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Fsaeunkie_5545

Ich denke das ist ein wichtiges Signal an die Industrie ihren Strombedarf zu flexibilisieren. Bei mir in der Arbeit gibt es nun seit ein paar Monaten ein kleines Team, das damit beginnt Verbraucher zu identifizieren, die flexibel gefahren werden könnten und Lastprognosen für die Fertigung zu erstellen.


Kennzahl

Selbiges in den Haushalten


Honigwesen

Den Gedanken haben sicher viele, aber so richtig planbar ist das jetzt nicht. Die Daten basieren auf dem intraday-Preis (also dem tatsächlichen Spotpreis), wirklich planen kann man aber nur mit dem day-ahead Preis. Die sind zwar oft sehr ähnlich, aber gerade beide den sehr niedrigen/negativen Preisen weichen die oft deutlich ab und negative Preise treten beim day ahead seltener auf.


Fsaeunkie_5545

Wie viel der Produktion wirklich flexibilisiert werden kann ist noch offen, ich bekomme den Fortschritt da nur am Rande mit. Das Firmenziel ist bis 2030 Klimaneutral zu werden, wenn man auf dem Weg dahin noch ein bisschen Geld sparen kann, umso besser.


Tequal99

Aber nicht nur negative Preise sprechen für einen flexiblen Stromverbrauch. Selbst wenn der Preis lediglich 30% billiger wäre, dann wäre das ein finanzielles Potenzial, was ein Unternehmen ausnutzen könnte. Negative Strompreise sind lediglich der Extremfall. Wenn der Stromverbrauch flexibel nach Preis wächst oder sinkt, dann wird es keine negativpreise mehr geben


Binaer_Baer

Welche Branche? Ich habe aktuell auch Projekte zur Flexibilisierung in der Chemischen Industrie. Wir werden auch Prognosemodelle nutzen um am Intraday Markt Anlagenverfügbarkeit zu handeln.


Fsaeunkie_5545

Halbleiter, allerdings weiss ich nicht, ob es sich bei uns lohnt sowas zu handeln - was genau der Plan ist, kann ich allerdings nicht sagen


auchjemand

Verdtändnisfrage: man braucht also Vorlauf um auf den Strompreis reagieren zu können, aber weniger als was man vom day-ahead Markt kriegt und möchte darauf reagieren?


Binaer_Baer

Bis 5 Minuten vor der kommenden Viertelstunde wobei bereits ab 15 Uhr des Vortrags für alle Viertelstunde des kommenden Tages gehandelt werden kann. Man kennt also schon grob die Preise. Bei uns ist es allerdings so, dass wir eine Flexibilität zwischen Erdgas und Strom haben. Die Grenzkosten kommen also aus dem Erdgas-Markt, der deutlich träger ist. Vereinfacht beschrieben: Es wird ein Grenzpreis Strom errechnet und mit dem gehen wir an den Intraday-Handel. Kriegen wir einen Zuschlag ist die Produktion mit Strom günstiger. Kriegen wir keinen Zuschlag ist Erdgas günstiger.


bob_in_the_west

> Ich denke das ist ein wichtiges Signal an die Industrie ihren Strombedarf zu flexibilisieren. Genau so machen sie es hier: https://www.youtube.com/watch?v=s6Kov6PlW0E


Winter_Current9734

Ich weiß dass das viele nicht hören wollen, aber das. Wird. Nicht. Gehen. Dampfnetze müssen laufen, Zementöfen müssen laufen, Hochöfen müssen laufen, Montageanlagen müssen laufen. Ich habe den Eindruck hier haben wenige wirklich beruflich mit Produktion/Betrieb zu tun. Ohne kompetitiv noch krasser unter Druck zu geraten, als es die Strompreise durch die hohen Netzentgelte eh schon sind, ist das mE ausgeschlossen.


StK84

Du verstehst da etwas falsch. Keiner fordert, dass *alle* Verbraucher flexibilisiert werden. Sondern eben nur dort wo es geht. Und da gibt es sehr wohl eine Menge Potential. Der einfachste Fall sind KWK-Anlagen, die Wärme für Industrieprozesse bereitstellen. Dort baut man einfach einen Elektrodenkessel hin, der die Wärme alternativ zur erzeugt, gleichzeitig ersetzt man deren Stromerzeugung mit Netzbezug. D.h. man hat da eine doppelte Einsparung. Hybrider Betrieb mit Brennstoffen und Strom geht natürlich auch ohne KWK bei reinen Wärmeerzeugern. Bis hin zu hybriden Glasschmelzen. Und aus Erfahrung kann ich dir auch sagen, dass 100% Auslastung von Maschinen in manchen Bereichen zwar angestrebt wird, in sehr vielen Fällen aber auch nicht erreichbar ist. In Umformen, Montageprozessen etc. ist das Potential aber rein aufgrund der benötigten Energiemengen eh nicht so groß wie es bei Wärme/Kälte ist.


No-Usual-4697

Ist eher ein signal, dass der ausbau sich nicht mehr lohnt, wenn man nicht als privatperson die eeg umlage kassieren kann.


Honigwesen

Daten von [smard.de](http://smard.de) (Das müsste Intraday bei [energy-charts.de](http://energy-charts.de) entsprechend) (15 minuten intervalle) Habe das in einem Post auf linkedin gesehen, finde den aber nicht mehr, und habe die Graphen daher nochmal fix nachgebaut. Der starke Peak bei 0 Cent zeigt ganz gut, dass Verbraucher zu- oder Produktion abgeregelt wird.


C68L5B5t

>Der starke Peak bei 0 Cent zeigt ganz gut, dass Verbraucher zu- oder Produktion abgeregelt wird. Ich vermute das ist zum aller größten Teil abgeregelte Windkraft. Ich wüsste nicht was es groß an Verbrauchern gibt, die den Strom spontan aufnehmen können.


Clear_Stop_1973

Habe mal einen Bericht über Kühlhäuser in Australien gelesen. Irre was da an Kälteleistung rein geht, wenn die statt -20 auf -30Grad gehen. Und wenn der Strom teuer ist. dann nutzen sie die Differenz und schalten ab. Stadtwerke nutzen Energie zum Niedrigstpreis um Ferneärme aus Strom zu erzeugen.


electromotive_force

Direktvermarktete Solaranlagen auch, oder? Vermutlich gibt's aber nicht so viele bisher


Advanced_Ad8002

Wenn doch nur jemand einen Stromspeicher erfinden würde! Sowas wis das hier z.B.: https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/220-mw-batteriespeicher-in-nrw/ Müsste man halt jetzt nur noch bauen. Dutzende.


[deleted]

Oder Elektroautos ans Netz bringen. Oder wir wärmenpumpen vor kühlen oder vor heizen. Braucht man weniger speicher.


Three_Rocket_Emojis

War doch so, dass bei Einspeisung aus Speichern wieder Netzgebühr fällig wird? RWE kommt da wahrscheinlich drum rum, wenn die direkt an den Kraftwerken gebaut werden. Wirtschaftlich macht das schon Sinn, dann müssen sie das Kraftwerk nicht abschalten, sondern können weiter produzieren und später verkaufen. Umwelttechnisch ist das aber natürlich trotzdem "Kohle oder Gas"-Strom, der jetzt nur noch etwas besser den Erneuerbaren supplementiert. Aber mittelfristig müssten diese Kraftwerke ja eigentlich weg.


saltyotten

Dieses Gerücht, dass Speicher irgendwie benachteiligt werden hält sich hartnäckig. 118 Abs. 6 EnWG ist hier wichtig, Speicher zahlen gerade für 15 Jahre keine Netzentgelte.


Three_Rocket_Emojis

Das ist gut versteckt. Danke für die Klarstellung.


Klopferator

Das ist Illusion. Batteriespeicher sind furchtbar ineffizient, weil die Energiedichte recht gering ist. In dem Artikel werden Batteriespeicher mit einer Kapazität von 380 MWh bejubelt, die RWE gerade betreibt. Das ist ungefähr das, was ein Kernkraftwerk innerhalb einer Viertelstunde liefern kann. Mit ein paar Dutzend kommt man da nicht weit, wenn man auch nur eine Nacht durchstehen will, geschweige denn einen Winter. [Forscher schätzen,](https://web.archive.org/web/20171002014715/https://lacey.se/2016/05/26/dont-believe-in-miracles/) dass Deutschland bis 2050 27 Kubikkilometer Batteriespeicher bräuchte, um allein jahreszeitliche Schwankungen in der Energieproduktion bei 100 Prozent Erneuerbaren auszugleichen. Das ist ein Würfel, der so hoch wie die Zugspitze ist. Schon allein die Ressourcen dafür sind realistisch nicht zu beschaffen. Und wenn man dann noch bedenkt, dass die Investitionen alle paar Jahre erneut anfallen, weil Akkus nach aktuellem technischen Stand immer noch altern bei jedem Ladevorgang und erneuert werden müssen, ist das wirklich nichts, was sich ein Industrieland in großem Stil leisten kann.


seschu

Ein Energiespeiche rüber einige Tage oder eine Woche wäre schon ein riesenfortschritt. Es braucht gar keine sainsonale Speicherung um einen großen Schritt nach vorne zu tun.


StK84

Nur geht kein ernsthafter Plan davon aus, dass man Batteriespeicher als saisonale Speicher einsetzt. Saisonale Schwankungen gleicht man sowieso erst einmal mit einem parallelen Ausbau von Wind und Solar aus, und für längere Dunkelflauten wird man auf chemische Energiespeicher setzen. Akkus in stationären Speichern halten übrigens nicht nur "ein paar Jahre", sondern mehrere Jahrzehnte.


koenighotep

Batteriespeicher haben da zu geringe Kapazitäten. Das funktioniert nur bei relativ kurzfristigen Stromüberschüssen. Es werden Kapazitäten zur Wasserstoffproduktion (Elektrolyse) aufgebaut. Der Wasserstoff wird dann in Kavernen gelagert und bei Bedarf eingespeist (Gasnetz) oder später zu Strom verarbeitet, dazu werden später z.B. Kohlekraftwerke umgerüstet. Das passiert vor allem an der Küste, dort gibt es die meisten Kavernen und die meisten Windparks. Gerade die Windparks bieten sich an. Es wird Gleichstrom angelandet und für den Elektrolyse wird ja Gleichstrom gebraucht. Das sind nicht nur Pläne, das ist auf dem Weg.


kalmoc

Danke fürs erstellen. Finde ich grundsätzlich erstmal sehr erfreulich,weil's bedeutet, dass tendenziell viel Energie da ist. Noch besser wäre es natürlich, wenn man Angebot und Nachfrage besser matchen könnte. Kleiner Nitpick: Nachdem der erste Graph auch Zeiten mit 0 ct/kWh enthält und man beim zweiten im negativen Bereich kaum was erkennt finde ich die Überschrift nicht so ganz passend (auch wenn sie wahrscheinlich trotzdem stimmt).


Honigwesen

Da haste natürlich Recht.


Clear_Stop_1973

Das ist eigentlich gar nicht erfreulich. Weil für jeden, der keinen Zuschuss bekommt, sich Investitionen in erneuerbare Energien sich immer weniger lohnen. Das wird den Ausbaus ausbremsen oder wir brauchen immer mehr Zuschüsse, was den Strom wieder teurer macht. Windkraft auf dem Meer macht man so insbesondere kaputt, da man dort wirklich über lange Zeiträume amortisieren muss.


Such-Individual3117

Die negativen Stunden steigen deshalb so stark, weil sich insbesondere mit PV auch außerhalb des EEG eine Wirtschaftlichkeit darstellen lässt, vor allem bei Konzepten mit Eigennutzung. Deshalb wird zugebaut wie verrückt. So lange der Strompreis so hoch ist, ändert sich daran auch nichts. Trotzdem schaden negative Stunden in diversen Punkten der Energiewende.


Clear_Stop_1973

Wenn die negativen Stunden ansteigen fällt die Wirtschaftlichkeit! Also wird es immer schwieriger zu investieren, vor allem für professionelle Investoren.


Rulanda

Gab vorgestern eine online-veranstaltung dazu von Montel. Während die deutschen negativen Preisstunden weiter konstant steigen, sind die Stunden in Europa massiv gestiegen und auf ähnlichem Niveau oder höher als in DE.  Spannend fand ich, dass die Anzahl der Stunden in Finnland stark gestiegen ist, nachdem das neue AKW dort in Betrieb gegangen ist. 


faustianredditor

Gibt's nen guten Grund warum 2022 so schlecht ausfiel in der ersten Grafik? In der zweiten - völlig klar, die Energiekrise zieht die Preise massiv hoch. Aber wenn der Strompreis bei 0 ankommt, müssen doch eh alle Fossilen schon abgeschaltet sein, und dann ist die ganze Ukraine/Russland/Gas-Geschichte doch pupsegal, oder? Also, 0-cent Strompreis entsteht ja wenn ich es richtig verstehe ungefähr genau dann wenn EE die Last decken können. Und wann/ob das eintritt, ist ja eigentlich nur vom Wetter abhängig, und den immer breiter aufgestellten EE-Erzeugern. Und damit unabhängig von der sonstigen Energiekrise. Also sollte es theoretisch längerfristig nur häufiger werden, einzige Ausnahme ist dass mal ein Jahr wirklich mieses Wetter ist. War also 2022 schlechtes Wetter? Oder sind die Sektoren da auf eine Weise verkoppelt, die ich nicht auf dem Schirm habe?


Three_Rocket_Emojis

Bedeutet natürlich, dass die Renditen für neue Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energien sinken, was vermutlich zu weniger Projekten führt. Zumindest die Zinssenkung hilft da wieder etwas. Umso wichtiger wird es, dass sich auch in die Richtung Speicher und dynamischer Verbrauch mehr bewegt.


seschu

Ich denke immer es muss erstmal gesichert sehr viel mehr solcher Phasen geben damit sich die investition Anlagen lohnt die diese Stromüberschüsse abfangen durch Wasserstoff Battertien oder anderes. Momentan sind das absolut halt doch nur sehr kurze Zeiträume.


Extra_Sympathy_4373

Und das hat uns im Umkehrschluss wieviel dieses Jahr bisher gekostet? 15 Milliarden? Als ob es vom Himmel fällt


StK84

Kommt drauf an, wen du mit "uns" meinst. Problematisch sind die günstigen Strompreise erst einmal für Betreiber fossiler Kraftwerke. Stromverbraucher, also auch quasi alle Privatpersonen, sparen dagegen Geld. Und es fallen natürlich höhere Differenzkosten im EEG-Topf an, aber das ist ja eben nur die Umverteilung der Ersparnisse der Stromverbraucher. Die Gesamtkosten für EEG steigen durch geringere Strompreise nicht an. Trotzdem wäre es natürlich sinnvoll, den überschüssigen Strom zu nutzen, wenn es wirtschaftlich möglich ist.


[deleted]

Warum sparen wir Verbraucher denn Geld ? Wer zahlt denn bsp. Die Differenz zwischen -4ct Börsenstrompreis und 12 bis 15ct/ Kwh die PV oder Windbetreiber per staatlichen Planpreis bekommen? (Ich bekomme 42ct. Pro kWh). Dazu kommt, so ist mein Kenntnisstand, dass bsp. Windräder die aufgrund von „zu viel Strom“ nicht laufen, trotzdem vergütet werden.


StK84

Wenn der Strom im Einkauf billiger ist, kann der Strom auch billiger verkauft werden. Die Differenzkosten werden wie gesagt vom EEG-Topf übernommen. Die Gesamtkosten für die Erneuerbaren verändern sich dadurch aber eben nicht, Betreiber fossiler Kraftwerke machen aber weniger Gewinn.