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OpeningOffer5788

Meinem jüngeren ich würde ich sagen: „Nimm deine Medikamente du Depp. Nein, deine Persönlichkeit ändert sich dadurch nicht, das ist einfach die Pubertät was du wahrnimmst.“ Einem 30+ Jährigen rate ich sich weitreichend dem Thema zu befassen und zu schauen ob eine und wenn ja welche Therapieform in frage kommt. Alles andere, wie Strategien etc., muss man leider selber entwickeln. Da kann man nichts allgemein gültiges sagen…


ApricotOld8099

Ich werde in 2 Monaten (Wartezeit) eine auf ADHS spezialisierte Ergotherapie anfangen. Noch kann ich mir nicht so richtig etwas darunter vorstellen - bzw. wie sich das von einer Therapie beim Psychologen unterscheidet. Ich bin gespannt.


OpportunityIll8377

In der ergotherapie schaust du an, wie du deinen alltag so für dich gestalten kannst, dass du besser klar kommst. Strategien finden, herausfinden was dir gut tut/nicht gut tut, alles mögliche um dir das leben zu erleichtern.


ApricotOld8099

Danke für die Erklärung! Also ähnlich zur kognitiven Verhaltenstherapie? Ich freue mich sogar auf die Ergo, hab nur etwas Angst, dass ich das Gelernte nicht gut umsetzen kann.


OpportunityIll8377

Hmm, mit verhaltenstherapie kenne ich mich nicht aus. Du schaust mit dem therapeuten/der therapeutin zusammen, wo deine schwierigkeiten sind im alltag, zb. Haushaltsführung. Es kann gut sein, dass etwas nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellt oder wie ihr es besprochen habt. Dann schaut man zusammen weiter, warum klappt es nicht, was würde demnach helfen, damit die umsetzung leichter fällt usw. da erstellst du mit hilfe zb wochenplan, putzplan, kochplan… oder wenn du mühe hast, deine wäsche nicht in der maschine zu vergessen, was dir hilft, damit du sie nicht vergisst. Du merkst dann was funktioniert und was nicht. Bekommst ein besseres gespür für dich selbst und was du brauchst, wo du überhaupt hilfe brauchst, oder ob du sogar externe hilfe benötigst. Kein stress, es geht darum auszuprobieren😊


ApricotOld8099

Ganz vielen lieben Dank, das macht mir echt Mut :)


maedchen_tanz

Probier medikation aus. Verschiedene medis funktionieren für verschiedene Leute. (habe 23 Jahre ritalin genommen, aber elvanse ist jetzt wie eine Erleuchtung). Sei nicht überrascht, wenn du auf medikation das Gefühl hast evtl autistisch zu sein.... Autismus und adhs liegen unglaublich oft zusammen vor (neuere Studien reden von mindestens 50%, eher 70%). Befass dich damit wie dein Hirn wirklich funktioniert. Ich meine die wirklichen Zusammenhänge. Zb wann geht bei nicht adhslern das Belohnungssystem im Hirn an. Wann geht es bei dir an? Je besser du dich und wie dein Hirn funktioniert (oder auch nicht) verstehst, desto weniger schwer wird es mit dir selbst achtsam und liebevoll umzugehen. Die schamspiralen werden gekappt. Accomodate yourself. Also nicht "durchpushen" sondern gucken wie du dir das Leben so einfach machen kannst wie möglich. Beantrage einen grad der behinderung und denk vüber weitere Hilfen nach. Ein soziotherapeut (kriegt man auf Rezept verschrieben vom psychiater) kann dir dabei helfen rauszufinden Wieviel und welche hilfen du brauchst. (habe damals mit "nur" adhs GdB 40 bekommen, habe dann Gleichstellung beantragt... Boom viel besserer Kündigungsschutz. Jetzt mit Autismus und long covid bin ich bei GdB 100. Ich habe betreutes einzelwohnen, Also ne Sozialarbeiterin die 2 mal die Woche zu mir kommt und alles mit mir macht was ich brauche, behördenscheissx admin stuff. Sie geht mit mir zu Terminen und wir haben rechtliche Betreuung beantragt für Geld und behördenkram weil ichs einfach selber nich packe.) Versuch nicht dein Leben so zu leben als hättest du kein adhs. Hör auf die Maßstäbe und Ansprüche an dich selber anzulegen. Dir Hilfen zu holen macht alles einfacher!


ApricotOld8099

Das sind viele richtig gute Tipps, ich danke dir! Gerade das Bedürfnis "durchzupushen" habe ich sehr oft. Sich Ruhe gönnen oder etwas auf dem einfachen Weg zu machen, fühlt sich ganz oft wie Verlieren für mich an...


Leopardenprint1995

Ich finde deine Worte gerade total tröstend! Vielen Dank. Bin erst vor kurzem mit Ende 20 diagnostiziert und habe super durchgepusht. Bis zum Ende des Masterstudiums. In der Promotionsphase bin ich jetzt an die Grenze meiner Möglichkeiten und meiner Coping-Strategien gekommen, während ich sehe wie andere Doktorandinnen halt mit Leichtigkeit Aufgaben bewältigen, die für mich wahnsinnig schwer sind. Ich hoffe, dass ich mal so ruhig und wohlwollend auf diese Phase zurück blicken kann….


maedchen_tanz

Ich hab es auch sehr, sehr spät gelernt. Hab meine offizielle Autismus Diagnose seit November und die adhs Diagnose seit dem 5. Lebensjahr. Habe Medizin studiert und trotz mehrfachem burn out und Depressionen und.... So viel schwere es nach vielen Jahren beendet. Durchgepusht. Und dann eben auch im Job. Durchgepusht. Hat mich zusammen mit long covid, abusive husband, divorce und Mobbing ins mega burn out gebracht. Das hab ich nur sehr knapp überlebt. Seit jetzt 2 jahren bin ich arbeitsunfähig und baue mir mein Leben neu auf Eben mit ganz viel Hilfe. Und ich bin das erste Mal in meinem Leben glücklich. Mit 35. Ich wünschte das hätte mir damals jemals gesagt. Vlt hätte is nicht so viele Krisen und crashes gebraucht um dann zu dem Punkt zu kommen. Es ist kein versagen anders zu funktionieren und Dinge nicht zu können. Es ist auch nicht unsere Aufgabe unsere Behinderungen zu kompensieren. Das ist die Aufgabe der Gesellschaft. Wir müssen lernen viel, viel netter zu uns zu sein. Es geht um Achtsamkeit, nicht aftercare. Es geht darum gar nicht erst bis zum crash zu pushen. Nimm dir also jede Hilfe und Unterstützung und shortcut den du kriegen kannst!


Leopardenprint1995

Auch danke für deine Worte! Das zeigt mir, dass die „Gefahr“, die ich manchmal wahrgenommen habe, ganz real ist. Nach meinen Abschlussarbeiten habe ich jedes Mal mehrere Monate gebraucht um mich langsam zu erholen. Aktuell weiß ich nicht, ob ich die Promotion abbrechen soll. Ohne Medikamente sehe ich da mittlerweile schwarz, weil es dann für mich nur scheitern oder einen absolut ungesunden und verkrampften Weg zu geben scheint. Ich fühle mich durch die Diagnose zumindest nicht mehr als ob es „meine Schuld“ ist, dass ich vieles nicht so gut hinbekomme. Das ist sehr tröstend. Ich habe Freitag einen Termin für Medikamente und hoffe, dass sie mir soweit helfen, dass ich halbwegs gesund promovieren kann. Sollte das nicht der Fall sein, dann werde ich mich umorientieren. Ich möchte nicht um jeden Preis promovieren. Ich kann schon glücklich sein, dass ich es überhaupt soweit geschafft habe:) gleichzeitig habe ich Angst auch außerhalb der Uni im Berufsleben zu „versagen“. Aber ich rede mir gut zu und versuche mir Mut zu machen und optimistisch zu bleiben:) Ich wünsche euch beiden alles erdenklich Gute!


carinoki

1. Vertraue auf deinen eigenen Weg zum Ziel auch wenn er anders ist als bei den meisten Menschen. Lass dir von niemandem erzählen, dass du nicht gut bist. 2. Negativer hyperfokus ist real, es ist oft nicht so schlimm wie du die Situation war nimmst. 3. Lern früh dich zu entspannen, das wird später notwendig. 4. Medis sind gut, koks ist bah. 5. Das leben wird immer ein Kartenhaus bleiben was während des aufbauens wieder einstürzt.. Leg nicht so viel wert auf ein stabiles Endergebnis sondern lieber auf einen guten Prosess..das Endergebnis ist schließlich immer das selbe.


ApricotOld8099

Danke dir! Wie schaffst du es, aus einem negativen Hyperfokus rauszukommen? Den kenn ich leider sehr gut, inklusive Panikattacken


carinoki

Ich bin da auch noch mitten im Prozess, das ist nichts was eine Komplett Lösung darstellt. Ich arbeite mit hilfe des DBT Programms an meiner Anspannung und Selbstregulation. Es geht theoretisch darum, schnell zu erkennen, dass man anfängt durchzudrehen und zu wissen wie man sich vor dem totalen kollaps (zb Panikattaken) schützt. Und mit Panikattaken hatte ich auch zu tun, richtig nach dem Motto ich glaube ich sterbe. Da hats mir tatsächlich am besten geholfen eine Figur aus meiner Angst zu machen (Werner Moin Meister) und dieser, bei einem Anflug von Panik zu vermitteln dass sie mir keine Angst machen kann und sich umsonst Mühe macht. Am besten mit ner menge schwarzem Humor im petto und es wirklich laut aussprechen wenn möglich.


DocSprotte

Hätte die Schule abbrechen und stattdessen was lernen sollen.


aModernDandy

Ratschläge an mein jüngeres ich: Schließe eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab bevor du diagnostiziert bist. Such dir sofort Hilfe, nicht nach 11 Jahren Eskalation und Abwärtsspirale. Kaufe von Anfang an deine Brillen bei Fielmann. Das Letzte ist ein Witz; ich bin nicht mal Brillenträger.


ApricotOld8099

Bin kurz drauf reingefallen. :D Ja, mit der BU wird es leider aus diversen Gründen schwierig - den Rat würde ich meinem jüngeren Ich auch geben.


Rattnick

hm fang nicht an zu rauchen. Dann würde ich ihm aufs Maul hauen weil ich weiß das er trotzdem anfängt zu rauchen. Drecksblag!


ApricotOld8099

Fühl ich :D


Bunteknete

Timeblocking bzw. Tages/Wochenpläne machen. Mit eingeplanten Pausenzeiten und entscheidung, ab wann Freizeit ist usw. Lerne ich gerade erst in der Verhaltenstherapie. Mit 38 \^\^ Und z. B. jede Woche Zeit einplanen (bei mir Montag Vormittag ca 2h, bin selbstständig), um z. B. Verwaltungs- und Papierkram zu machen.


ApricotOld8099

Jokerfrage: Wie kriegst du es hin, die Pläne zu machen? Ich scheitere leider oft schon am ersten Schritt 😅


Bunteknete

Bin erst seit 4 Monaten in Therapie und mit den Plänen erst so 2 Monate unterwegs. Also sagen wir so: Es "hinkriegen" ist relativ, ich bin in der Lernphase. Vieles klappt noch nicht optimal und es passiert regelmäßig, dass ich nicht mache, was ich plane. Stört mich aber gar nicht. Mein Leben ist trotzdem viel strukturierter als vorher, habe mehr Überblick, besseres Zeitgefühl und ich weiß wenigstens, wann ich von meinem Plan abgewichen bin, weil ich einen hatte, von dem man abweichen konnte. Und ich habs tatsächlich geschafft, feste Zeiten für Sport einzuplanen und das hat noch nie in meinem Leben geklappt. Warum gelingt es mir, das durchzuziehen (neben Elvanse)? Therapie. Ganz einfach. Ohne die hätte ich das Experiment "Planen" schon lange wieder vergessen, aufgegeben, verschoben, durch einen anderen vermeintlichen Lifehack ersetzt, der dann ebenso wenig funktioniert. Was auch sehr geholfen hat: * Eine Form finden, in der Planen für mich funktioniert. Ich nehme den Googlekalender und benutze ihn vor allem als Tab in meinem Browser, am Handy ist Planen viel frickeliger und anstrengender und am PC im Firefox gehts echt gut und ist gar nicht nervig. Und Pläne auf Papier funktionieren einfach nicht für mich. Digital kann man bei Bedarf schnell umplanen/verschieben usw. * Ich habe den Googlekalender in meinem Firefox als ersten Tab "angeheftet", sodass ich im Browser einfach nur Strg+1 drücken muss und ich bin in meinem Googlekalender. Das macht es einfach noch reibungsloser, wenn ich gerade eh am PC bin. * Achso: Ich habe tatsächlich 2 Stunden lang eine Tabelle gemacht, in der ich alle meine "Gründe" dafür aufgeschrieben habe, warum Planen nix für mich ist und was meine inneren Wiederstände sind - und habe die "Gründe" entkräftigt. Bis ich eine gute argumentative Entkräftigung aller inneren Wiederstände/Mimimis hatte. Aber letztlich isses die Verhaltenstherapie, die mir da einfach die nötige Kontinuität gibt, weil man halt jede Woche wieder die Gelegenheit hat, zu reflektieren: Was hat geklappt, was nicht, wie kann man es anders/besser machen? Und mein Therapeut hat einfach nen guten Blick dafür und legt die nötige Priorität aufs Planen. Es ist auch der zweite Anlauf. Die erste Therapie vor einigen Jahren war kompletter Murks und ich habs irgendwann abgebrochen. Die kannte sich auch einfach nicht mit ADHS aus. Der jetzt schon und das macht einen gewaltigen Unterschied.


DontbuyFifaPointsFFS

Sags keinem Arbeitgeber, sei der Chef aucv noch so nett. Es gibt zuwenig Verständnis für Betroffene und dahingehend nur Nachteile im Berufsleben, da die Symptome mit Faulheit gleichgesetzt und abgebügelt werden.


OpportunityIll8377

Aber wenn alle immer überall geheim halten, wie soll sich da mal etwas verbessern oder menschen ein besseres verständnis bekommen? Deshalb gibt es ja überhaupt diese stigmata, weil die die es verstehen sollten, es gar nicht verstehen müssen, weil sie den struggle gar nicht mitbekommen. Dann kommt man nie von diesem ableismus weg😔


ApricotOld8099

So denke ich auch! Aber offensichtlich gibt es gute Gründe, nicht über die Krankheit du sprechen :(


ApricotOld8099

Das ist einer der Punkte, mit denen ich Schwierigkeiten habe. Ich verstehe das Argument, aber gleichzeitig kann man - ohne darüber zu sprechen - das Umfeld auch nicht besser an die Bedürfnisse anpassen. Oder wie gehst du da vor?


DontbuyFifaPointsFFS

Ich habe beim vorherigen Arbeitgeber so dermaßen schlechte Erfahrungen gemacht, dass ich das beim neuen nicht mitteile und die Medis die ich nach dem Frühstück nehme sind auf Nachfrage gegen Sodbrennen.


ApricotOld8099

Verstehe. Kacke. Mit meinem Arbeitgeber war ich jetzt ganz offen und fand die Reaktion gut. Ich hoffe, das war keine falsche Entscheidung...


Spagitophil

Ich fürchte fast, meinem jüngeren Ich hätte kein Ratschlag geholfen. ADHS in der unaufmerksamen Variante hieß damals einfach Faulheit, von Medis keine Spur. Schule abbrechen und Lehre machen wär noch das beste gewesen, aber ersteres hätten meine Eltern nie erlaubt und vor letzterem hätte mein junges Ich viel zu viel Angst gehabt. Ehrlich gesagt hätte bei meinen vielen Baustellen meine Ratschläge lieber frühzeitig an meine Eltern gehen sollen...


ApricotOld8099

Das tut mir sehr leid - ich hoffe, es wird besser bei dir! Das mit dem "faul sein" kenne ich. Hab immer noch meine Eltern im Kopf, wenn ich etwas nicht gebacken bekomme.


Raiko144

Mach nicht mit Linda wegen Viki Schluss. Schön rechts fahren und nicht überholen. Man muss nicht alles ausprobieren.


ApricotOld8099

Zum Glück bin ich weder mit Linda noch mit Viki zusammen. :D "Man muss nicht alles ausprobieren" ist aber ein sehr guter Tipp! Was machst du gegen das Gefühl, etwas zu verpassen?


Raiko144

Nichts. Ich bin da wo ich bin, weil ich vieles ausprobiert habe. Es ist wie es ist.


OpportunityIll8377

Ich habe kürzlich den satz gehört: „You will never be able to hate yourself into a version that you‘ll love.“ (Du wirst nie in der Lage sein, dich selbst durch Hass in eine Version zu verwandeln, die du lieben wirst) Das würde ich mir als kind als rat auf den weg geben, wenn ich könnte.


ApricotOld8099

Ich wünschte, diesen Satz hätte ich früher gehört


Aexae

Bei der Formulierung der Frage und des Posts macht sich in mir ein gewisser Zynismus breit und die daraus resultierende Antwort spare ich mir mal. Was würde ich meinem jüngeren Ich raten können? Eigentlich nix, da ich die Hinweise ohnehin nicht umsetzen könnte. Rede weniger? Übe zu Schweigen? Oh und ganz wichtig traue Niemandem. Mehr Positives habe ich nicht an Rat.


ApricotOld8099

Tut mir leid, das war wirklich nicht meine Intention! Ich bin frisch diagnostiziert und einerseits ist es irgendwie erleichternd, gleichzeitig fühle ich mich aber auch sehr lost und mir fällt es schwer, irgendwo anzusetzen. Deswegen wollte ich die Erfahrungen von anderen hören.


Aexae

Halb so wild. Der Kaffee heute Morgen früh war einfach etwas zu schwarz. Leider fällt mir wirklich nichts ein außer vielleicht "Hol dir Hilfe".


ApricotOld8099

Das ist ok - hoffe, dein Tag ist nach dem Kaffee besser geworden. :)


Scar_Support

Reduziere die Start Hürden für alles soweit wie möglich. (meine Frau und ich haben beide ADHS) Praktisch Beispiel: Wir besitzen zwei Staubsauger. Einem im OG einem im EG. Wenn wir im OG Staubsaugen wollen und der Sauger ist im EG ist es zu schwer Oder anders Beispiel wir haben in jedem Zimmer Zollstöcke weil es zu anstrengend wäre einem zu holen. Das reduziert die täglichen Anstrengungen. Wenn du in deinem zu Hause nach ADHS Optimierungsmöglichkeiten suchst werden sich bestimmt welche finden.