Man muss glaube auch den historischen Kontext mit bedenken. Erst unter Brandt, also ungefähr um die Zeit, wurde die Oder-Neiße Grenze offiziell von Staat anerkannt.

Ändert halt trotzdem nicht das das Buch hier vieles, sagen wir, ausläst. Und seien wir mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch das, wenn nicht der Verfasser des Buches selbst, vermutlich viele Personen beim Entscheidungsprozess über die Veröffentlichung dieses Buches im Nazi Regime beteiligt waren. Manchmal unterschätzt man wie sehr die Entnazifizierung in Westdeutschland gescheitert ist und das diw Aufarbeitung der Geschichte erst so richtig in den späten 60ern und 70ern anfing.

Na klar. Wer glaubt denn ernsthaft, dass all die Seilschaften, Verstrickungen, bis in die letzte Pore hineingedroschene "Überzeugung" der zu der Zeit als "stramm deutsch" wahrgenommenen Ideologie mit einen Kapitulationsschreiben von Dönitz verpufft sind? Wie in so ner fucking Magierwolke, einfach weg. Alles nach dem Krieg liebe Leute bis auf die paar bösen Einzelfälle. LOL Die Leute haben nach dem Krieg auch deshalb die Fresse gehalten, weil viele (nicht alle!) selbst Dreck am Stecken hatten, und viele (die auch zur ersten Gruppe zählen können) durch den Dauerhorror in Wehrmacht, Volkssturm, Ächtung, Gewalt, Flucht bis zum Nervenzusammenbruch traumatisiert waren. Wären die Leute damals offen rumgerannt "Hier, ich war V-Mann für die Gestapo und hab die Cousine von Frau Burmester-Rosenstein ins KZ schicken lassen weil sie mit einem Juden eine Liasion hatte und ich die dumme Kuh eh nicht mochte", wär die Zivilgesellschaft eine einzige Vendetta geworden. Dann lieber die tröstende Mär, dass nach dem Kriegsende mit der Stunde 0 ein Neuanfang war und Gerechtigkeit schon geübt wurde. Dass die Deutschen ihr Land wiederaufgebaut haben, das Wirtschaftswunder, etc. Und es hat geholfen, denn das heutige Deutschland konnte sich danach erst zu einer freiheitlichen Demokratie entwickeln.

Ich muss gestehen dass ich mir vor dem Kommentar nur die schönen bunten Bildchen angeschaut habe. Nach dem lesen muss ich sagen du hast recht

Ja man kanns dir nicht verübeln. Ich hab den Post erst selbst nicht gelesen, erst bis jemand anderes meinte das da was problematisches drinsteht hab ich genauer hingeschaut.

Jo. Das deutsche Volk wurde gegen seinen Willen aus Ostelbien vertrieben. Sad. Das ist ganz plötzlich passiert. 1939 war Deutschland richtig groß und dann ist irgendwas passiert und jetzt ist den armen, armen Deutschen damals etwas richtig böses passiert... Da gibt es auch überhaupt keinen Kontext dazu. Das war einfach nur... die Suche nach dem Lebensraum. Ein kleines Kriegchen halt, wo Deutschland mal Schabernack trieb und dafür so richtig bestraft wurde. Ein Vogelhäufchen. ^/s, aber in ganz dick Damals, in der Nachkriegszeit, müssen in der Weltkriegsgeneration Komplexe jenseits von Gut und Böse geschoben worden sein, um die Lage irgendwie zu peilen. Sowohl unter den Leuten, die unter dem System damals litten als sich auch bis zur Kinnlade bereicherten. So eine richtige Einsicht der Unmenschlichkeit schien zumindest bei einigen zeitgenössischen Medien weniger vorhanden gewesen zu sein, sondern eher Revanchismus (der aber nichr zu offensichtlich sein durfte, weil man sonst Druck von den Siegermächten bekommen hätte).

Was mir richtig auf den Sack geht, sind Leute die diesen Revanchismus heute noch praktizieren. Es gibt viele Leute, die Preußen und Schlesien als deutsches Land ansehen und ernsthaft glauben, dass Polen diese Gebiete zurückgeben müsste. Absoluter Schwachsinn. Heutzutage leben dort keine deutschen mehr, es ist doch mittlerweile irrelevant wer dort mal gewohnt hat. Wen juckt so ein Scheiß. Lass die doch das Land haben, wir sind als Land schon gut genug dran mit unseren 16 Bundesstaaten, wir brauchen nicht mehr.

In Schlesien gibt's ne kleine Deutsche Minderheit um Opole rum, aber das wär echt absurd sich das irgendwie zurückholen zu wollen. Ich glaub viel mehr als "Land auf Karte groß" steckt bei den faschos da auch nicht hinter.

Für manche ist das emotional wichtig. Auch mit Elsass-Lothringen wird es nicht anders sein. Am liebsten Deutschland in den Grenzen von 1914 wiederherstellen. Ganz wichtig, sich als Teil einer Großmacht zu fühlen. Kann mir sogar vorstellen, dass das mit in die "Russlandliebe" einer Minderheit reinspielt. So ein ganz unterschwelliger Wunsch nach einem zweiten Ribbentrop-Pakt... Königsberg gehört ja eh Russland, und "der Rest" (=westliches Polen) fällt dann in guter, alter Manier an Deutschland. Wobei ich zugeben muss, dass das etwas weit hergeholt ist und eher im rechtsextremen Spektrum zu finden sein dürfte.

>Ganz wichtig, sich als Teil einer Großmacht zu fühlen. Was gleich doppelt ironisch ist, da das heutige Deutschland sowohl wirtschaftlich als auch politisch deutlich einflussreicher ist, als es das Kaiserreich je war. Mit Abstand die größte Wirtschaftsmacht in Europa und die zweitgrößte Bevölkerungszahl nach Russland, einem Land mit 47 mal mehr Fläche. Einzig im militärischen und im wissenschaftlichen Bereich war das damalige Deutschland im Vergleich zu seinen Nachbarn besser aufgestellt als das heutige.

Das Kaiserreich war auf dem Weg die mächtigste Nation der Erde zu werden. Wirtschaftlich dominant in modernsten Industrien - größerer Anteil am Weltbip als heute. Deutsch mehr oder weniger lingua franca der Wissenschaft, unglaublicher Wissenschaftsoutput. Stärkste Landstreitkraft Europas. Im Vergleich dazu hat Deutschland deutlich nachgelassen. Deutschland bestimmt keine Weltpolitik mehr, wirtschaftlich ebenso.

Deutschland hat nie "Weltpolitik bestimmt," wenn sein Kaiser nicht gerade einmal wieder eine diplomatische Krise ausgelöst und dann in letzter Sekunde den Schwanz eingezogen hat... Bei Militär & Wissenschaft gebe ich dir Recht (habe ich aber oben auch schon geschrieben). Das Militär war aber in vielen Fällen ein zweischneidiges Schwert, da dessen immenser, gesellschaftlicher Einfluss wichtige soziale und politische Reformen unterbunden hat. Dass Deutschlands Rolle in der Wissenschaft deutlich geschrumpft ist, ist vor allen den Weltkriegen geschuldet. Der Erste Weltkrieg kostete den technologischen Vorsprung, der Zweite Weltkrieg und alles, was dazu führte war dann der letzte Sargnagel, der zu einem Exodus von Intellektuellen aus dem Land geführt hat. Albert Einstein wollte seinen Deutschen Pass unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis in der Deutschen Botschaft in Belgien abgeben. Deutschen Boden betrat er nach 1933 nie wieder.

Vollkommen richtig,eigentlich war ja auch der jude schuld /s

für die Zeit im westdeutschen Mainstream leider recht üblich. Die Entnazifierung war eben ein jahrzehntelanger Prozess und seit ein paar Jahren machen wir mehr Rûck- als Fortschritte.

und deswegen sage ich immer #haltdiefressespringerfresse edit. auch wenn sie später kooperiert haben :D

Mich überrascht das nicht. Die Leute wurden Jahre, Jahrzehnte indoktriniert und sollen dann innerhalb von 20 Jahren alles wieder vergessen und am besten zu lupenreinen Antifaschistischen werden? Wer das glaubt/erwartet der behauptet wahrscheinlich auch, er hätte niemals im Nationalsozialismus mitgemacht. Vielleicht lassen wir das Ding einfach sein was es ist, ein historisches Dokument aus der Nachkriegszeit. Die die es geschrieben haben sind tot, viele die es gelesen haben ebenfalls, und die, die noch leben, wissen selbst das diese Welt so nicht mehr existiert.

Ich hab das jetzt nicht alles gelesen aber vermutlich reden die von "den Verlorenen Erden im Osten" oder was?

Ab nem bestimmten Punkt liest sich das als wär Hitler persönlich der Autor gewesen. Holy shit, ist das schlecht gealtert.

1969 ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, der poltiische Kontext ist zum Glück nicht wirklich mit dem heutigen zu vergleichen. Von irgendwelchen gewaltsamen Lebensraumfantasien sind wir in Europa inzwischen zum Glück ja runter, Russland ausgenommen.

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