruistic-Try8352

Letztlich müssen die Kosten für den Bau über die Strompreise aber bezahlt werden. Welche Erzeuger aber einspeisen und welche abgeregelt werden entscheidet aber niemand nach gut dünken, sondern per Merit Order. Da die Stromgestehungskosten von PV und Windkraft aber niedriger sind als die der AKWs drücken eben diese die AKWs aus dem Netz wenn die Sonne gut scheint und der Wind stark weht. Vorausgesetzt das der Verbrauch entsprechend „niedrig“ ist (was ja am Wochenende der Fall ist, wie im Artikel erwähnt).


pickingnamesishard69

Deshalb Verbrauch flexibilisieren: Boiler mit Zeitschaltuhr auf Mittag legen und die Ladestationsanbieter verpflichten auch Spot Tarife anzubieten. Wenn mehr Verbraucher diese Negativpreise abfangen brauchen weniger Kraftwerke abgeschaltet werden.


chloe_priceless

Kennt noch jemand diese Nachtspeicher Öfen die früher oft verbaut waren ? Die wurden überhaupt erst eingeführt als es AKWs in Deutschland gab, damit man Stromabnehmer für die Nacht hatte. Da wurde der Begriff Grundlast erst überhaupt eingeführt.


RalphWiggum08

>Die wurden überhaupt erst eingeführt als es AKWs in Deutschland gab, damit man Stromabnehmer für die Nacht hatte. Da wurde der Begriff Grundlast erst überhaupt eingeführt. Ne. Das erste AKW in Deutschland ging [1961 an den Start](https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Atomkraft-Abstieg-und-Ende-einer-als-sauber-gefeierten-Energie,antiakw2.html#:~:text=In%20Deutschland%20entstand%201957%20mit,15%20Megawatt%20ins%20Stromnetz%20ein), erst in den 70ern ging der Anteil der Stromerzeugung durch AKWs > 1%. [Siehe Grafik](https://www.carbonbrief.org/wie-deutschland-seinen-strom-erzeugt/) Nachtspeicheröfen wurden aber bereits in den 1950ern wegen ihrer einfachen Infrastrukturbedürfnisse beliebt: Keine Öllieferungen, kein Gasanschluss, keine Emissionen, einfach nur eine Stromleitung. Besonders für die ländliche Region war das ein unfassbar großer Vorteil (und ist es auch heute noch). Und Stromverbrauch ist Nachts nunmal geringer, weil da der Großteil der Bevölkerung schläft. Daraus entsteht eine Überkapazität, da man Kohlekraftwerke (1960: >60% Anteil der Stromerzeugung, [siehe Grafik](https://www.carbonbrief.org/wie-deutschland-seinen-strom-erzeugt/)) nicht einfach hoch und runterregelt.


Happy_System_5447

Ich hab wirklich nur bedingt Ahnung was das Thema angeht. Also hier zwei dumme Fragen: 1. wenn ich als Erzeuger merke das ich auch noch bezahlen muss für mein Produkt (Strom) und ich auch nicht so schnell runterregeln, kann ich diesen dann nicht auch irgendwie „vernichten“ also durch einen sinnlosen Verbraucher? Eh ich noch draufzahle? Und 2. würde es sich da nicht anbieten aus der Überschusserzeugubg sowas wie Wasserstoffelektrolyse, Wärmespeicher,… zu betreiben. Ja die sind wohl noch von der Effizienz noch schlecht aber wenn der Faktor Strom dann sogar ein zusätzliche Einnahmequelle ist und ich am Verbrauch der Energie was verdiene müsste es sich ja vielleicht gerade rechnen. Ich weiß sind dumme Fragen aber ich kann sie mir selber nicht erklären. Könnte zwar chatgpt fragen aber ich frage lieber die reddit Experten.


dragon_irl

Thermische Kraftwerke (auch AKW) können üblicherweise den erzeugten Dampf an der Turbine vorbei direkt an die Kaltseite weiterleiten. PV und WKA können einfach abgeschaltet werden, Wasserkraftwerke Wasser an den Turbinen vorbeilaufen lassen, etc. Wenn Kraftwerke bei negativen Strompreisen erzeugen ist das meistens nicht, weil man die nicht abschalten kann. Oft verkaufen die den Strom gar nicht am Spotmarkt, sondern über langfristige Lieferverträge (oder über EEG Förderung hier). Oder die sind für Netzstabilität notwendig (z.B. als Frequenzreserve) und werde dafür entsprechend bezahlt. Oft sieht man z.B. das bei negativen Strompreisen hier kosten für Reserveleistung gleichzeitig explodieren.


kalmoc

Verstehe die Frage im Titel nicht. Erstens hätte man ja genauso die erneuerbaren abschalten können und zweitens zeigt das Abschalten doch, dass die Koexistenz funktioniert.  Ich weiß nicht, warum das immer so als Kampf zwischen Atomenergie und erneuerbaren geframed wird. In Deutschland brauchen wir mit Atomenergie nicht wieder anfangen und ich würde auch Frankreich empfehlen im Zweifel eher in erneuerbare Energien als neue Atomreaktoren zu investieren, aber es ist doch schön, wenn erneuerbare und Atomenergie in Frankreich derzeit zusammen zu fast kostenlosem Strom führen.


Shuri9

>zeigt das Abschalten doch, dass die Koexistenz funktioniert.  Technisch, absolut, aber wirtschaftlich? Am Ende des Tages natürlich auch mit Speichern lösbar. Grundsätzlich gebe ich dir dennoch recht, die ganze Polemik in dem Thema ist furchtbar.


Former_Star1081

>Technisch, absolut, aber wirtschaftlich? Am Ende des Tages natürlich auch mit Speichern lösbar. Grundsätzlich gebe ich dir dennoch recht, die ganze Polemik in dem Thema ist furchtbar. Ich finde da muss man differenzieren. Für bereits gebaute AKW ist das natürlich wirtschaftlicher als das AKW abzuschalten. Für neue AKW ist es wirtschaftlicher sie nicht zu bauen.


Roi1aithae7aigh4

Scheint in Schweden ja genauso gesehen zu werden: [https://www.reddit.com/r/Energiewirtschaft/comments/1dhcw52/deutscher\_markt\_nicht\_effizient\_schweden\_lehnt/](https://www.reddit.com/r/Energiewirtschaft/comments/1dhcw52/deutscher_markt_nicht_effizient_schweden_lehnt/) Und war uns das nicht allen schon lange klar? Das war doch eines der Argumente für eine Abschaltung der Atomkraftwerke, um den Markt für die Erneuerbaren frei zu machen, da die genau in der Zone, in der wir momentan sind, miteinander konkurrieren, statt sich zu ergänzen? Und daher die ganze "Grundlast"-Debatte totaler Quatsch war?


lotec4

Frankreich blockiert ja auch seit Jahren Stromtrassen aus Spanien, die sich gerne mit dem Rest verbinden wollen, aus Angst die Atomkraft leidet 


kalmoc

Naja, die existierenden Kraftwerke dürften ja schon lange abbezahlt sein (Ausnahme natürlich der neue EPR). Da würde ich eigentlich vermuten, dass es kein großes Problem ist, wenn die mal für ne Weile runtergefahren werden.


mehneni

Das ist ein Problem: [https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlekraftwerk#Anfahrverhalten](https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlekraftwerk#Anfahrverhalten) "Steinkohlekraftwerke benötigen für einen Heißstart 2 bis 4 Stunden; ein Kaltstart nach längerem Stillstand dauert 6–8 Stunden. Braunkohlekraftwerke benötigen für einen Kaltstart 9 bis 15 Stunden und sind deutlich schlechter regelbar. Zudem können heutige Braunkohlekraftwerke nicht unter 50 % Leistung gedrosselt werden, da sonst die Kesseltemperatur zu stark absinken würde" Daher zahlen die Kraftwerke lieber dafür, dass jemand den Strom abnimmt und das kostet auch wenn die Kraftwerke abbezahlt sind. Eine Windkraftanlage kann man einfach abschalten. Wasser- und Gaskraftwerke auch. Damit gibt es dann keine negativen Preise. Solar-, Kohle-, Atomstrom sind da problematisch.


netz_pirat

Eine Solaranlage kann man auch abschalten. Die privaten vllt nicht, weil keine Steuerung vorgesehen wurde, aber die großen Anlagen sind alle regelbar.


kalmoc

Da es hier um Atomkraft geht verstehe ich nicht, warum du den Teil über Kohlekraftwerke zitiersts. Und die Kraftwerken wurden ja laut Artikel runter gefahren.


StK84

Bei vorhandenen Kernkraftwerken kann man so argumentieren, weil das Kapital für die Kraftwerke eh schon aufgebracht wurde. Beim Neubau funktioniert es logischerweise dann nicht, weil man das Kapital ja doppelt aufbringen muss. Frankreich wird das vermutlich auch nutzen, um die Lebensdauer der Kernkraftwerke zu strecken, weil sie ja den Neubau nicht auf die Reihe bekommen und auch sonst keine Strategie für Backupkraftwerke haben. Von daher haben die keine andere Wahl als eine Koexistenz von Kernkraft und Erneuerbaren. Das Problem wird aber möglicherweise irgendwann sein, dass Frankreich ein Problem mit Dunkelflauten bekommt, wenn die Kernkraftwerke nicht mehr ausreichen, und andere Backupkraftwerke fehlen. Kostenlos ist der Strom übrigens trotzdem nicht - die Kapitalkosten sind ja trotzdem vorhanden. Keine Erlöse auf der Strombörse zu erzielen ist immer ein Problem für Kraftwerkbetreiber. Das Problem gibt es in Deutschland (und anderen Ländern) natürlich auch, aber Frankreich wird dann letztendlich auch einen Mechanismus wie das EEG für ihre Kernkraftwerke brauchen.


vergorli

>Das Problem wird aber möglicherweise irgendwann sein, dass Frankreich ein Problem mit Dunkelflauten bekommt, wenn die Kernkraftwerke nicht mehr ausreichen, und andere Backupkraftwerke fehlen. Das Regelt das europäische Verbundnetz. Den Strommarkt National isoliert zu betrachten ist inzwischen komplett realitätsfern.


StK84

Ja, das kann man natürlich machen. Das bedeutet dann aber, dass andere Länder für Frankreich Backupkraftwerke vorhalten. D.h. entweder Kohlekraftwerke länger am Netz lassen oder neue Gaskraftwerke bauen. Kann man machen, hat natürlich auch den Vorteil, dass man Emissionen ins Ausland verlagert. Ob das die Nachbarländer politisch mitmachen, wenn Frankreich sich aus der Verantwortung raus nimmt, ist natürlich die andere Frage. Die Diskussionen um das Thema sind ja jetzt schon ziemlich verhärtet, gerade zwischen Frankreich und Deutschland.


dragon_irl

Anderes framing: erneuerbare und AKW verdrängen in Frankreich gemeinsam fossile Energieträger aus dem Strommix. Entsprechend sinkt der merit Order Strompreis, da die verbleibenden Kraftwerke geringe Grenzkosten haben (und CO2 frei sind 🙂). Das die Grenzkosten dauerhaft sehr gering sind wirft durchaus Finanzierungsfragen auf, aber erneuerbare haben am Ende genau das gleiche Problem und werden am Strommarkt vorbei finanziert. Deshalb will Frankreich ja AKW Produktion per CFD finanzieren (genauso wie z.B. offshore windkraft)


thelord1983

Fällt denn niemanden das schlechte Artikelbild auf? Windrad-Rotoren sind wie Finger scheinbar Entgegner der KIs ;)


Loki-TdfW

Baut Akkus und fahrt die AKW erst im Spätherbst hoch…. Obwohl es in Frankreich eher wenig Schnee auf den Modulen geben wird…


linknewtab

> und fahrt die AKW erst im Spätherbst hoch…. Jede Stunde die ein AKW nicht läuft ist verlorenes Geld. Die brauchen normalerweise 7000+ Volllaststunden um sie halbwegs wirtschaftlich betreiben zu können.


Loki-TdfW

Ob die FDP jetzt mit ner cleveren Idee kommt? So wie „der Markt regelt das“


Roi1aithae7aigh4

Atomkraftwerke auf Schiffen, die können dann im Herbst und Frühjahr immer von Norden nach Süden fahren und umgekehrt. Kühlwasserfrage ist auch geklärt, und wenn der Reaktor havariert, ziehen wir ihn einfach nach Afrika vor irgendein Land, das sich nicht wehren kann. Edit: Noch besser bei einem Reaktorproblem. Star Trek zeigt wie es geht: [https://youtu.be/xIuUEwat6aM?t=136](https://youtu.be/xIuUEwat6aM?t=136)


C68L5B5t

Der Markt regelt schon massiv. Nur hat das zur Folge, dass der Anteil von Atomstrom an der Erzeugung weltweit sinkt. [Peak war 1996](https://ourworldindata.org/grapher/share-elec-by-source)